Dresden. Ein VHS-Kurs in Dresden hat die Kleiderordnung im Islam zum Thema - Anproben inklusive. Die Schule versteht den Wirbel darum nicht.
- Das Tragen einer Burka können Teilnehmer des Kurses „Kleiderordnungen im Islam“ an einer Volkshochschule ausprobieren
- Der Kurs sorgt für Aufregung
- Das sagt die VHS dazu
Die Volkshochschule (VHS) Dresden hat ihr Programm für das neue Jahr herausgegeben – und mit einem Angebot für Aufregung gesorgt. Die VHS bietet nämlich den Kurs „Kleiderordnungen im Islam“ an. Vor allem die Kursbeschreibung löste eine Debatte aus.
Darin zu lesen: „Farbenfrohe Kopfbedeckungen machen neugierig auf ihre Trägerinnen. Die unterschiedlichen Farben, Formen, Bindetechniken und Materialien geben Hinweise auf die kulturellen Hintergründe.“ Im Kurs sollen den Teilnehmern „Praxis, Herkunft und Bedeutung der einzelnen Kleiderordnungen“ näher gebracht werden.
Aber nicht nur das: Die Teilnehmer können auch ganz praktisch mal in eine Burka schlüpfen, um zu erfahren, wie es sich anfühlt, heißt es in der Kursbeschreibung weiter.
Kritik von muslimischer Frauenrechtlerin
Die muslimische Frauenrechtlerin Seyran Ates kann für das Angebot kein Verständnis aufbringen. Wie die „Bild“-Zeitung berichtet, kritisiert sie vor allem die in der Kursbeschreibung verwendete Sprache, durch die „unkritisch die Weltanschauungen hinter der Bedeckung verniedlicht“ werde. Ihrer Meinung nach verfestige der Kurs ein traditionelles Rollenbild der Frau im Islam.
Auch CDU-Politiker Jörg Kiesewetter findet laut „Bild“ klare Worte: „Dieser Kurs strotzt vor Naivität. Wir wollen eine Gesellschaft, wo wir uns in die Augen schauen können und nicht lernen müssen, wie man sich verschleiert.“
Unterschiede von Burka, Niqab und Co.
VHS kann Aufregung nicht verstehen
Die VHS kann die „künstlich ausgelöste Kontroverse über den Kurs“ nicht verstehen, wie aus einer Pressemitteilung zu dem Thema hervorgeht. Der Kurs fände nicht erst seit diesem Jahr statt, sondern bereits seit dem Frühjahr 2016 und mittlerweile zum fünften Mal.
Er „dient der wertfreien und neutralen Aufklärung und Information über die verschiedenen Kleiderordnungen im Islam“, heißt es weiter.
Der Direktor der VHS Dresden, Jürgen Küfner, stellte außerdem klar, dass der Kurs an keiner Stelle das Tragen der Burka verherrlicht, „geschweige denn propagiert“. „Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden bei diesem Kurs in die Lage versetzt, sich kritisch mit den religiösen und kulturellen Hintergründen der Kleiderzusammenstellungen im islamischen Kulturraum auseinander zu setzen“, teilte Küfner mit.
Ethnologin als Dozentin verpflichtet
Laut der VHS richte sich der Kurs vor allem an Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit, es können sich aber auch alle anderen Interessierten anmelden. Bisher nahmen bereits knapp 100 Personen an dem Kurs teil.
Geleitet wird das Angebot von einer promovierten Ethnologin, die sich auch mit Frauenrollen und Frauenrechten beschäftigt. „Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Verschleierung ist“, wie Küfner weiter ausführt, „also elementarer Bestandteil des Kurses“. (jei)
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