Union Berlin

Behrens lässt Union spät jubeln - Sorge um Baumgartl

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Marcel Stein
Matchwinner Kevin Behrens (M.) erzielt seinen ersten Bundesligatreffer und führt den 1. FC Union zum Sieg.

Matchwinner Kevin Behrens (M.) erzielt seinen ersten Bundesligatreffer und führt den 1. FC Union zum Sieg.

Foto: Andreas Gora / dpa

Union Berlin hat gegen Arminia Bielefeld knapp mit 1:0 gewonnen. Timo Baumgartl muss verletzt vom Platz.

Berlin. Der Schrei der Erlösung, der von den Rängen der Alten Försterei kam, war laut und hallte lange nach. Weil der Nachmittag zuvor eine andere Richtung einzuschlagen schien, als es vielen im Stadion lieb war. Die Partie gegen Arminia Bielefeld drohte dem 1. FC Union zu entgleiten. Das kleine Jubiläum des 20. Heimspiels in der Fußball-Bundesliga in Folge ohne Niederlage geriet in Gefahr. Bis sich plötzlich Kevin Behrens am linken Fünfmetereck um seinen Gegenspieler drehte, den Ball genau traf und ihn unter die Latte ins Netz donnerte. Zwei Minuten vor dem Ende.

Es war der Sieg in einem Spiel, das den Köpenickern viel abverlangt hat. Das spürte der Torschütze trotz nur begrenzter Einsatzzeit nach seiner Einwechslung. „Es war sehr anstrengend, ging nur hin und her. Ich habe versucht, was zu bewegen“, sagte Behrens, der die Strapazen gewiss gern auf sich genommen hat. Denn der Lohn war nicht nur ein 1:0 (0:0)-Erfolg des Tabellenachten nach zuvor zwei Niederlagen, sondern auch eine Premiere für den Stürmer in der höchsten Spielklasse. „Es fühlt sich sehr geil an, weil es mein erstes Tor ist. Und was vor heimischer Kulisse auch noch zum Sieg geführt hat. Das ist natürlich überragend. Ein schöner Tag“, so der Sommerzugang.

Trainer Urs Fischer zeigte sich zufrieden. „Das Fazit ist positiv“, so der Coach, der sich für Behrens freute: „Er hat viel aufgewendet, war sofort im Spiel.“ Dass Union Mitte der zweiten Hälfte etwas vom Kurs abkam und die Partie durchaus eine andere Wendung hätte nehmen können, wollte der Schweizer in seinem Rückblick nicht zu kritisch betrachten. „Für mich war es ein tolles Spiel meiner Mannschaft über 75 Minuten“, so Fischer, dessen Team auch im insgesamt elften Heimspiel gegen Bielefeld ungeschlagen blieb.

Dabei war es sicher nicht nur ein Gefallen, den der Trainer seinem Stürmer Andreas Voglsammer tun wollte. Zwei Umstellungen nahm der Schweizer vor im Vergleich zum jüngsten Spiel, zum einen kehrte Kapitän Christopher Trimmel nach seiner Pause zurück. Zum anderen durfte Voglsammer gegen seinen alten Verein erstmals im Trikot der Köpenicker von Beginn an in der Bundesliga auflaufen. „Das war schön, dafür arbeite ich tagtäglich“, sagte Voglsammer, der sich den Einsatz mit zuletzt starken Leistungen verdient hatte.

Das Vertrauen des Coaches schien der Stürmer, der mit Taiwo Awoniyi die Doppelspitze bildete, sofort zurückzahlen zu wollen. Voglsammer agierte sehr auffällig in der Anfangsphase. Union übernahm sofort die Kontrolle auf dem Feld, bemühte sich, im Duell zweier Teams, die sonst eher wenig in Ballbesitz sind, etwas aus den neuen Gestaltungsmöglichkeiten zu machen. Dazu hatte Fischer mit Max Kruse hinter den Spitzen eine offensive Ausrichtung seiner Mannschaft gewählt.

Derart eingestellt band Union den Gegner in dessen Hälfte. Andererseits vermochten es die Berliner auch nicht häufig, ihre Angriffe entsprechend zu kanalisieren. Als Awoniyi den Ball von rechts hereinbrachte, setzte Kruse seinen Kopfball genau in die Arme von Arminia-Torhüter Stefan Ortega (19.). Einen von links geschlagenen Ball von Niko Gießelmann legte Trimmel per Kopf in die Mitte ab, wo Awoniyi erneut zu unplatziert abschloss und Ortega keine große Mühe hatte (37.).

Zwischendurch verlief die Partie oft im Mittelfeld, weil Bielefeld das Zentrum oft versperrte und selbst kaum in die Offensive vorstoßen konnte. Einer dieser seltenen Angriffe war für Union allerdings gleich folgenreich. In der Luft stieß Timo Baumgartl mit Arminia-Stürmer Fabian Klos zusammen, nach fünfminütiger Behandlung musste er mit einer Trage von Platz gebracht werden. „Timo geht es entsprechend gut, er hat eine schwere Gehirnerschütterung“, berichtete Fischer. Für den Verteidiger kam Paul Jaeckel in die Partie (36.).

In der zweiten Hälfte ging den Köpenickern die Souveränität mehr und mehr verloren. Zunächst zeitigte das noch keine Auswirkungen, doch das Nachlassen von Union in den hitziger werdenden Zweikämpfen ließ die Ostwestfalen gefährlich werden. Klos konnte Marvin Friedrich aussteigen lassen, bekam mit dem linken Fuß aber keinen Druck auf den Ball, sodass Andreas Luthe im Union-Tor abwehren konnte (59.). Nur zwei Minuten später setzte Robin Hack zu einem Solo an, kam ebenfalls frei zum Schuss. Mit den Fingerspitzen stoppe Luthe den Ball gerade so. „Zehn bis 15 Minuten war Bielefeld wirklich gefährlich, aber wir hatten einen Torwart, der bereit war“, so Fischer.

Auf zwei Ersatzstürmer traf dies ebenfalls zu. Behrens und Sheraldo Becker kamen für Voglsammer und Awoniyi (66.) gegen den Tabellen-13. in die Partie. Später schöpfte Fischer das Kontingent mit weiteren Wechseln aus und brachte so insgesamt neuen Schwung in das Union-Spiel. Becker öffnete Räume, Behrens zeigte Biss und setzte sich in Bedrängnis durch bei seinem Schuss ins Glück. Eine Minute später drosch er den Ball sogar noch an die Latte. Aber sein Premierentor genügte, um fast alle im Stadion glücklich zu machen.

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