Berlin. Sage noch jemand, der 1. FC Union würde keine Bundesliga-Luft schnuppern. Schon am Donnerstag ist es soweit, wenn der Berliner Fußball-Zweitligist den VfL Wolfsburg in der Alten Försterei empfängt (18.30 Uhr). Ja, es ist nur ein Freundschaftsspiel während der Länderspielpause, doch bei den Köpenickern sollte man sich in einer Rückrunde, die alles andere als wunschgemäß verläuft, schon an kleinen Dingen erfreuen.
Das gilt nicht zuletzt für die aktuelle Situation. Der verspielte Sieg gegen Jahn Regensburg (2:2), das Eingeständnis der Klubführung um Präsident Dirk Zingler, dass der Aufstiegszug längst abgefahren ist, und der Umstand, dass der Vorsprung auf Relegationsplatz 16 bei einem Auer Sieg gegen Fürth am Montag auf drei Zähler schmelzen kann, bedeutet für Union: Willkommen im Kampf um den Klassenerhalt.
Doch es gibt sie eben, diese kleinen Dinge, die Mut machen sollten, dass die Saison doch noch ein versöhnliches Ende nimmt. Sie wurden gegen Regensburg offenbar. Wenn Felix Kroos davon spricht, dass „unser Auftritt sehr positiv war“, so zählt das speziell für ihn selbst.
Unions Kapitän ging voran, wie schon lange nicht mehr. Auch wenn er immer wieder betont, dass er gern offensiver spielen würde – gegen Regensburg hat er gezeigt, wie wertvoll er für Union auf der Position vor der Abwehr ist. Das Spiel vor sich, war er in vielen Phasen um Tempo bemüht und brachte er die Regensburger Defensive einige Male mit exakten Pässen in die Tiefe in Verlegenheit.
Auch für keinen Zweikampf war sich Kroos zu schade, und galt es, einen Schuss an der Strafraumgrenze abzublocken, warf sich der 27-Jährige wie selbstverständlich in den Schuss. Es sind solche Momente, die beim Union-Publikum ankommen und den Kampfgeist in der Mannschaft wecken. Ganz zu schweigen davon, dass er endlich sein erstes Saisontor erzielen konnte.
Dieses bislang fehlende Erfolgserlebnis wird auch Philipp Hosiner noch mehr Schwung geben. „Hosiner muss jetzt einfach weitermachen. Nach einem Erfolgserlebnis kann ein Lauf entstehen“, hofft Trainer André Hofschneider auf weitere Treffer des Österreichers in den restlichen sieben Saisonspielen. Nach all den Enttäuschungen der vergangenen Monate (Verletzungen, Reservistendasein) war Hosiner, 2016 als Nachfolger für Unions Rekordtorschützen Bobby Wood (17 Saisontore 2015/16, jetzt Hamburger SV) gekommen, das Tor am meisten zu gönnen.
Auch auf seine Treffsicherheit wird es ankommen, ob Union ein weiteres Abrutschen verhindern kann. „Der Weg stimmt“, sagte Hosiner. Gegen Regensburg hätte man alles probiert, „man kann niemandem einen Vorwurf machen“. Und auch Kroos weiß: „Tore sind für Stürmer immer wichtig.“
Mesenhölers Paraden geben seinen Vorderleuten Vertrauen
Dritter Mutmacher ist – trotz der beiden Gegentore vom Sonnabend – Torwart Daniel Mesenhöler. Es scheint, als habe sein katastrophaler Fehler, der vor zwei Wochen die Niederlage in Kaiserslautern (3:4) besiegelt hatte, seine Sinne noch einmal geschärft. Mit zwei Glanztaten hielt er Union lange auf Siegkurs. Das sollte auch den Vorderleuten Vertrauen geben und übermotivierte Szenen wie vor dem 2:2 (von Toni Leistner) in Zukunft verhindern.
Zu guter Letzt ist es der Gesamteindruck, den die Hofschneider-Elf gegen Regensburg hinterlassen hat. „Läuferisch und kämpferisch haben wir das gegen Regensburg gut gelöst. Das sind gute Attribute, die zeigen, dass die Mannschaft funktioniert“, sagte Hofschneider. Und Attribute, die vor allem gebraucht werden, wenn es gegen die Kellerkinder der Liga geht. So wie nach der Länderspielpause am Ostersonntag bei der akut abstiegsgefährdeten SpVgg Greuther Fürth.
Bis dahin kann Union den kleinen Hauch Bundesliga gegen Wolfsburg schnuppern. Mehr aber auch nicht, da ja auch die Niedersachsen schon seit Wochen mit unglaublicher Konstanz den Nachweis ihrer Erstklassigkeit schuldig bleiben.