Washington. Bill Nelson erreichte die schreckliche Nachricht zuerst. „Viele Todesopfer sind zu beklagen“, erklärte der demokratische Senator aus Florida am Mittwochnachmittag in Washington. Zu diesem Zeitpunkt war die Lage an der Marjory Stoneman Douglas Highschool in Parkland, 75 Kilometer nördlich von Miami, noch unübersichtlich. Später wird klar: 17 Menschen sind an diesem Aschermittwoch gestorben, 14 weitere sind verletzt. Drei von ihnen schweben noch in Lebensgefahr.
Der zuständige Feuerwehr-Chef, Dan Booker, hatte sich früh auf eine „Massentragödie“ eingestellt und sämtliche Kliniken im Umkreis alarmiert. Später sagte Schul-Super-Intendent Robert Runcie den Tränen nahe: „Es ist eine Horror-Situation. Es gibt etliche Tote.“
Handy-Videos zeigen furchtbare Bilder
Die großen TV-Networks schalteten sich nach den ersten Eilmeldungen binnen Minuten live zu. Ihre Hubschrauber kreisten über dem dreistöckigen Schulgebäude. Mehrere Rettungswagen fuhren vor. Sanitäter bauten Behandlungszelte auf. Auf Tragen wurden die Verletzten für den Transport in umliegende Krankenhäuser vorbereitet. Zu sehen waren Hunderte Schüler, die verängstigt und mit erhobenen Händen aus der Schule geführt wurden; misstrauisch beäugt von schwer bewaffneten Polizisten einer Sondereinheit.
Viele hatten per Handy kurz vorher ihre Eltern informiert, die in Windeseile an Ort und Stelle waren. „Ich dachte erst, das war ein Scherz“, sagte der Vater der 17-jährigen Maggie Hilo. Zu diesem Zeitpunkt war der Schütze noch nicht dingfest gemacht, erklärte das zuständige Sheriffs-Büro von Broward County. Handy-Videos aus der Schule zeigten furchtbare Bilder.
Polizeitrupps durchkämmten Klassenraum nach Klassenraum, um die Situation unter Kontrolle zu bringen. In die Ungewissheit platzte um kurz vor vier am Nachmittag die Nachricht: „Tatverdächtiger festgenommen.“ Offenbar handelt es sich um einen 19-jährigen ehemaligen Schüler der Marjory Stoneman Douglas High School, der Medienberichten zufolge der Schule verwiesen worden war – er galt demnach als Sicherheitsrisiko.
Donald Trump twitterte „Gebete und Beileid“
In Washington wurde die Tragödie, die sich nahtlos an vergleichbare Zwischenfälle in den vergangenen Wochen an anderen Lehranstalten anschließt, umgehend politisiert. „Schulschießerei nach Schulschießerei. Diese Epidemie geschieht nirgendwo anders als in Amerika“, entrüstete sich Senator Chris Murphy, ein Demokrat, der seit langem für eine Verschärfung der Waffengesetze eintritt.
Präsident Donald Trump wurde von Floridas Gouverneur Rick Scott informiert. Er twittterte „Gebete und Beileid“ in den Süden und stellte hilflos fest: „Kein Lehrer und Schüler sollte sich an einer amerikanischen Schule unsicher fühlen“. Parkland markiert nach Statistiken von US-Medien die 18. Massen-Schießerei an US-Schulen in diesem Jahr.
Zuletzt war Mitte Januar ein 15-jähriger Schüler mit einer Waffe in die Marshall County High School in Benton/Kentucky gestürmt und hatte das Feuer eröffnet. Eine gleichaltrige Mitschülerin war sofort tot, ein weiterer Schüler starb später im Krankenhaus. 17 Menschen erlitten teilweise schwere Verletzungen. Der Schütze wurde damals von der bereits wenige Minuten nach Tatbeginn eingetroffenen Polizei ohne Widerstand festgenommen.
