- Das Corona-Medikament Paxlovid steht in Deutschland kurz vor der Zulassung
- Das Mittel soll schweren Krankheitsverläufen vorbeugen
- Das sagen Experten wie Karl Lauterbach über Paxlovid
Ein Covid-Medikament steht in Deutschland kurz vor der Zulassung: Paxlovid soll möglichst noch im Januar als Mittel zu Behandlung schwerer Krankheitsverläufe eingesetzt werden können. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte der "Welt am Sonntag", er sei zuversichtlich, dass bis Ende des Monats eine Notfallzulassung für Paxlovid vorliege und die ersten Lieferungen in Deutschland angekommen seien.
Laut dem SPD-Minister bereitet das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) derzeit eine solche nationale Zulassung des Medikament vor. Deutschland solle so bereits vor der noch ausstehenden Zulassung durch die Europäische Arzneimittelagentur EMA in der Lage sein, Paxlovid einzusetzen.
Weniger Tage zuvor hatte Lauterbach bereits die Order von einer Million Packungen Paxlovid bekanntgegeben. Der SPD-Politiker geht davon aus, dass damit der absehbare Bedarf ausreichend abgedeckt werde. "Das Mittel eignet sich insbesondere für die Behandlung ungeimpfter Risikopatienten", so der Minister. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hatte kurz vor Weihnachten eine Notfallzulassung für Paxlovid ausgesprochen.
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Paxlovid: Hersteller ist US-Unternehmen
Produziert wird Paxlovid vom US-Arzneimittelhersteller Pfizer, der unter anderem an der Entwicklung des Impfstoffes von Biontech beteiligt ist. Bereits im November 2021 informierte Pfizer darüber, dass das Medikament die Zahl der Krankenhauseinweisungen und Todesfälle nach einer Corona-Infektion erheblich reduzieren könne. Pfizer-CEO Albert Boula hatte in einer Pressemitteilung von einer "spielentscheiden Veränderung im weltweiten Kampf gegen die Verheerungen der Pandemie" gesprochen.
Corona-Medikament: Diese Wirkstoffe finden sich in Paxlovid
Paxlovid, das auch in Isreal beim Kampf gegen die Omikron-Variante zum Einsatz kommt, besteht unter anderem aus dem Wirkstoff Nirmatelvir. Dabei handelt es sich um einen sogenannten Proteasehemmer, der die Vermehrung des Coronavirus eindämmt, in dem er ein bestimmtes Protein im Virus blockiert und so dessen Spaltung verhindert. Es wird laut Angaben des Herstellers Pfizer zusammen mit einer geringen Dosis des Wirkstoffs Ritonavir verabreicht, der bereits in der HIV-Behandlung erfolgreich eingesetzt wird und die Wirkstärke anderer Stoffe erhöht.
Welche Nebenwirkungen Paxlovid haben kann
Zu den möglichen Nebenwirkungen gehören eine Beeinträchtigung des Geschmackssinns, Durchfall, Bluthochdruck und Muskelschmerzen. Die EU-Arzneimittelbehörde hatte außerdem mitgeteilt, dass Paxlovid nicht von Patienten mit schweren Nieren- oder Leberfunktionsstörungen eingenommen werden dürfe und wegen Wechselwirkungen auch nicht in Kombination mit bestimmten anderen Arzneimitteln. Nicht empfohlen wird das Medikament für Schwangere.
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Wie das Corona-Medikament angewendet werden soll
Patienten nehmen nach Angaben des Herstellers über fünf Tage zwei Mal täglich jeweils drei Tabletten ein. Pfizer geht sogar davon aus, dass das Medikament nach einer Zulassung in den häuslichen Apothekenschrank Einzug halten könne, um die Krankheitsschwere, Hospitalisierung und Todesfälle bei Erwachsenen zu verringern. Ob das in Deutschland der Fall sein wird, oder es bei einer klinischen Anwendung bleibt, ist noch unklar.
Experten zufolge muss das Medikament aber innerhalb von drei Tagen nach der Entwicklung erster Covid-Symptome beim Patienten eingenommen werden, um seine Wirkung zu entfalten. Das bedeutet, dass unter Umständen noch nicht klar ist, ob überhaupt eine Corona-Infektion vorliegt, wenn das Medikament eingenommen wird.
Der britische Arzneimittelexperte Peter English sagte dem Sience Media Center im November 2021, Medikamente wie Paxlovid eigneten sich vor allem zur Anwendung in Pflege- und Altenheimen. Dort werden sie an Menschen verabreicht, "die wegen ihres Alters und der hohen Ansteckungsgefahr in Pflegeeinrichtungen einem hohen Risiko ausgesetzt sind" und die Symptome von Covid-19 zeigen, bevor die Diagnose bestätigt ist.
Paxlovid: Macht Medikament Impfung überflüssig?
Zwar wertet die Fachwelt Paxlovid als einen Meilenstein im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Experten weisen dennoch darauf hin, dass eine Behandlung mit dem Medikament kein Ersatz für eine Impfung sein kann. Auch die US-Arzneimittelbehörde FDA hatte erklärt, dass Paxlovid für die Breite der Bevölkerung kein Ersatz für eine Impfung sei. Diese stellt nach wie vor den besten Schutz vor Covid-19 und der Ausbreitung des Coronavirus dar.
(mit dpa)
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