1. FC Union

Viel Krampf, wenig Kampf bei Union

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Inga Böddeling
Chaos trotz Überzahl im eigenen Strafraum. Die Zuordnung in der Abwehr der Köpenicker stimmte auch gegen den VfL Bochum wieder nicht

Chaos trotz Überzahl im eigenen Strafraum. Die Zuordnung in der Abwehr der Köpenicker stimmte auch gegen den VfL Bochum wieder nicht

Foto: Bernd Thissen / dpa

Der 1. FC Union verliert das Auswärtsspiel in Bochum und den Anschluss an die Aufstiegsplätze.

Berlin.  Über einen frühen Feierabend freut sich ja fast jeder Arbeitnehmer. Das dachten sich wohl auch die Profis vom 1. FC Union, nachdem sie gegen den VfL Bochum bereits nach vier Minuten ihre Arbeit mehr oder weniger einstellten. Der verdiente Lohn dafür war eine 1:2 (1:1) Niederlage im Bochumer Ruhrstadion. Die Leistung, welche die Köpenicker dabei vor 13.119 Zuschauern anboten, war eines Aufstiegsaspiranten nicht würdig.

Wer dachte, dass es nach den zwei sieglosen Spielen in den vergangenen zwei Wochen nun wieder aufwärts gehen würde, wurde eines Besseren belehrt. Und zwar in allen Belangen. Es schien so, als sei alles vergessen gewesen, was im Training unter der Woche gebetsmühlenartig gepredigt worden war. Schnelleres Umschaltspiel, bessere Verteidigung der gegnerischen Flanken und eine klare Zuordnung im Zentrum der Abwehr. Zu sehen war davon nichts.

Gefahr nur in der eigenen Abwehr

Eigentlich hatte alles so hoffnungsvoll angefangen. Mit Toni Leistners Pass aus der eigenen Hälfte auf den herausstürmenden Sebastian Polter. Unions Stürmer behielt im Bochumer Strafraum den Überblick und schob den Ball durch die Beine von VfL-Keeper Felix Dornebusch (4. Minute). Nun sah es aus, als würde Union tatsächlich in die ersehnte Erfolgsspur zurückkehren.

„Das Spiel hat für uns optimal begonnen. Aber wir haben dann nicht mehr die Bereitschaft gehabt, in die Räume zu gehen“, sagte Trainer Jens Keller, der zusehen musste, wie sein Team nach der frühen Führung nur noch hinterherlief. Die einzige Gefahr, die von Berliner in den restlichen 86 Minuten ausging, beschränkte sich auf die eigene Abwehr. Keine Anspielstationen im Mittelfeld, zu viele Fehlpässe, keine zwingenden Torchancen.

Kroos kehrt in die Anfangsformation zurück

Dafür immer wieder chaotische Szenen in der Verteidigung. Wie etwa in der 40. Minute, als Leistner den Schuss vom Bochumer Kevin Stöger unerreichbar für Union-Keeper Jakob Busk abfälschte. Mit der Hereinnahme von Steven Skrzybski (69.) und Damir Kreilach (75.) belebte Keller die Offensive immerhin ein wenig. Zwingende Aktionen konnte das frische Duo aber auch nicht bringen. Ebenso hatte Stephan Fürstner, der für den abermals schwachen Kapitän Felix Kroos kam (63.), Mühe, dem Spiel der Köpenicker Stabilität zu verleihen. Kroos stand nach seiner kleinen Auszeit wieder in der Startelf.

„Es muss nicht immer schön sein. Nicht immer Hacke, Spitze, eins, zwei, drei. Zweite Liga ist auch mal Kampf. Das müssen wir erstmal wieder auf den Platz bringen“, sagte Leistner. Recht hatte er. Von Kampf war bei den Berlinern nichts zu sehen. Auch nicht Mitte der zweiten Hälfte, als das 1:2 nur noch eine Frage der Zeit war. Dass das 1:2 durch Lukas Hinterseer (87.) dann auch noch eine Vorführung perfekter Fußballkunst war, setzte Unions schwarzem Sonntag das Krönchen auf. Bochums Johannes Wurtz wählte den idealen Laufweg in den Strafraum der Gäste und legte im passenden Moment auf den freistehenden Hinterseer ab, der den Ball im Fallen an Busk vorbeischob.

Durch die Niederlage verpasst das Team von Trainer Keller nicht nur den Sprung auf den Relegationsrang. Auch der Abstand zum Drittplatzierten Nürnberg wächst auf drei Punkte an. Zudem hat Union in Bochum keinen aufstiegsreifen Eindruck hinterlassen. „In so einem Spiel müssen wir einen Punkt mitnehmen. Wir bekommen zu einfache Tore. Das müssen wir schnellstens abstellen“, sagte Keller. Ansonsten werden Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander klaffen.