Berlin. Lange hat man sich bei Union Berlin – zumindest öffentlich – dagegen gewehrt, über einen möglichen Sprung in die Champions League zu sprechen. Nach dem 32. Spieltag wird man sich beim Berliner Fußball-Bundesligisten damit anfreunden müssen, in der kommenden Saison die Hymne der europäischen Königsklasse zu hören.
Das 4:2 (3:0) gegen den SC Freiburg war jedenfalls ein Meilenstein auf dem Weg in den wichtigsten kontinentalen Klubwettbewerb. Durch den Erfolg stellte Union mit 59 Punkten einen neuen Vereinsrekord in der Bundesliga auf und rückte auf Rang drei der Tabelle vor. RB Leipzig kann jedoch am Sonntag mit einem Erfolg gegen Werder Bremen wieder vorbeiziehen.
- Union Berlin bleibt auch im 22. Heimspiel in Folge ungeschlagen in der alten Försterei
- Sheraldo Becker erzielte seine Saisontreffer zehn und elf für Union Berlin
- Mit 59 Punkten hat Union Berlin in der Bundesliga einen neuen Vereinsrekord aufgestellt
Viel wichtiger: Mit dem Sieg haben die Köpenicker drei Punkte zwischen sich und den Freiburgern auf Europa-League-Platz fünf gelegt. Schon am kommenden Wochenende kann das Champions-League-Ticket im Spiel bei der TSG Hoffenheim (20. Mai, 15.30 Uhr) endgültig gelöst werden. Ein Platz in der Europa League ist in jedem Fall sicher.
Trimmel bestreitet 300. Pflichtspiel für Union Berlin
„Gratulation an alle, die sich für den Verein aufopfern. Wir haben uns heute zum zweiten Mal für die Gruppenphase der Europa League qualifiziert. Das ist Wahnsinn, surreal, ich kann es noch gar nicht so richtig fassen“, sagte Union-Trainer Urs Fischer.
Mit Blick auf den Riesenschritt in Richtung Champions League meinte Fischer nur: „Die Ausgangslage ist gut, wir haben es in den eigenen Händen, aber nicht mehr und nicht weniger. Jetzt musst du auch über die Ziellinie gehen.“
Das Duell zwischen zwei Vereinen, die man guten Gewissens als Brüder im Geiste bezeichnen kann, was die Entwicklung in den vergangenen Jahren angeht, war auch ein Spiel der Jubiläen. Christopher Trimmel, Unions Kapitän, absolvierte sein 300. Pflichtspiel für die Köpenicker. Eine Marke, die eigentlich schon viel früher hätte fallen können.
Doch mit der Verpflichtung von Josip Juranovic im Winter erhielt der 36-Jährige unerwartete Konkurrenz auf der rechten Verteidigerposition. Zuletzt hatte Trimmel öfter mal auf der Bank Platz nehmen müssen. „Er war zuletzt in einer etwas anderen Rolle“, hatte Trainer Fischer immer wieder wissen lassen. In der Winterpause hatte der Österreicher seinen Vertrag bei Union um ein weiteres Jahr verlängert, es ist dann seine zehnte Saison mit den Berlinern.
Bei den Freiburgern feierte Christian Günter sein 300. Bundesligaspiel mit den Freiburgern, alle unter Trainer Streich. Zwei Personalien, die als Beleg für die Konstanz dienen sollen, mit der beide Klubs seit Jahren erfolgreich unterwegs sind.
Becker mit Doppelpack für Union Berlin
Am Sonnabendnachmittag präsentierte sich jedoch bei sommerlichen Temperaturen vor 22.012 Zuschauern in der Alten Försterei nur Union als eine Mannschaft, die unbedingt in die Champions League will. Es war eine der besten, wenn nicht sogar die beste erste Halbzeit, die das Fischer-Team in dieser Saison ablieferte.
„Wir haben fast gar nichts zugelassen, Super-Umschaltmomente gehabt, auch die nötige Ruhe am Ball, und wir waren effektiv vor dem Tor. Ich glaube, man kann schon sagen, dass es eine sehr gute erste Halbzeit war“, sagte Robin Knoche. Die Worte des Abwehrchefs machen deutlich, dass die zweiten 45 Minuten nicht mehr ganz so gut gewesen sind.
„Wir tun alles für die Champions League, was wir können“, sagte Sheraldo Becker, mit zwei Toren und zwei Torvorlagen Mann des Spiels gegen Freiburg. „Unglaublich, toll“ sei die Partie gewesen, so der Stürmer, „jeder von uns hat heute Union repräsentiert.“
Die Frage, ob im Saisonendspurt noch genug Benzin im Tank sei, beantworteten die Profis mit einer Laufbereitschaft, die in dieser Endphase einer Saison bemerkenswert ist. Und was die Effektivität vor dem gegnerischen Tor angeht, zerstreute Kevin Behrens schon nach fünf Minuten all Zweifel. Von Sheraldo Becker mustergültig in Szene gesetzt, durfte sich der Stürmer den Ball im Freiburger Strafraum sogar noch zurechtlegen, um dann zum 1:0 einzuschieben.
Spielfluss, Zweikampfverhalten – Union hatte Freiburg fest im Griff. Torwart Frederik Rönnow wurde nur bei einem Kopfball von Lukas Kühler geprüft, wenn auch nicht ernsthaft (28.). Was folgte, waren die drei Minuten des Sheraldo Becker.
Laidouni erhöht auf 4:2 für Union Berlin
Zunächst tanzte der Angreifer noch vergeblich durch die SC-Abwehr (37.), dann jedoch schlug er nach herrlichen Pass von Robin Knoche eiskalt zu, indem er SC-Torwart Mark Flekken zum 2:0 tunnelte (38.). Für seinen Jubel mit der Spiderman-Maske gab es Gelb. Schließlich erhöhte Becker nach einem Trimmel-Freistoß und erneuter Knoche-Vorlage aus dem Hinterhalt auf 3:0 (39.). Die Alte Försterei – ein Tollhaus.
- Champions League:Wie Union Berlin und der SC Freiburg die Konkurrenz einfach ausbooten
- Union Berlin:Manager Ruhnert - „So bescheuert können wir gar nicht sein“
- Kolumne:Ist Union Berlin noch Rock ‘n’ Roll oder doch schon Mainstream?
Kurz nach Wiederbeginn sangen die Union-Fans in ihrer ganz eigenen ironischen Art „So ‘ne Scheiße - Champions League“ (nach der Melodie der Hertha-Hymne „Nur nach Hause“). Doch getreu dem Motto „Hochmut kommt vor dem Fall“ ging dieser Gesang nach hinten los. Freiburg machte deutlich, sich hier nicht kampflos geschlagen geben zu wollen – und Union begann zu schwimmen.
Die Folge waren die Anschlusstreffer durch Manuel Gulde, der völlig frei zum Kopfball kam (56.) und durch einen Elfmeter-Lupfer von Vincenzo Grifo (70.). Freiburg war zurück – und Union schlug zurück, mit einem Konter über Becker, der den Ball quer auf den eingewechselten Aissa Laidouni legte, 4:2 (80.), die Entscheidung.
Mehr über Union Berlin lesen Sie hier.