Union gegen Düsseldorf

Jetzt denken Unions Spieler sogar mit

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Marcel Stein
Philipp Hosiner spielt gegen Düsseldorf wieder von Beginn an

Philipp Hosiner spielt gegen Düsseldorf wieder von Beginn an

Foto: Maurizio Gambarini / picture alliance / dpa

Trainer Keller freut sich vor der Partie gegen Düsseldorf nicht nur über die neue Flexibilität, sondern auch über geistig fitte Profis.

Berlin.  Vor- oder Nachteile die Physis betreffend kann Jens Keller nicht ausmachen. Natürlich musste seine Mannschaft im DFB-Pokal am Mittwoch 120 Minuten spielen. Doch der nächste Gegner des 1. FC Union, Fortuna Düsseldorf, hatte auch einen Zweitrundeneinsatz. Zwar nur über 90 Minuten, aber immerhin.

Die Zeit zur Regeneration bis zum Spiel am Sonnabend (13 Uhr, Alte Försterei) ist dennoch kurz, doch Fußball-Trainer Keller sorgt sich nicht. Unter anderem wegen der emotionalen Ebene des Pokalspiels. „Ich bin überzeugt, dass die Mannschaft unheimlich viel Kraft aus dem Spiel in Dortmund schöpft, dass wir mit voller Energie rangehen können. Es war ein positives Erlebnis für uns“, sagt Keller über die erst im Elfmeterschießen verlorene Partie. Für Fortuna bietet der Pokalauftritt nicht minder Motivation, allerdings aus einer anderen Richtung. Mit 1:6 unterlag Düsseldorf im Zweitliga-Duell bei Hannover 96.

Keller hat vorgesorgt

Kellers Zuversicht speist sich jedoch auch aus der Tatsache, dass er vorgesorgt hat. Mit Blick auf den Verschleiß tauschte er in Dortmund bis auf eine Position sein gesamtes Mittelfeld aus. Zudem durfte Torhüter Daniel Mesenhöler seinen ersten Profi-Einsatz erleben. Fünf Akteure kamen neu herein und ersetzten die Stammkräfte. „Dass sie gegen Dortmund so ein Spiel abrufen, konnte keiner erwarten. Aber auch bei den anderen hätte man das nicht erwarten können“, sagt der Trainer.

Gefühlt ging er ein Risiko ein. Doch keiner kennt die Lage im Team besser als er. Und Keller sagt: „Ich war nicht überrascht, jeder drückt in den Kader. Das ist die große Qualität, die wir haben, sonst hätte ich in Dortmund nicht so viele Wechsel gemacht.“ Betont hatte er die breite Aufstellung der Köpenicker bereits öfter. Der Auftritt in Dortmund lieferte nun den Beweis. Personell konnten die Berliner seit dem Aufstieg 2009 nie mit größerer Flexibilität aufwarten. „Da kann jeder spielen und der Qualitätsverlust ist gleich Null“, sagt Innenverteidiger Toni Leistner.

So schlau wie nie?

Vielleicht verfügen die Berliner sogar über die fußballerisch schlaueste Mannschaft seit Ewigkeiten. Der Trainer jedenfalls fordert viel, studiert verschiedene Formationen ein und wechselt zwischen diesen auch in den Partien munter hin und her. „Es ist sehr beeindruckend, wie schnell die Mannschaft das umgesetzt hat“, so Keller. Das ganze Team reagiere immer wieder wunderbar auf neue Situationen, passe sich einem Spiel problemlos an.

Das zeige die persönliche Klasse, die erst den neuen Variantenreichtum möglich macht. Den Trainer verleitet das zu einem großen Lob, die Spieler „denken mit beim Fußball, das haben wir die letzten Monate sehr gut hinbekommen, dass sie mitdenken“. Dies war eine Voraussetzung dafür, dass Union nun als Zweiter der Tabelle in den Spieltag geht.

Quaner und Parensen fehlen

Gegen Fortuna wird jetzt wieder zurückrotiert, hin zur Stammformation. Zumindest so weit wie möglich. Denn Stürmer Collin Quaner fällt mit einer Oberschenkelblessur aus. Defensiv-Allrounder Michael Parensen, in Dortmund hereinrotiert, zog sich einen Mittelfußbruch zu und fehlt länger. Personalsorgen im engeren Sinne aber kennt Keller scheinbar nicht mehr. Er besitzt viele Optionen, ist variabel in jeder Hinsicht.

Diese Zutaten bilden einen wichtigen Teil des Aufstiegsrezeptes. Spiele wie in Dortmund können den Glauben, dies zu schaffen, wachsen lassen. Für den Moment hilft das aber nicht. Dortmund müsse man, so Keller, „jetzt abhaken. Das Spiel ist Vergangenheit“. Aber eines, dass eine Zukunft aufgezeigt hat.