Berlin/Brüssel. Mit Spannung wurde die Einschätzung der EMA zu Astrazeneca erwartet. Die Arzneimittelbehörde hält an dem Vakzin fest.
Nach dem Wirbel um den Einsatz des Corona-Impfstoffs von Astrazeneca hat am Mittwoch die EU-Arzneimittelbehörde EMA ihre mit Spannung erwartete Bewertung abgegeben. Nach mehreren – teilweise tödlichen – Thrombosefällen nach Astrazeneca-Impfungen hält die EMA weiterhin an dem Vakzin fest.
Trotz sehr seltener Fälle von Hirnthrombosen empfiehlt die EU-Arzneimittelbehörde EMA uneingeschränkt die Anwendung des Corona-Impfstoffes von Astrazeneca. Der Nutzen des Wirkstoffes sei höher zu bewerten als die Risiken, erklärte die EMA am Mittwoch in Amsterdam. Blutgerinnsel sollten aber als „sehr seltene Nebenwirkung“ des Impfstoffs aufgeführt werden.
Spezifische Risikofaktoren für Blutgerinnsel nach einer Astrazeneca-Impfung wie etwa Alter, Geschlecht oder Vorerkrankungen seien nicht festgestellt worden, sagte EMA-Chefin Emer Cooke. „Eine mögliche Erklärung für diese seltenen Nebenwirkungen könnte eine Immunantwort auf den Impfstoff sein.“
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Thrombose-Gefahr bei Astrazeneca – EMA vor Entscheidung uneins?
Vor dem öffentlichen Statement am Mittwoch hatte der Chef der EMA-Impfabteilung, Marco Cavaleri, noch andere Töne angeschlagen: „Meiner Meinung nach können wir mittlerweile sagen, dass es klar ist, dass es einen Zusammenhang mit dem Impfstoff gibt“, sagte Cavaleri der italienischen Zeitung „Il Messaggero“ in Bezug auf die gefährlichen Blutgerinnsel. Die genaue Ursache dafür sei aber noch unklar.
Kurz darauf ruderte die EMA aber wieder zurück. Ihr Ausschuss für Medikamentensicherheit habe „noch keine Schlussfolgerung gezogen“ und die für diese Woche angesetzte Prüfung laufe „derzeit“ weiter, erklärte die in Amsterdam ansässige Behörde. Die Ergebnisse würden dann auf einer Pressekonferenz verkündet.
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Corona-Impfung: EMA empfiehlt Astrazeneca weiter uneingeschränkt
Auch nachdem Mitte März verschiedene Länder nach ersten Unregelmäßigkeiten die Astrazeneca-Impfungen stoppten, empfahl die EMA den von der Oxford-Universität und dem britisch-schwedischen Konzern entwickelten Impfstoff wiederholt als sicher und wirksam empfohlen und betont, der Nutzen des Vakzins überwiege deutlich mögliche negative Folgen. Ein kausaler Zusammenhang zwischen der Impfung und den Blutgerinnseln sei „möglich“, allerdings gebe es dafür keinen Beweis, hieß es bislang von der EMA. Auch der britisch-schwedische Hersteller betont dies.
Mehrere Länder, darunter Deutschland, Frankreich und Kanada, haben den Einsatz des Vakzins aber bereits eingeschränkt. Andere Länder wie Dänemark setzten die Verwendung vorsichtshalber vollständig aus. Hierzulande darf er nur noch an ältere Menschen verimpft werden.
Astrazeneca: Gesundheitsminister beraten über Zweitimpfungen
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) berät aus diesem Grund an diesem Mittwoch erneut mit seinen Kollegen aus den Ländern über eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) zu Zweitimpfungen beraten. Die Stiko hatte vergangene Woche empfohlen, dass Menschen unter 60 Jahren, die bereits eine erste Corona-Impfung mit dem Präparat von Astrazeneca erhalten haben, bei der zweiten Impfung auf einen anderen Impfstoff umsteigen sollen.
Laut Spahn haben bereits 2,2 Millionen Bürger unter 60 eine erste Impfung mit Astrazeneca erhalten. Die Stiko empfiehlt, dass sie nun nach zwölf Wochen eine Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff (Biontech/Pfizer oder Moderna) bekommen.
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(fmg/dpa)