Berlin. Der Verteidiger ist bei Union auch gegen 1860 München eine feste Größe. Sein Geburtstagswunsch: Aufstieg und neuer Vertrag.
Karriereende? Christopher Trimmel muss laut lachen. „Ich habe noch überhaupt keinen Gedanken daran“, sagt der Österreicher : „Ich fühle mich so gut wie noch nie, hatte noch nie so gute Laktatwerte in meiner ganzen Karriere. Sicher muss man schauen, ob Vereine mit Spielern in diesem Alter noch planen, aber solange man die Leistung bringt…“
Überlegungen in diese Richtung haben dennoch ihre Berechtigung in einer Zeit, da 30 im Profifußball schon längst das neue 40 ist. Trimmel wird am Freitag, dem Tag des Heimspiels des 1. FC Union gegen 1860 München (18.30 Uhr, Alte Försterei), 30 Jahre alt und wird wie so oft in dieser Saison der Oldie in der Union-Startelf sein. Dass er von nun an zum alten Eisen zählen soll, „ist sicher ein wenig erschreckend. Aber ich habe keine Angst davor. Vielleicht ändert sich der Trend auch wieder. Ich bin der Meinung, dass junge Spieler langsam herangeführt werden sollten“, erklärt Trimmel. Er sieht die Zeit zwischen 27 bis 30 Jahren immer noch als „das beste Fußballeralter“ an.
Trimmel selbst bestätigt diese Einschätzung, legt man diese Saison zugrunde. Oder die vergangene. Oder die Spielzeit davor. Trimmel war immer mittendrin statt nur dabei, so auch in den ersten vier Partien des Jahres. 29 und 26 von jeweils 34 möglichen Einsätzen, in dieser Saison 20 von 21 – Trimmel, der Unverwüstliche. Nur Damir Kreilach (86 Einsätze/7253 Spielminuten) und Toni Leistner (75/6348) standen seit dem Neustart bei Union 2014 länger auf dem Feld als der Österreicher (75/6211).
Ob Trainerwechsel, von denen der Tattoo-Fan bei Union bereits drei mitgemacht hat, Systemwechsel oder neue Konkurrenz im Kader – Trimmel fand immer seinen Platz. Auch wenn er zugeben muss, dass vor allem die vergangene Saison alles andere als leicht gewesen war. „Das zweite Jahr war wirklich schwierig“, erzählt Trimmel: „Einmal spielt Benjamin Kessel Innenverteidiger, ich auf rechts. Dann kam der Wechsel, und ich spielte plötzlich innen, dazu kamen sogar Einsätze im Mittelfeld auf der Acht, dann war ich Linksverteidiger – irgendwann ist es so, wenn du nicht deine Stammposition spielst und immer nur hin- und hergeschoben wirst, bleibst du auf der Strecke.“ Und da sich Kessel, im Sommer 2015 ein Jahr nach ihm zu Union gekommen, auf der Position rechts in der Viererkette festgebissen hatte, „wusste ich, dass die Situation für mich gefährlich ist“, erinnert sich Trimmel: „Aber ich bin nicht der Typ, der dann sagt: Ich will nicht mehr und hau‘ ab. Ich glaube, dass ich mich unabhängig von Bennys Verletzung jetzt gut festgesetzt habe, weil ich einfach gut gearbeitet habe.“
Verschiedene Charaktere im Trainerteam zahlen sich aus
Dass durch Kessels Zwangspausen (Kreuzbandzerrung und Fußbruch im Sommer, Oberschenkelverletzung im Winter) ein Duell um die Position in der Startelf ausblieb und vor dem Rückrundenstart auch ausgeblieben ist, hat ihm natürlich in die Karten gespielt. Ebenso wie die Verpflichtung von Trainer Jens Keller und Co-Trainer Henrik Pedersen. „Ich finde es ideal, wann man alle Charaktere im Trainerteam vorfindet“, beginnt der Abwehrmann mit seiner Analyse: „ Wir haben mit Henrik Pedersen jemanden, der sehr taktisch ausgerichtet ist. So einen Taktiktrainer habe ich selten erlebt. Dann haben wir mit Sebastian Bönig einen, der sehr, sehr nah an der Mannschaft und für die jungen Spieler wichtig ist. Und wir haben mit Jens Keller einen Cheftrainer, vor dem jeder einen Riesenrespekt hat.“ Es sind zwei Dinge, die er an Keller vor allem schätzt: „Er ist ehrlich und direkt.“
Eigenschaften, die er auch für sich selbst deklariert. Und die er auch vom Verein stets erwartet. Erst recht in den kommenden Wochen, die über seine Zukunft entscheiden. Denn Trimmels Vertrag endet nach drei Jahren am Saisonende. Die Abwägung wird unweigerlich kommen: zu alt oder doch noch gut genug für das Vereinsziel Bundesliga. „Ich bin in meiner Karriere immer offen mit dem Verein umgegangen. Wenn ich im Verein keine Rolle mehr spiele, dann muss man darüber reden. Ich bin da auch keinem böse, das ist einfach das Geschäft“, gibt sich Trimmel als Profi, der weiß, mit den Mechanismen der Branche umzugehen.
Was er am 21. Mai, dem letzten Zweitliga-Spieltag, macht? „Mal gucken, was da auf uns zukommt“, sagt er und lacht: „Natürlich wünscht sich jeder den Aufstieg, doch wir wissen, wie schwierig das ist.“ Eines ist jedenfalls sicher: Trimmel wird feiern. Wenn schon nicht den Aufstieg in die Bundesliga, so doch die Heirat seiner Arnela im Juni. „Die Hochzeit ist die Nummer eins bei mir. Das ist die Familie“, strahlt Trimmel. Das andere „wünscht man sich. Aber auch andere Mannschaften ackern für den Aufstieg. Und eine Vertragsverlängerung liegt nicht in meinen Händen. Ich habe immer nur wieder betont, dass ich mich wohl fühle bei Union und in Berlin. Deshalb gibt es da von meiner Seite nichts einzuwenden.“ Seine Leistungen bestätigen dies bereits seit Wochen. Trotz seines fortgeschrittenen Alters.