2:2 beim Club

Union vergibt Sieg in Nürnberg in der letzten Spielminute

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Steven Skrzybski im Zweikampf mit Nürnbergs Tim Leibold

Steven Skrzybski im Zweikampf mit Nürnbergs Tim Leibold

Foto: Daniel Karmann / dpa

In letzter Sekunde gibt der 1. FC Union beim 2:2 im Spitzenspiel in Nürnberg den Sieg noch aus der Hand.

Die Nachspielzeit war noch nicht ganz erreicht, aber die Sekunden verrannen stetig. Es fühlte sich schon danach an, als könnte die Mannschaft des 1. FC Union einen Klubrekord feiern. Drei Auswärtssiege in Folge in der zweiten Fußball-Bundesliga, wenn auch saisonübergreifend, hatte es noch nie gegeben. Zu oft waren die Angreifer des 1. FC Nürnberg gescheitert in den Minuten zuvor, so schien es, als dass sie dem Spiel noch eine Wendung geben könnten. Doch sie blieben hartnäckig, liefen immer wieder an. Bis Hanno Behrens den sicher geglaubten Erfolg der Köpenicker mit einem Kopfball zum 2:2 (0:0) in der 90. Minute schließlich verhinderte.

Rekord verpasst, die Tabellenführung auch. Es gebe Gründe für die Berliner, den Ausgang des Nachmittags vor 29.813 Zuschauern im Max-Morlock-Stadion zu bedauern. Andersherum lassen sich auch Argumente finden, alles nicht ganz so kritisch zu betrachten. Im fünften Auswärtsspiel von Union bei den Franken gab es den ersten Zähler überhaupt. Eine schwarze Serie wurde also gebrochen. Im ersten Moment aber überwog der Frust. „Wenn man kurz vor Schluss noch führt, ist das einfach ärgerlich“, sagte Trainer Jens Keller zum Resultat.

Keller verändert erstmals in der Liga die Startaufstellung

Zum Spiel passte das Ergebnis sehr gut. Beide Mannschaften nahmen sich nicht viel, Nürnberg agierte mit mehr Tempo und erzeugte längere Druckphasen. Union spielte verhaltener, aber immer aufmerksam und mit dem Geschick, im richtigen Moment zuzuschlagen. „Es war sehr ausgeglichen“, befand auch Keller. Stürmer Sebastian Polter sagte: „Wir haben ein Spitzenspiel gesehen mit einem gerechten Unentschieden.“

Von einem Spitzenspiel mochte Keller vor der Partie nicht reden, zu früh in der Saison sei es, der dritte Spieltag erst. „Wir wollen nicht übertreiben“, so der Trainer. Allerdings standen sich die beiden einzigen Zweitligateams gegenüber, die bislang inklusive Pokal alle drei Pflichtspiele gewonnen hatten. Beide sind nun immer noch die einzigen Teams ohne Niederlage, was sich durch die Bereinigung um die Pokalergebnisse allerdings nicht in der Tabelle widerspiegelt, in der Union den fünften Platz einnimmt.

Mit einer Neuerung startete Keller in die Partie. Erstmals in der Liga veränderte er die Startaufstellung, brachte Stephan Fürstner ins defensive Mittelfeld und beorderte dafür Marcel Hartel auf die Bank. Fürstner war der einzige jener sieben Profis, die Keller im Pokal neu in die Startaufstellung gebracht hatte, der nun auch in der Liga auflaufen durfte. Er sollte Abwehr und Angriff besser miteinander verbinden, nachdem Union zuletzt einige Schwierigkeiten in der Defensive gehabt hatte. Doch die Laufbereitschaft der Nürnberger führte zunächst dazu, dass die Berliner kaum ins Spiel fanden. „Die Abstände waren zu groß und wir standen zu weit weg“, sagte Keller.

Trikot von Torwart Busk wurde in Berlin vergessen

Es dauerte eine gute halbe Stunde, bis die Gastgeber sich etwas ausgetobt hatten und Union selbst Akzente setzen konnte. Die kamen vorzugsweise von Sebastian Polter, der auf der rechten Angriffsseite Ondrej Petrak zweimal überspielte. Effektiver allerdings war der Pass von Steven Skrzybski. Der hatte nach der Pause einen Ball aus dem Mittelfeld steil auf Simon Hedlund gespielt. Der Schwede schob 57 Sekunden nach Wiederanpfiff flach in die linke Ecke ein und brachte die Berliner in Führung. Es war das erste Gegentor in der Liga für die Franken.

Die Nürnberger brachte das in Rage, sie erhöhten umgehend das Tempo und prüften Torhüter Jakob Busk einige Male. Busk fiel diesmal nicht nur durch seine Paraden auf, sondern auch durch ein schwarzes T-Shirt, das nicht nach einem Trikot aussah. Tatsächlich hatte der Zeugwart dieses vergessen, so dass Busk in einer Not-Variante ohne Werbung auflaufen musste. Gegen einen Dropkick von Cedric Teuchert, der eine scharfe getretene Flanke vollendete, war der Däne schließlich machtlos (56.).

Auch nach dem Ausgleich dauerte es noch einige Minuten, bis Union sich dem Druck entziehen konnte. „Wir haben uns zu weit zurückgezogen und nur darauf gewartet, dass wir den Ausgleich bekommen“, sagte Keller. Dafür schlug Polter mit seinem ersten Saisontreffer nach einer Ecke von Damir Kreilach eiskalt zu, köpfte den Ball aus kurzer Distanz zur erneuten Führung ins Netz (66.).

Einige Zeit kontrollierten die Berliner anschließend die Partie. Eine Schwäche offenbarte sich allerdings immer wieder, die Franken brachten viele Flanken ins Zentrum, aus denen gefährliche Kopfbälle entstanden. Den von Behrens konnte Busk letztlich nicht mehr parieren. Es blieb nicht die letzte nennenswerte Aktion, der eingewechselte Grischa Prömel erhielt in der Nachspielzeit noch die Rote Karte, weil er hart gegen Enrico Valentini eingestiegen war. Das war auch ärgerlich, aus Sicht der Berliner allerdings weniger relevant als der späte Treffer der Nürnberger.

( BM )