Berlin. Puh. Christopher Trimmel (31) bläst die Backen auf. „Der Fürste“, sagt er, wobei sich seine Stimme nicht so recht entscheiden kann, ob sie nun unsicher, fragend oder triumphierend klingen soll. Dann die Enttäuschung. Der Fürste, namentlich Stephan Fürstner, war es nicht. Trimmel fühlt sich ertappt, er muss zugeben, dass er größere Probleme hat, die Elf zusammen zu kriegen, die vor fast genau zwei Jahren in Dortmund auf dem Feld stand.
Am Mittwoch ist es wieder soweit, der 1. FC Union tritt in der 2. Runde des DFB-Pokals bei Borussia Dortmund an (18.30 Uhr/Sky). Fürstner wird nicht dabei sein. Er spielt inzwischen für Eintracht Braunschweig. Wie so viele von damals, die beim Aus nach Elfmeterschießen so knapp gegen den großen Favoriten gescheitert waren. Trimmel und Felix Kroos sind die einzigen Berliner, die beim 0:0 gegen Dresden in der Startelf standen und auch in Dortmund von Beginn an aufliefen.
In der Offensive fehlt der Esprit
Sehr viel hat sich gewandelt beim Berliner Zweitligisten seit dem Oktober 2016. Mehr als die Hälfte des Personals wurde ausgetauscht inklusive Trainer. Und auch der Fußball ist ein anderer. Unter Jens Keller attackierte Union früh, was ganz hervorragend funktionierte in dieser frühen Phase der Zusammenarbeit zwischen Mannschaft und Trainer. In Dortmund scheiterten die Berliner knapp (nach 1:1 über 120 Minuten ging das Elfmeterschießen damals 0:3 aus) wie sie später auch knapp am Aufstieg zur Bundesliga scheiterten.
Inzwischen hat Urs Fischer das Sagen, seine Fußballidee unterscheidet sich so von der Kellers wie sich die Köpenicker Eckkneipe von einem Sushilokal in Mitte unterscheidet. Union ist defensiv enorm stabil, da weiß man, was man kriegt. Fußballerischer Bockwurstbereich. Aber offensiv mangelt es an Ideen und Esprit. Als bedurfte es noch eines Beweises, taugte das 0:0 gegen Dresden als neunzigminütiger Beleg. Union konnte aus der fast einstündigen Überzahl nach einem Platzverweis gegen Dresden kein Kapital schlagen. „In Überzahl müssen wir einfach mehr Chancen kreieren“, sagt Trimmel. Ärgerlich seien die Punktverluste, so der Verteidiger, erst Recht weil man mit einem Sieg punktemäßig zu den Führenden aus Köln und Hamburg hätte aufschließen können. So bleibt Union Dritter.
Der BVB ist noch besser als beim letzten Duell 2016
Ohne Tore wird es in auch Dortmund nicht gehen. Selbst ein erneutes Elfmeterschießen hält Trimmel angesichts der Dortmunder Offensivqualitäten für unrealistisch, sollte Union kein eigener Treffer gelingen. „Jeder sieht, wie Dortmund aktuell Fußball spielt. Sie haben so viel Tempo in ihren Aktionen und so viel Dynamik. Viele Angriffe sind einfach schweinegut gespielt. Sie sind der eindeutige Favorit. Das war vor zwei Jahren vielleicht nicht der Fall“, sagt Trimmel. Nicht etwa, weil Union jetzt schwächer sei, sondern „weil Dortmund noch mal eine Klasse besser ist als damals“, so der Österreicher.
Union ist in dieser Saison in Pflichtspielen noch ungeschlagen (so wie auch der BVB) und verfügt mit sieben Gegentoren über die beste Abwehr der Zweiten Liga. „Gegen Dortmund müssen alle trotzdem hundert Prozent und mehr bringen, sonst haben wir keine Chance“, sagt Trimmel. Daran hat sich seit 2016 nichts geändert.