Berlin. Neven Subotic gähnte einmal ausgiebig. Der jüngste Transfercoup des 1. FC Union brauchte am Sonnabend bei der offiziellen Saisoneröffnung eine Menge Durchhaltevermögen. Schließlich war der Innenverteidiger, der erst am Donnerstag von St. Etienne nach Köpenick gewechselt war, der erste, der nach den drei Keepern bei der Mannschaftsvorstellung in der Alten Försterei auf den Rasen gerufen wurde.
Kurzes Winken ins Publikum, einmal Abklatschen mit Ritter Keule, die traditionelle Begrüßung mit „Fußballgott“ und schon war Subotic angekommen.
Bei Union und in der Fußball-Bundesliga. Und nun stand der 30-Jährige da, wartete geduldig, bis auch seine 30 Teamkollegen, die mit Union in die erste Bundesliga-Saison der Vereinsgeschichte starten, ausgiebig gefeiert wurden.
Beim neuen Trikot wagt Union keine Experimente
Für den einen oder anderen der zwölf Neulinge, die seit dem Aufstieg Ende Mai zu Union gekommen waren, war das wohl ein ungewohntes Gefühl. Ohne auch nur eine Minute für die Berliner auf dem Rasen gestanden zu haben, schon als „Fußballgott“ begrüßt zu werden.
Flügelspieler Florian Flecker schaute noch etwas scheu ins Rund, Stürmer Marcus Ingvartsen bedankte sich brav für den lautstarken Empfang, Anthony Ujah blickte stolz an seinem Trikot herunter.
Denn auch das war neu. Nicht nur für den Offensiv-Zugang. Auch der Rest der Mannschaft präsentierte sich im neuen Dress – Union-Rot mit feinen Streifen, keine Experimente für die Mission Klassenerhalt.
„Ich bin sehr optimistisch, dass wir eine Mannschaft haben, die das schaffen kann“, sagte Oliver Ruhnert, Geschäftsführer Profifußball. Dass die Berliner dabei zu recht auch auf die Unterstützung der Fans setzen können, war schon am Sonnabend zu sehen. Die Hype um die Bundesliga ist auch 38 Tage nach der Aufstiegsfeier ungebrochen.
Mehr als 12.000 Zuschauer kommen zur Saisoneröffnung
Wo sich in den vergangenen Jahren nur um die 6000 Fans bei der Saisoneröffnung in der Alten Försterei eingefunden hatten, fieberten 12.307 Anhänger darauf hin, ihre Bundesliga-Kicker endlich auf dem Rasen stehen zu sehen.
„Wahnsinn, das war für alle wieder ein Erlebnis“, sagte Trainer Urs Fischer beeindruckt. Die Aussichten, eines der heiß begehrten Tickets für die Heimspiele zu ergattern, ist eben recht überschaubar. Die Chance, ihre Aufstiegshelden einmal im Erstliga-Kosmos zu sehen, wollten sich viele nicht entgehen lassen.
Und das obwohl der Gegner im ersten Testspiel der Saison nicht Hertha BSC oder Borussia Dortmund hieß. Sondern Bröndby IF. Und Trainer Urs Fischer die ersten ernstzunehmenden Minuten auf dem Rasen dazu nutzte, um möglichst viele Akteure seines 34-Mann-Kaders zu testen.
Subotic, Gentner und Co. sitzen noch auf der Tribüne
Auf die frisch in Köpenick eingetroffenen Zugänge Christian Gentner, Marvin Friedrich, Sheraldo Becker, Ingvartsen und Subotic musste der Coach beim 2:1-Sieg gegen den Hauptstadtklub aus Kopenhagen erstmal noch verzichten.
Auch Stürmer Sebastian Andersson, Torwart Rafal Gikiewicz, beide erst am Sonnabend zum Team gestoßen, und der angeschlagene Florian Hübner schauten sich das Geschehen von der Tribüne aus an. Einzig Marius Bülter durfte schon auf dem Feld seine Qualitäten auf der linken Außenbahn präsentieren.
Erkenntnisse darüber, wer im ersten Bundesliga-Heimspiel am 17./18. August gegen RB Leipzig in der Startelf stehen wird, gab der Test gegen die Kopenhagener aber eher nicht.
Eines aber zeigte sich: Der Konkurrenzkampf um die Positionen tobt. Ex-Herthaner Julius Kade präsentierte sich als Ballverteiler im Mittelfeld, Stürmer Ujah bewies den richtigen Torriecher, auch wenn sein Treffer wegen Abseits nicht zählte (25.) und Akaki Gogia wirbelte auf der rechten Außenbahn.
Konkurrenzkampf im Team ist schon jetzt groß
Dass besonders er es in der neuen Saison auf seiner Seite schwer haben könnte, durfte sich Gogia in Halbzeit zwei höchstpersönlich anschauen. Neu-Flügelspieler Flecker glänzte mit einigen hochkarätigen Flanken. Am Ende waren es aber zwei Altbekannte, die Union mit ihren Treffern den ersten Sieg der neuen Saison bescherten: Sebastian Polter (63.) und Joshua Mees (90.).
Auf der anderen Seite hatte Jakob Busk im Tor den Ausgleich von Paulus Arajuuri (82.) nicht verhindern können. „Das war in der Summe eine gute Leistung, ein sehr gelungener Test. Ich habe die gesamte Mannschaft gewechselt, da stimmen noch nicht alle Automatismen. Aber ich bin zufrieden“, sagte Fischer nach der Partie.
Auch der Trainer hatte vorher auf dem Rasen noch einmal hingeschaut, als die Momente des Aufstiegs – gänsehautreif zusammengeschnitten – über die Leinwand im Stadion flimmerten. Nun aber geht es los. Das Abenteuer Bundesliga. Die erste Saison im Oberhaus des deutschen Fußballs. Das haben jetzt alle verstanden. Und da war auch Subotic wieder hellwach.