Berlin. Union präsentiert seinen Mitgliedern neben aktuellen Stadionplänen erneut auch Rekordzahlen – und einen Umzug ins Olympiastadion.
Die Zahlen, die Union Berlin seinen Mitgliedern auf der ordentlichen Mitgliederversammlung im Tempodrom präsentierte, lassen ebenso wie die Pläne, die der Berliner Fußball-Bundesligist am Montagabend veröffentlichte, auf Großes hoffen. Und die Worte, die Klubchef Dirk Zingler zwischen Rekordumsatz und Stadionbau wählte, klangen fast schon wie ein Appell: „Alle Vereinsabteilungen müssen sich gegenseitig besser machen. Wenn wir dem Sport nicht Jahr für Jahr mehr Mittel zur Verfügung stellen, ist die Entwicklung ein Strohfeuer.“
Und Union will mehr Mittel zur Verfügung stellen – mit Hilfe eines größeren Stadions, dessen Bau bereits im Jahr 2017 vorgestellt wurde und der ab Sommer 2023 realisiert werden soll. Die Planungen, die Zingler den Mitgliedern vorstellte, waren jedenfalls konkret wie nie, auch wenn die Finanzierung und Details erst auf einer weiteren Veranstaltung in der Alten Försterei im März kommenden Jahres vorgestellt werden sollen.
Im ersten Bauabschnitt soll mit Beginn des Jahres 2023 zunächst das alte Forsthaus (Baujahr 1860) komplett saniert werden. Die Geschäftsstelle inklusive des Büros von Zingler ziehen dann in Büro-Container auf dem Gelände des ehemaligen Supermarkts direkt hinter dem Stadion.
Union Berlin bekommt ein neues Trainingszentrum
Ab Sommer soll ein neues Profitrainingszentrum in Angriff genommen werden. Die bisherigen Trainingsplätze sowie die daran angrenzenden Kunstrasenplätze hinter dem Stadion müssen dann zwei neuen Spielfeldern weichen. „Dazu wird es ein neues Gebäude für die gesamte Lizenzspielerabteilung geben. Die derzeitige Kabine in der Haupttribüne wird Spieltagskabine“, erklärte Zingler. Wegen der Übernahme der beiden Kunstrasenplätze vom Bezirk hat sich Union verpflichtet, zwei andere Spielfelder in Köpenick entsprechend herzurichten.

Zeitgleich mit dem neuen Trainingszentrum soll der Bau eines dreistöckigen Klubhauses unmittelbar am Stadion beginnen, dort, wo jetzt noch die Container stehen. In dieses Klubhaus integriert werden soll eine Fankneipe mit Dachterrasse. Auch ein Parkhaus für 36 Busse – vornehmlich für Gästefans – und 380 Pkw soll entstehen. Hierfür ist der Parkplatz auf der Wuhleseite des Stadiongeländes vorgesehen. Auch 4000 Fahrradstellplätze sind geplant.
Schließlich soll im Sommer 2024 die Aufstockung der Alten Försterei beginnen. Oder viel mehr dessen Neubau. Das Stadiongelände hat Union am 7. November vom Land Berlin erworben. „Das ist ein historischer Moment, dass ein Klub in Berlin Eigentümer seines Stadiongeländes ist. Wir wollten es 2008 schon kaufen, hatten aber kein Geld“, erklärte Zingler. Bislang nutzte Union das Gelände über einen Erbbaurechtsvertrag.

Um die beiden Ränge der neuen Stadiontribünen realisieren zu können, müssen die alten Stehplatztraversen, erbaut von Union-Fans in der Spielzeit 2008/09, komplett weichen. „Es ist statisch und bautechnisch nicht möglich gewesen, sie zu erhalten“, sagte Zingler, aber: „Die mentale Bindung der Menschen an die Spielstätte nimmst du ihnen ja nicht.“
Union Berlin präsentiert Rekordetat
Die Haupttribüne soll zudem eine vierte Etage erhalten für weitere Vip-Logen und für Medienarbeitsplätze. Geplant ist, den Bau in der Saison 2024/25 vollständig zu realisieren. Für diese Saison werden die Profis ins Olympiastadion ausweichen, wie Zingler wissen ließ. „Es sind alle Entscheidungen getroffen worden. Jetzt müssen sie planerisch umgesetzt werden“, sagte Zingler, für den es „ein Skandal“ wäre, „sollten sie wieder zurückgenommen werden. Es ist für uns alle im Klub ein großes Projekt. Es wird eines der modernsten Stadien in Europa sein an einem sehr traditionsreichen Standort.“

Zugleich machte der Union-Boss aber auch klar: „Zu investieren in Steine und dann seine Investitionen in Beine zurückfahren zu müssen – das ist sicher kein gutes Handeln.“ Dieser Maxime folgend, präsentierte Union seinen insgesamt 48.364 Mitgliedern erneut Rekordzahlen. Die Saison 2021/22 wurde bei Einnahmen von 123,14 Millionen Euro mit einem operativen Ergebnis von 27,85 Millionen Euro abgeschlossen. Der Konzernüberschuss betrug 12,69 Millionen Euro. Das Eigenkapital konnte von minus 16,33 Millionen Euro auf 4,17 Millionen Euro gesteigert werden. Damit weist Union erstmals in seiner Klubgeschichte ein positives Eigenkapital aus.
Für die aktuelle Spielzeit 2022/23 plant Union mit einem Konzern-Umsatz von 157,03 Millionen Euro und einem Konzern-Überschuss in Höhe von 20,5 Millionen Euro. Größter Ausgabeposten ist der Lizenzspieleretat, der von 43 Millionen Euro in der vergangenen Saison auf 52,27 Millionen Euro. „Ich würde uns damit im unteren Drittel der Bundesliga, in jedem Fall aber in der unteren Hälfte einordnen“, sagte Oskar Kosche, Unions Geschäftsführer Lizenzierung. Das macht den bisherigen Saisonverlauf der Köpenicker umso bemerkenswerter.