Per Dreierpack

Mit Tränen und Toren: Hertha feiert zweiten Saisonsieg

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Haris Tabakovic lässt sich nach seinen drei Toren für Hertha BSC vor der Ostkurve feiern.

Haris Tabakovic lässt sich nach seinen drei Toren für Hertha BSC vor der Ostkurve feiern.

Foto: IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Luciano Lima / imago/Beautiful Sports

Mit einem Dreierpack beschert Stürmer Tabakovic Hertha den zweiten Saisonsieg. Gegen Braunschweig gibt’s ein überraschendes Debüt.

Berlin.  Haris Tabakovic drohte Unheil. Als der dreifache Torschütze von Hertha BSC breitgrinsend mit dem Spielball unterm Arm Richtung Kabine wanderte, wusste er noch nicht, dass ihm ein Teamkollege das runde Präsent wieder abluchsen wollte. „Den Ball werde ich ihm noch klauen, damit er nicht abhebt“, sagte Toni Leistner mit einem Augenzwinkern. Ein kleiner Witz vom Kapitän des Berliner Fußball-Zweitligisten.

Dass ihnen beim Hauptstadtklub am Sonntag zum Scherzen zumute war, ließ sich auf das 3:0 (2:0) gegen Eintracht Braunschweig zurückführen. Auf den zweiten Saisonsieg, den zweiten Erfolg vor 43.528 Zuschauern im heimischen Olympiastadion, der die Berliner aus der Abstiegszone beförderte.

Tabakovic steht schon bei sieben Saisontoren

„Ich bin froh. Wir haben einen guten Gegner geschlagen. Jetzt haben wir drei Punkte, aber es geht weiter“, sagte Trainer Pal Dardai in seiner gewohnt nüchternen Art. Seine Spieler sollten den Erfolg trotzdem genießen dürfen. Allen voran: Haris Tabakovic.

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Der Schweizer Stürmer erzielte gegen schwache Braunschweiger seine Saisontore fünf, sechs und sieben, hat damit mehr Treffer auf dem Konto als Herthas nominelle Stürmer zusammen in der gesamten Vorsaison. „Ich bin dankbar, dass es so läuft und ich meine Tore machen darf“, erklärte Tabakovic.

Erst hatte der 29-Jährige nach einer Flanke von Fabian Reese per Kopf auf das Eintracht-Tor gezielt. Weil Braunschweigs Keeper Ron Thorben Hoffmann abwehrte, nestelte Tabakovic den zweiten Ball zum 1:0 über die Linie (38. Minute). Kurz vor dem Halbzeitpfiff stand Herthas Toptorjäger dann am Elfmeterpunkt bereit.

Handelfmeter für Hertha nach VAR-Einschreiten

Eintracht-Verteidiger Sebastian Griesbeck hatte eine Reese-Hereingabe mit der Hand abgewehrt, Schiedsrichter Marco Fritz schaute sich die Situation noch einmal an und entschied auf Strafstoß. Tabakovic verwandelte flach zum 2:0 (46.). Seinen ersten Zweitliga-Dreierpack schnürte der Rechtsfuß dann in der 70. Minute – nach sehenswerter Vorarbeit des eingewechselten Bilal Hussein, der sein Debüt für Hertha feierte.

Tabakovics Dunkelziffer war am Sonntag sogar noch höher. Sein vermeintliches 1:0 in der 29. Minute nahm Referee Fritz nach VAR-Einschreiten wegen Abseits wieder zurück. Und auch vor dem möglichen 3:0 in der 50. Minute stand Herthas Stürmer in regelwidriger Position. Fünf Tore, drei reguläre – eine Ausbeute, die sich sehen lassen kann.

Dass am Ende kein Ball im eigenen Tor lag, freute vor allem einen: Robert Kwasigroch. Der 19-Jährige hatte erst am Sonnabend erfahren, dass er gegen Braunschweig sein Profidebüt zwischen den Pfosten geben würde. Herthas Nummer eins Tjark Ernst fehlte wegen eines Magen-Darm-Infekts.

Note eins von Trainer Dardai an Keeper Kwasigroch

„Respekt an Robert, dass er als Gewinner aus so einer Drucksituation hervorgeht“, lobte Trainer Dardai. „Note eins bei mir. Er hat gespürt, dass wir hinter ihm stehen und das hat ihm geholfen.“ Zumal der Nachwuchs-Keeper auch mehrmals gefordert war, die Versuche von Robin Krauße (27.) und Anthony Ujah (55.) entschärfte.

„Für mich hat sich ein Traum erfüllt“, sagte Kwasigroch, der mit Tränen in den Augen in die Katakomben des Olympiastadions kam. „Ich bin seit der U14 bei Hertha. Es ist noch ein bisschen surreal, aber ich genieße es.“ Familie und Freunde waren dabei, der Youngster hatte am Sonnabend extra noch Karten geordert.

„Ich war vor dem Spiel sehr aufgeregt, aber die Mannschaft hat mir gut zugesprochen. Ich habe Unterstützung von allen bekommen, Trainer, Präsident, von meinen Mitspielern“, erzählte der Torhüter. „Das hat’s mir leichter gemacht. Ich bin super happy. Zu Null, besser geht’s nicht.“

Palko Dardai droht lange Ausfallzeit

Nach den letzten beiden Auftritten im Olympiastadion sieht die Bilanz der Berliner mit 8:0 Toren nun ordentlich aus. Auswärts ist mit 4:9 Treffern aus Hamburg und Magdeburg noch viel Luft nach oben. „Wenn wir diesen Sieg gegen Braunschweig jetzt noch in eine Siegesserie umwandeln können und auch mal auswärts gewinnen, macht das natürlich noch mehr Spaß“, wusste auch Kapitän Leistner.

Einen Wermutstropfen gab es trotzdem: Palko Dardai musste nach 40 Minuten ausgewechselt werden, hatte einen Schlag abbekommen. „Er geht zum Röntgen und zum MRT“, erklärte Trainer Dardai. „Wenn es schlecht läuft, fehlt er drei Monate, wenn es gut läuft drei Tage. Aber es sieht wirklich nicht gut aus.“

Ob er am kommenden Wochenende beim Auftritt in Kiel dabei sein wird, bleibt abzuwarten. Aber auch ohne Dardai ist das Ziel klar. „Wir müssen unser Spiel nächste Woche bestätigen“, forderte Dreierpacker Tabakovic, klemmte sich den Ball noch ein bisschen fester unter den Arm und marschierte endgültig in die Kabine.

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