Campoamor. Den Grund, warum Genki Haraguchi läuft und läuft, ob im Training oder im Spiel, und warum er auch immer weiterlaufen würde, sollte man ihn nach dem Ende nicht stoppen, hat er sofort parat. „Mein Name ist Genki. Genki heißt Energie auf japanisch“, sagt Mittelfeldspieler des Fußball-Bundesligisten. Die Sonne, die am Donnerstag fast schon frühsommerlich über das Trainingsgelände in Campoamor strahlt, scheint ihm mitten ins Gesicht.
Die Augen verschließen vor seiner Situation beim Tabellenfünften mag er jedoch nicht. Kann er auch nicht. Galt Unions Dauerläufer in der vergangenen Saison noch als nahezu unverzichtbar, immerhin absolvierte Haraguchi wettbewerbsübergreifend 42 Pflichtspiele für Union, so findet er sich in dieser Spielzeit öfter mal auf der Bank wieder.
Ohne Zweifel ist die Konkurrenz für ihn in der Zentrale auch größer geworden. Janik Haberer, erst vor dieser Saison zu Union gekommen, hat sich auf Anhieb festgespielt in der Startelf. Und auch Andras Schäfer konnte sich bis zu seiner Verletzung Anfang November für weitere Einsätze bei Trainer Urs Fischer empfehlen. Außen vor blieb: Haraguchi.
Haraguchi muss sich bei Union Berlin steigern
Der 31-Jährige steht im Zenit seiner Karriere. Sein Vertrag bei Union, geschlossen im Sommer 2021, läuft am Saisonende aus. Haraguchi muss liefern – und das weiß er auch. „Die Saison war bisher nicht so einfach für mich, weil ich weniger Spielzeit hatte“, sagt der Japaner, „aber wir haben ja noch die Rückrunde.“ Sein Ziel ist klar: „Noch mal Stammspieler sein.“
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Dafür tut er an der Costa Blanca alles. Auch wenn ihm nicht immer alles gelingt. Nicht nur einmal muss er sich von Co-Trainer Markus Hoffmann anhören, dass er nicht gut verteidigt hat oder der Laufweg der falsche gewesen sei während einer Spielform, in der Haraguchi sich auf der Außenbahn zwei Gegenspielern gegenübersieht. Später ist es Fischer, der Haraguchi rügt, weil er beim schnellen vertikalen Spiel, das vom Trainer verlangt wird, nicht schnell genug spielt.
„Ich habe natürlich schon mit dem Trainer gesprochen“, sagt Haraguchi. Die Botschaft, die er bekommen hat: „Ich muss konstanter werden. Und wenn ich noch mal die Chance bekomme, bin ich überzeugt davon, dass ich gute Leistungen zeige.“
Haraguchi gibt sich bei Union Berlin selbstbewusst
Sein Selbstbewusstsein hat kaum gelitten, trotz des großen Rückschlages, den er zum Jahresende hatte hinnehmen müssen. Denn die Weltmeisterschaft in Katar, sie fand ohne Haraguchi statt. „In den vergangenen acht Jahren war ich immer dabei, nun nicht“, erzählt der Union-Profi, „das hat mich überrascht, ich war enttäuscht.“
Zumal er mit dem japanischen Nationaltrainer Hajime Moriyasu noch keinen weiteren Kontakt hatte, weder zur Nominierung des WM-Kaders noch in den Wochen danach. Die Gründe, warum er zuschauen musste? „Ich weiß es noch nicht, denn ich habe mit unserem Trainer noch nicht sprechen können. Ich habe es am Fernsehen erfahren“, erklärt Haraguchi. Dort musste er auch mitansehen, wie Japan nicht nur die deutsche Mannschaft, sondern auch die Spanier jeweils mit 2:1 düpierte. „Ich denke, die Mannschaft hat einen großen Schritt gemacht“, analysiert Haraguchi.
Diesen Schritt braucht er selbst bei Union, um wieder mehr zum Zug zu kommen, in Berlin und im Nationalteam. „Natürlich kann ich mir auch eine Vertragsverlängerung bei Union vorstellen“, sagt Haraguchi, „doch niemand weiß, was die Zukunft bringt. Es zählt nur das Jetzt.“ Dass es ihm an Energie nicht mangelt, zeigen nicht nur die Trainingstage in Campoamor.
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