Berlin. Am Ende lagen die Nerven blank. Union-Stürmer Philipp Hosiner und Nürnbergs Edgar Salli, beide erst Mitte der zweiten Halbzeit eingewechselt, waren direkt vor der Nürnberger Bank aneinander geraten. Ein Griff von Salli an den Hals des Österreichers, ein Wischer Hosiners ins Gesicht seines Gegenübers – Schiedsrichter Patrick Ittrich (Hamburg) blieb keine andere Wahl, als beide mit Rot vom Feld zu schicken (89. Minute). Es war der Tiefpunkt einer Partie, die für Union im Desaster endete, nicht nur, weil es ein 0:1 (0:1) setzte, sondern weil auch Union-Verteidiger Toni Leistner mit Gelb-Rot vom Platz musste (83.). Die dritte Heimniederlage in Folge, das siebte Spiel in Serie ohne Sieg – Union wird sich den Aufstieg wohl auch in dieser Saison abschminken müssen.
„Wir haben alles vermissen lassen, was uns in der Hinrunde stark gemacht hat: Das schnelle Umschaltspiel und das Pressing, mit dem wir viele Tore gemacht haben“, sagte Sebastian Polter. Stattdessen waren viele Fehlpässe Trumpf gegen „eine Mannschaft, die es uns in der zweiten Halbzeit sehr schwer gemacht hat, nach vorn zu spielen“, sagte Unions Trainer André Hofschneider: „Wer ein Tor macht und keines kassiert, hat den Sieg auch verdient.“ Nürnberg grüßt zumindest bis Sonnabendnachmittag von der Tabellenspitze. Union rutschte auf Rang acht zurück – zehn Punkte hinter den Aufstiegsplätzen.
Um den Bock endlich umzustoßen, wollte Hofschneider der gleichen Elf vertrauen, die drei Tage zuvor glücklich ein 2:2 in Kiel erkämpft hatte. Doch der Ausfall des kurzfristig erkrankten Steven Skrzybski machte eine personelle Umstellung nötig. So rutschte Akaki Gogia in die Startelf. Taktisch bedeutete dies einen Wechsel vom 4-4-2 zum 4-2-3-1 mit Polter als einziger Spitze, Felix Kroos neben Grischa Prömel im defensiven Mittelfeld sowie der Offensivreihe Gogia (links), Simon Hedlund und Marcel Hartel (rechts).
Die Umstellungen brachten vor allem Nürnberg ins Spiel
Umstellungen, die vor allem eines brachten: Nürnberg ins Spiel. Rund 25 Minuten hatten die Franken die Partie im Griff, agierten mit dem Selbstverständnis einer Mannschaft, die nur das Ziel Bundesliga kennt. Der Rückstand durch den Kopfball von Ewerton nach einer Ecke von Enrico Valenti war die Folge (11.). Christopher Trimmel hatte im entscheidenden Zweikampf das Nachsehen, Gogia zuvor einen fatalen Rückpass gespielt, der eigentlich Mitspieler Marc Torrejon erreichen sollte und schließlich zum Eckball führte.
Erst danach nahm Union aktiver am Spielgeschehen teil. Um Sicherheit zu bekommen, ließen die Köpenicker vor 21.734 Zuschauern – darunter Ex-Bundesliga-Trainer Felix Magath (Bayern, Wolfsburg, Schalke) – den Ball in den eigenen Reihen zirkulieren, zumeist jedoch im Niemandsland an der Mittellinie. Kam Union vor das Nürnberger Tor, köpfte Leistner aus fünf Metern drüber (13.), traf Gogia nur das Außennetz (22., 27., 36.) oder wurde Polters Schuss im letzten Moment von Eduard Löwen noch abgeblockt (38.).
Nach der Pause kamen die Nürnberger nie ernsthaft in Verlegenheit. Gogia, der seinen Fehler vor dem Gegentor unbedingt wieder gutmachen wollte, wurde im letzten Moment gestoppt (54.), Hosiner versuchte es noch einmal (78.). Doch spätestens nach Leistners Platzverweis (83.) – der Innenverteidiger war am Nürnberger Strafraum (!) zu energisch gegen Hanno Behrens zur Sache gegangen – war die Partie entschieden.