Tabellenführung

Siebatcheu macht Union zum Spitzenreiter

| Lesedauer: 5 Minuten
Jordan Siebatcheu, Stürmer von Union Berlin, jubelt nach seinem Siegtreffer gegen den FSV MAinz 05.

Jordan Siebatcheu, Stürmer von Union Berlin, jubelt nach seinem Siegtreffer gegen den FSV MAinz 05.

Foto: O.Behrendt / picture alliance / contrastphoto

Union stürmt gegen Mainz dank Kevin Behrens und Siebatcheu zumindest bis Sonntag an die Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga.

Berlin.  Die Fans von Union Berlin ließen an diesem Sonnabendnachmittag nahezu kein Klischee aus. Die Palette an Gesängen, die nach dem Abpfiff der Partie gegen den FSV Mainz 05 von den Rängen hallte, reichte von „Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey“ bis hin zum obligatorischen „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“, natürlich durfte auch das „Stadtmeister, Stadtmeister, Berlins Nummer eins“ nicht fehlen.

Man feierte in der Alten Försterei nach dem 2:1 (1:0) gegen die Mainzer und dem Sprung an die Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga, zumindest bis zum Sonntag, bis zum Spiel des FC Bayern in Wolfsburg. Und das Feiern schließt die Spieler ausdrücklich mit ein. „Natürlich“ habe er mitgesungen, sagte Christopher Trimmel: „Da ist ein bisschen Ironie dabei, aber wir genießen natürlich die Momentaufnahme. Es ist noch ein sehr weiter Weg. Es gibt viele sehr gute Mannschaften, die den Anspruch haben, deutscher Meister zu werden. Wir haben den Anspruch noch nicht, wollen uns aber natürlich verbessern.“

Union Berlin zeigt auch gegen Mainz große Moral

Deutscher Meister – so ganz nebenbei ließ der Kapitän einen Begriff fallen, den man mit den Köpenickern ganz und gar nicht in Verbindung bringt. Auch jetzt wirkt es mehr als surreal, Union als ernsthaften Konkurrenten im Kampf um den Titel einzupreisen. Zumal auch die Partie gegen Mainz keinen komplett überzeugenden Auftritt der Berliner gezeigt hatte. Doch der zwölfte Sieg im 19. Saisonspiel spricht für sich.

„Es war von beiden Seiten nicht das beste Spiel, tiefer Boden, viele lange Bälle, viele Zweikämpfe. Zu Hause haben wir bis zur letzten Minute eigentlich immer ein gutes Gefühl. Deshalb haben wir uns auch wieder eins geschenkt zum Schluss“, so Trimmel. Trainer Urs Fischer sah es ähnlich: „Was mir wirklich gefallen hat: Dass die Mannschaft nach dem unglücklichen Ausgleich noch mal diese Moral zeigt und das 2:1 erzielen konnte. Wir hätten aber auch nichts sagen können, wäre das Spiel unentschieden ausgegangen.“

Die Rollen waren klar verteilt. Und Union war angetreten, um diese Rolle auch entsprechend auszufüllen. Trainer Fischer, ja auch seine Profis wurden nicht müde davor zu warnen, dass Aufholjagden wie in drei der ersten vier Pflichtspiele dieses Jahres nicht immer von Erfolg gekrönt sein müssen. Diese Qualität, die die Köpenicker hinlänglich nachgewiesen haben, sollte nicht über Gebühr in Anspruch genommen werden.

Union Berlin ist Herr in der Alten Försterei

Es galt auch mit Blick auf das Rennen um einen Platz im internationalen Geschäft in der kommenden Saison zu untermauern: Union wird da sein, wenn die Tickets für Europa, vorzugsweise für die Champions League, vergeben werden. Deswegen waren gegen die Rheinhessen vor allem Geberqualitäten gefragt. Union wollte austeilen in Form von Toren – und nicht erst wieder einstecken.

Fischer hatte seine Elf dafür auf drei Positionen geändert. Auf den Außenverteidigerpositionen spielten Kapitän Christopher Trimmel (für Josip Juranovic) und Jerome Roussillon (für Niko Gießelmann). Im Sturm lief Kevin Behrens anstelle von Jordan Siebatcheu neben Sheraldo Becker auf.

Und Union zeigte ab der ersten Minute, wer Herr in der Alten Försterei sein würde. Druckvoll, konzentriert und geduldig sind die Attribute, die das Union-Spiel gegen Mainz auszeichneten, defensiv wie offensiv. Union spielte den FSV nicht an die Wand, hatte aber das Geschehen zu jeder Zeit im Griff.

Siebatcheu trifft für Union Berlin

Nach einem Eckball prüfte Roussillon erstmals den Mainzer Torhüter Finn Gilbert Drahmen (10.). Und nach gut einer halben Stunde war es sein initiierter Seitenwechsel, der Union die verdiente Führung bescherte. Paul Seguin flankte den Ball von rechts in den Mainzer Strafraum, Trimmel segelte per Flugkopfball noch am Spielgerät vorbei. Doch vor dem Tor lauerte Behrens und ließ sich die Chance nicht entgehen – 1:0 in der 31. Minute.

Nachdem Seitenwechsel brauchte es den Videoassistenten, um ein Handspiel von Seguin im Strafraum zu erkennen und auf Elfmeter für Mainz zu entscheiden. Ex-Unioner Marcus Ingvartsen ließ sich die Chance zum 1:1 nicht nehmen (78.). Der eingewechselte Jordan Siebatcheu machte die Alte Försterei mit dem 2:1 nur sechs Minuten zum Tollhaus.

Das Saisonziel, die 40 Punkte und der damit implizierte Klassenerhalt, ist zwar noch nicht erreicht. Doch die Frage, wie viel Lust seine Mannschaft auf mehr hat als nur den Klassenerhalt, beantwortete Fischer wie folgt: „Ich kann die Lust der Mannschaft so beschreiben: Dass sie gewillt ist, an jedem Spieltag ans Limit zu gehen. Das ist die Lust, die die Mannschaft zeigt, Wochenende für Wochenende. Dass sie versucht, Leistungen zu bestätigen, Dass sie unter der Woche – wenn die Möglichkeit da ist zu trainieren – versucht, sich weiterzuentwickeln. Das kann ich sagen, weil ich das jeden Tag erlebe.“

Mehr über Union Berlin lesen Sie hier.