Bundesliga

Union-Boss Zingler: „Das wird eine Herausforderung“

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Michael Färber
Union-Präsident Dirk Zingler ist erleichtert darüber, dass die Bundesliga ihre Saison ab 15. Mai fortsetzen kann.

Union-Präsident Dirk Zingler ist erleichtert darüber, dass die Bundesliga ihre Saison ab 15. Mai fortsetzen kann.

Foto: Andreas Gora / pa /dpa

Union-Präsident Zingler freut sich über die Fortsetzung der Bundesliga-Saison und fordert ein Höchstmaß an Sensibilität von den Profis.

Berlin. Die Erleichterung über die Entscheidungen der vergangenen Tage war in seinem Gesicht deutlich abzulesen. Ebenso die Spuren, die die vergangenen Wochen während der Corona-Krise bei dem Präsidenten des 1. FC Union hinterlassen haben.

„Ich freue mich, dass die DFL die Kraft hatte, mit wissenschaftlicher Unterstützung dieses Konzept zu entwickeln. Es wird eine Herausforderung sein, dieses Konzept umzusetzen“, sagte der Klubchef des Fußball-Bundesligisten.

Am Mittwoch hatte die Bundeskanzlerin nach ihrer Videokonferenz mit den 16 Länderchefs grünes Licht für die Fortsetzung des Spielbetriebs in Bundesliga und Zweiter Liga gegeben. Am 16. Mai wird die deutsche Eliteliga die Saison nun mit dem 26. Spieltag fortsetzen, neun Wochen, nachdem die Saison wegen des Coronavirus unterbrochen wurde.

Union Berlin startet am 17. Mai gegen den FC Bayern

Union steigt demnach am Sonntag (17. Mai, 18 Uhr) mit dem Geisterspiel gegen den deutschen Meister Bayern München wieder ins Geschehen ein, eine Woche später (22.-24. Mai) steigt das Derby bei Hertha BSC. Die Rückkehr in den Spielbetrieb sei „nicht so, wie wir es mögen, aber es ging darum, überhaupt einen Weg zu finden, denn wir alle wissen nicht, wie lange es verboten sein wird, Sportveranstaltungen mit Menschen stattfinden zu lassen“, erklärte der Union-Boss.

Bereits vor der Presserunde mit Zingler in der Haupttribüne der Alten Försterei hatte Christian Seifert, der Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL), in einer Pressekonferenz deutlich klargemacht: „Jeder Spieltag ist auf Bewährung und eine Chance zu zeigen, dass wir den nächsten verdient haben. Ich erwarte von jedem einzelnen, dass er seiner Verantwortung gerecht wird, so wie es Millionen jeden Tag tun.“

Union-Boss Zingler kritisiert Kalou-Video

Zingler hatte der Mannschaft von Trainer Urs Fischer vor dem erlaubten Kleingruppentraining im Stadion ebenfalls in die Verantwortung genommen. „Ich habe der Mannschaft gesagt, dass uns ein riesengroßer Vertrauensvorschuss gegebene wurde.“ Ein Missbrauch dieses Vorschusses sei unter allen Umständen zu vermeiden.

Es gilt, die „Sensibilität hochzuhalten“, sagte Zingler, damit die Aufmerksamkeit beim Umsetzen des DFL-Konzepts nicht nachlasse. Dafür „ist unheimlich viel Disziplin nötig“, machte Zingler deutlich. Momentan seien „alle noch ein bisschen erschrocken, auch aufgrund der Videos in dieser Woche, die herausgekommen sind“, erklärte Zingler mit Blick auf das Facebook-Video von Hertha-Profi Salomon Kalou, das eklatante Missachtungen der Abstands- und Hygienebestimmungen offenbarte.

Union Berlin reist ins Trainingslager

Die Mannschaft wird am Sonnabend ins Trainingslager nach Barsinghausen fahren, um sich für die restlichen neun Saisonspiele vorzubereiten. „Es wird nur der Stab dabei sein, der für die Organisation des Spielbetriebs notwendig ist“, verdeutlichte Zingler: „Die Quarantänezeit werden wir am Sonnabend beginnen.“

Union geht es Tabellenelfter mit acht Punkten vor der Abstiegsregion in das letzte Saisonviertel. „Natürlich ist das eine Wunderkiste, keiner weiß, wie die Mannschaft mit der Situation umgeht. Da besteht Wettbewerbsgleichheit“, wollte Zingler keine sportliche Prognose abgeben.

Zumal Union in seinen verbleibenden fünf Heimspielen nicht auf die stimmungsvolle Kulisse in der Alten Försterei setzen kann. „Natürlich haben unsere Heimspiele einen herausragenden Wert. Aber alle starten in eine Etappe Bundesliga-Fußball, die es noch nie gab. Das wird spannend werden und vielleicht werden wir das eine oder andere kuriose Ergebnis sehen.“

Union Berlin sorgt sich um Mallis Rückkehr

Kritikern der Wiederaufnahme des Spielbetriebs im Profifußball gab Zingler mit auf den Weg: „Dass Menschen unzufrieden sind, dass Lockerungen zum Beispiel in Kindergärten langsamer vorangehen als im Fußball, ist doch verständlich. Aber was ist die Alternative? Sollen wir das eine nicht tun, weil das andere nicht geht? Damit tun wir auch der Gesellschaft keinen Gefallen. Es geht bei uns ja nur um Lockerungen, wir führen einen Spielbetrieb unter extremen Bedingungen durch. Der Fußball hat eine Stellung eingenommen, die ihn viel härter behandelt als andere Bereiche.“

Als Beispiel sei der Fall Yunus Malli genannt. Der Offensivspieler, den Union bis Saisonende vom Ligakonkurrenten VfL Wolfsburg ausgeliehen hat, zählt zu den wenigen Fällen, bei denen es unterschiedliche Testergebnisse gibt.

„Er ist gesund, darf aber nach formalen Regeln des Konzepts bisher nicht hier sein. In anderen Bereichen dürfte er jedoch schon wieder arbeiten“, erklärte Christian Arbeit, Unions Geschäftsführer Kommunikation. Ob er mit der Mannschaft am Sonnabend ins Trainingslager reisen kann, soll sich in den nächsten Tagen entscheiden.

Union Berlin wird niemanden entlassen

Eine frohe Botschaft hatte Zingler für die rund 200 Mitarbeiter, die seit Wochen in Kurzarbeit sind. „Wir werden niemanden entlassen, weil die Mitarbeiter Teil unseres Klubs und unseres Erfolges sind“, sagte der Union-Präsident. Bereits in den Wochen der Kurzarbeit hatte der Verein die Kurzarbeitergehälter auf hundert Prozent aufgestockt.

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