Berlin Die Fotos der Influencerin Anne-Sophie Schmidt werden auf Instagram tausendfach geteilt, aber zum Politikum wurden sie dadurch noch nicht – bis jetzt. Denn ein vermeintlich harmloses Pärchen-Foto aus dem vergangenen Jahr wird von rechten Nutzer und AfD-Anhängern auf Facebook geteilt. Die Influencerin wehrt sich jetzt dagegen, denn der Fall hat für sie weitreichende Folgen.
Die Bloggerin postet regelmäßig auf dem Account annisophie Beiträge zu den Themen Mode, Fitness und Reisen. Das Foto, das nun für Aufsehen sorgt, hat die deutsche Instagram-Nutzerin und Bloggerin im Oktober 2018 gepostet. Es zeigt sie selbst mit ihrem Freund in bayerischer Tracht vor Sonnenblumen. Im Text dazu schreibt die Autorin über Liebe und Beziehungen und wie es ist, den richtigen Partner gefunden zu haben.
AfD missbraucht Foto von Instagram-Influencerin
Das Bild sei im Rahmen des Oktoberfests in München entstanden, sagt die Influencerin unserer Redaktion. Vor einigen Wochen sei das Foto dann auf einer rechten Facebook-Seiten geteilt worden. In den Beiträgen stellen rechte Nutzer die Bloggerin und ihren Freund als perfektes deutsches Paar dar und wettern gleichzeitig gegen Zuwanderung. Eine internationale Verbreitung nahm ihren Lauf.
„Daraufhin habe ich die Seite gemeldet und auch der Seite und den Leuten, die den Beitrag geteilt haben geschrieben, dass ich nicht möchte, dass das Bild dafür verwendet wird“, sagt die Bloggerin.
Am 10. März postete auch Andreas Albrecht Harlaß, Pressesprecher der AfD-Fraktion im sächsischen Landtag, das Foto auf Facebook. Von Partnerschaft und Liebe schreibt er in dem Post dazu aber nicht. Stattdessen fordert Harlaß ein „Europa der Vaterländer“.
Das Bild wurde alleine über den Account des AfD-Politikers über 70 Mal geteilt. Unter dem Beitrag schreiben Nutzer, dass auf dem Foto ein „tolles deutsches Paar“ zu sehen sei. Harlaß hat das Foto mittlerweile gelöscht.
Auf Anfrage unserer Redaktion sagt er: „Wenn ich gewusst hätte, was die Quelle ist, hätte ich sie auch angegeben“. Er könne jedoch nicht mehr genau nachvollziehen, wie er an das Foto gelangt sei – auf Instagram sei er selbst jedenfalls nicht aktiv.
Das Foto sei ein Test gewesen, um auszuloten, warum das Bild bei anderen Accounts gelöscht worden war. Wie unsere Redaktion erfuhr, will sich Harlaß bei der Urheberin entschuldigen.
Facebook hat offensichtlich nicht reagiert
Unklar bleibt, warum Facebook nicht vorher auf die massenhafte Urheberrechtsverletzung reagiert hat. So wurde der Facebook-Beitrag des ehemaligen „Bild“-Redakteurs Harlaß bereits vor der Löschung durch den Politiker mehrfach gemeldet. Eine Antwort Facebooks zu den Meldungen gab es jedoch bis Mittwochmittag nicht.
So lange das Foto jedoch ungefragt geteilt wird, bleibt es ein enormes Ärgernis für die Urheberin. Mittlerweile leide sie sogar beruflich darunter.
„Ich habe deswegen bereits eine Absage einer Zusammenarbeit mit einer Firma erhalten“, sagte sie unserer Redaktion. Sie und ihr Freund seien selbstständig und leben vom eigenen Blog und den Social-Media-Kanälen.
Facebook stand immer wieder in der Kritik, zu recht gemeldete Inhalte nicht schnell genug zu löschen. Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) sieht zwar drastische Strafen vor, wenn Plattformen wie Facebook strafrechtlich relevante Beiträge nicht löschen. Doch Experten kritisieren immer wieder, dass sich Beiträge auf den Plattformen mitunter nur sehr umständlich melden lassen: Ein Jahr NetzDG: Was in sozialen Medien trotzdem schiefläuft.
Zwei Influencer haben nach einer Aktion in Berlin ebenfalls Ärger – im Vergleich zu Annisophie aber selbst verschuldet. Ein YouTuber-Treffen in Berlin endete in einer Massenschlägerei.
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