Berlin. Bei Union ist gerade viel los. Der Ticketverkauf für das Weihnachtssingen begann am Donnerstag um 11 Uhr. Die ersten Interessenten standen schon vor 8 Uhr in langer Schlange vor dem Zeughaus in Köpenick. Trainer Jens Keller hatte am Abend zuvor einen Auftritt als Gast in einer ZDF-Talkshow. Nach der Sendung fuhr er mit dem Auto von Hamburg zurück nach Berlin. Etwas zu schnell, wie er einräumte, wohl gleich doppelt wurde er geblitzt. Dazu erhielt Nachwuchsspieler Cihan Kahraman (18) einen Profivertrag bis 2019.
Ganz viel auf einmal prasselte zuletzt auch auf Simon Hedlund ein. Jeden Tag war irgendetwas neu. Seit zwei Wochen lebt er mit Freundin in seiner eigenen Wohnung. „Man merkt, dass er langsam hier ankommt“, sagt Keller. Die Situation ordnet sich, „wir genießen es, hier zu sein“, so Hedlund, der nun zwei Monate zum Team gehört.
Wärmer als zu Hause
Er ist 23 Jahre alt, zum ersten Mal beruflich im Ausland tätig. Immerhin, Deutschland und Schweden, das nimmt sich nicht viel. „Hier ist es nur ein bisschen wärmer“, sagt der Fußball-Profi. Na ja, und größer natürlich als in der heimatlichen Provinz, aus der er stammt und in der er in Schwedens erster Liga spielte mit IF Elfsborg.
Gut genug, dass der 1. FC Union für den offensiven Mann so viel Geld ausgab wie für keinen anderen Spieler zuvor. Von 850.000 Euro ist die Rede. Zwei Tage vor Ende der Transferperiode wurde Hedlund verpflichtet. Die Liga lief da längst, die Saisonvorbereitung mit dem Team fehlte ihm daher. Die Zeit, sich in Ruhe an alles zu gewöhnen, auch. „Er hat sehr viele Dinge um die Ohren gehabt“, sagt Keller.
Weniger Erholung
Zwar kam Hedlund immerhin aus der höchsten Spielklasse, die dazu auch noch in vollem Gange war, doch Schwedens Fußball ist eben eine andere Welt. Hedlund lacht, am Anfang habe er sich gleich etwas verletzt. „Das Training war zu hart. In Schweden erholst du dich unter der Woche und gibst beim Spiel 100 Prozent. Hier musst du die auch im Training bringen“, sagt er. Da ist aber noch mehr.
Hier gibt es in der Zweiten Liga mehr Zweikämpfe, man wird schneller attackiert, hat weniger Zeit. In Schweden harrt man geduldig auf seiner Position aus und wartet auf Fehler des Gegners, hier erzwingt man sie mit Pressing. „Es war schwer, das zu lernen“, erzählt Hedlund. Die Zweite Liga hier fordert ihn mehr als die Erste in der Heimat.
Er braucht noch Zeit
Zuletzt aber fand er sich immer besser zurecht auf den Außenbahnen, spielte bereits fünf Mal in der Liga, durfte auch im Pokal in Dortmund auflaufen. „Wir wissen, was er kann. Aber er braucht sicherlich noch Zeit, um seine optimale Leistung abrufen zu können“, sagt Trainer Jens Keller, dessen Mannschaft am Sonnabend beim 1. FC Kaiserslautern antritt. Langfristig, das ist klar, setzt Union auf den Schweden, den es sich viel Geld kosten ließ und gleich bis 2020 verpflichtete.