Union Berlin

Union Berlin: Dem Ziel so nah

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Marcel Stein
Max Kruse (r.) zeigt gegen Hoffenheim seinen Wert für Union.

Max Kruse (r.) zeigt gegen Hoffenheim seinen Wert für Union.

Foto: Boris Streubel / Getty Images

Das Team von Union Berlin steht kurz davor, seine Hauptaufgabe zu erledigen. Spielraum für neue Pläne besteht durchaus.

Berlin. Urs Fischer tat so, als ob er nicht wüsste, in welche Richtung die Frage zielte. Leverkusen blieb am Wochenende ohne Punkt in der Fußball-Bundesliga, Mönchengladbach auch. Könnte das Auswirkungen für den 1. FC Union haben? „Nein, wieso?“, fragte der Schweizer, konnte sich aber bald das Lachen nicht verkneifen. Natürlich wusste er genau, worauf angespielt wurde. Schließlich ließe sich daraus eine Option für die Berliner ableiten, die beim 1:1 gegen Hoffenheim selbst einen Zähler einheimsten. Die Niederlagen der anderen machen Europa greifbarer.

Aber das schert den Schweizer nicht. Er war am Montag noch zu sehr mit der Partie vom Sonntag beschäftigt, als dass er auch nur einen Gedanken daran hätte verschwenden können, gegen seine Maxime zu verstoßen. „Ich halte an einer Aufgabe fest, bis ich sie erreicht habe“, betonte Fischer. Gab allerdings auch zu, dass bei ihm keine Zweifel mehr bestehen würden, dass seine Mannschaft den ihr auferlegten Auftrag des Klassenerhalts erfüllen kann. Die Frage lautet eher, wann es so weit sein wird.

Gegen Hoffenheim verspielte Union Berlin erneut eine Führung

Mit Partien wie gegen Hoffenheim dürfte es noch eine Weile dauern. Zwar hören sich die Zahlen nicht schlecht an – es war das elfte Heimspiel ohne Niederlage. Doch es wurden auch nur vier Partien gewonnen in der Alten Försterei, was nicht übermäßig viel ist. Vor allem angesichts der dabei insgesamt fünf vergebenen Führungen. „Wir hatten nicht unseren besten Tag, gerade im Spiel mit dem Ball waren wir zu hektisch, zu unruhig, zu unpräzise“, fasste Fischer die Partie zusammen. Immerhin konnten sich die Köpenicker auf die Treffsicherheit von Rückkehrer Max Kruse verlassen, der mit seinem siebten Saisontor den Punkt sicherte für den Tabellensiebten.

Allzu kritisch mag der Trainer die verspielten Führungen nicht bewerten. „Ich sehe da kein grundsätzliches Problem“, so der 55-Jährige, der sich die jüngste Partie keineswegs schönreden will. Mit mehr Konsequenz hätte seine Mannschaft weitaus mehr gefährliche Aktionen kreieren können. „Wir hatten die Bewegung in die Tiefe, wir hatten genügend Geschwindigkeit“, sagt Fischer. Doch der Zug zum Tor blieb irgendwo auf der Strecke. Wodurch die heimische Festung fast von kampfstarken Hoffenheimern erobert worden wäre. Der Gegner war widerspenstig, phasenweise sogar besser.

Ex-Union-Trainer Neuhaus in Bielefeld entlassen

Daran aber macht Fischer die Weiterentwicklung seiner Mannschaft fest. „Wir haben einen Punkt holen können, obwohl unsere Leistung nicht so gut war. Weil wir dafür gearbeitet haben, wir haben das nicht geschenkt bekommen“, sagt der Schweizer. Sicher war auch etwas Glück im Spiel, doch das Team ist in seinem zweiten Jahr der Bundesliga-Zugehörigkeit gewachsen. Es hat die Fähigkeit erlangt, aus wenig auch mal mehr zu machen, wenn es sein muss.

Darum müssen sich die Berliner in der Realität im Prinzip nicht mehr mit dem Abstieg beschäftigen, zu groß ist der Abstand nach unten auf den Relegationsplatz. Dort befindet sich 16 Zähler hinter Union gerade Arminia Bielefeld. Bei den Ostwestfalen spielen die Köpenicker am Sonntag, werden da aber nicht mehr auf Trainer Uwe Neuhaus treffen. Der frühere Coach der Unioner wurde beim Aufsteiger nach fünf Spielen ohne Sieg und Meinungsverschiedenheiten mit der Klubspitze entlassen.

Für die Berliner wird die Herausforderung durch einen Trainerwechsel allerdings nicht kleiner. „Wir haben in Bielefeld ein schwieriges Spiel. Deshalb müssen wir da alles auf dem Platz raushauen, was uns ausmacht. Dann können wir drei Punkte mitnehmen“, sagt Stürmer Kruse. Mit drei Punkten dort könnte man das Thema Klassenerhalt wohl auch klubintern zu den Akten legen. Dann wäre Fischer nicht abgeneigt, sich mit anderen Optionen zu befassen. „Es gilt, die Aufgabe, die wir uns vorgenommen haben, zu lösen. Wenn es dann so sein sollte, können wir unsere Zielsetzung immer noch entsprechend anpassen.“

Unions Kruse braucht noch Zeit, um seinen Rhythmus zu finden

Derzeit beträgt der Rückstand auf Platz sechs drei Punkte, der Weg nach oben, der Weg in die Europa League steht den Berlinern durchaus offen. Dabei reicht es allerdings nicht, die Heimserie mit Unentschieden auszubauen. In dieser Hinsicht besitzen die Köpenicker noch einiges an ungenutztem Potenzial, wie gerade gegen Hoffenheim exemplarisch belegt wurde. Nach der Führung habe sein Team „ein bisschen ängstlich gespielt, das zieht sich schon durch die ganz Saison“, so Kruse: „Das müssen wir abstellen.“

Sich dabei allein auf den 32-Jährigen zu verlassen, wäre wohl schwierig. Kruses Comeback tat Union zweifelsohne gut, doch auch er konnte die Defizite in der offensiven Spielfortsetzung nicht beheben. Bis er seinen Spielrhythmus findet, wird es nach drei Monaten Pause noch etwas Zeit brauchen. Die Köpenicker müssen allgemein ihre Zurückhaltung ablegen, als Team, nach Führungen. Dann könnte Europa bald mehr als nur ein Hirngespinst der anderen sein.

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