Berlin. Sandro Schwarz war bedient. Als der Trainer von Hertha BSC in der 90. Minute die Gelbe Karte sah, winkte er nur noch ab. Die Art und Weise, wie seine zweite Niederlage in der Fußball-Bundesliga mit den Berlinern zustande gekommen war, gefiel dem 43-Jährigen überhaupt nicht. Ein Gegentreffer nach Handelfmeter, ein Platzverweis – dabei hatte der Hauptstadtklub bei Borussia Mönchengladbach eine ordentliche Partie gemacht. Am Ende hieß es trotzdem 0:1 (0:1).
„Wir haben sehr ordentlich gespielt und unglücklich verloren“, fasste es Schwarz zusammen. „Heute fühle ich mich nicht unbedingt als Verlierer“, erklärte Innenverteidiger Marc Kempf. „Wir haben ein gutes Spiel gemacht, wieder einen Schritt nach vorn gemacht gegenüber letzter Woche. Aus meiner Sicht waren wir die bessere Mannschaft.“
Hertha BSC knüpft an Leistung in der Vorwoche an
Sandro Schwarz setzte auf den Faktor Stabilität und veränderte seine Startelf nicht. Dem Coach hatte der Auftritt seiner Mannschaft beim 1:1 gegen Eintracht Frankfurt in der Vorwoche größtenteils gefallen. Daran galt es anzuknüpfen.
Und Hertha schaffte es tatsächlich, den „Fohlen“ vom Niederrhein auf Augenhöhe zu begegnen. Die erste Halbzeit war eine der interessanteren Sorte. Chancen auf beiden Seiten, sogar fast ausgeglichen. Die hochkarätigste auf Berliner Seite hatte Dodi Lukebakio, der gleich mehrfach gefährlich vor Yann Sommers Tor aufgetaucht war. In der 43. Minute fehlte nicht viel, als der Rechtsaußen aus acht Metern abzog. Doch der Ball ging drüber.
Auf der anderen Seite war es Marcus Thuram, der so überraschend an den Ball kam, dass er den auf der Torlinie liegenden Oliver Christensen nur anschoss, statt die Kugel über Herthas Keeper zu bugsieren (17.). Vorangegangen war eine Ecke und missglückter Klärungsversuch von Ivan Sunjic, der Christensen schon in die Knie gezwungen hatte.
Hertha BSC ist gut auf den Gegner eingestellt
Es war schließlich der ausgestreckte Arm von Maxi Mittelstädt, der Gladbach zum 1:0 verhalf. Herthas Außenverteidiger klärte eine Hereingabe regelwidrig und wusste direkt, dass seine Aktion nicht folgenlos bleiben würde. Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck zeigte direkt auf den Punkt, Alassane Pléa trat an und verwandelt – 0:1 (33.).
Weil die Berliner aber gut auf ihren Gegner eingestellt waren, ließen sie sich vom Rückstand nicht entmutigen. Schwarz hatte im Laufe der Woche immer wieder Anlaufverhalten, Pressing und Aggressivität gepredigt. Und ganz offensichtlich Gehör gefunden.
Gladbach trat zwar gewohnt ballsicher auf, konnte die Kugel aber nicht so lange in den eigenen Reihen behalten, wie Trainer Daniel Farke es gern sieht. Stattdessen setzte der Hauptstadtklub die Borussia weiter früh unter Druck und übernahm direkt nach Wiederanpfiff mehr und mehr die Regie.
Hertha BSC 20 Minuten in Unterzahl
Lukebakios Solo endete erst an der Grundlinie, seine Ablage auf Kanga klärte Ko Itakura zur Ecke (56.). Der eingewechselte Jean-Paul Boetius kam nach einer Hereingabe von Jonjoe Kenny einen Tick zu spät und konnte nur zusehen, wie sich Sommer den Ball schnappte (58.). Hertha war aktiv, Hertha war dran.
Bis der Ball plötzlich wieder auf dem Elfmeterpunkt im eigenen Strafraum lag. Vorangegangen war eine Ecke, nach der Filip Uremovic mit der Hand an der Kugel war. Jöllenbeck hatte das nicht gesehen, bekam aber den Hinweis aus dem Kölner Keller. Nach einem VAR-Check entschied der Referee auf Strafstoß. Und zeigte Uremovic die Gelb-Rote Karte (69.).
Der Kroate hatte die Ausführung des ersten Elfmeters gestört und dafür schon eine Verwarnung bekommen. Die Konsequenz nach der zweiten Gelben Karte: Platzverweis. Christensen ließ sich von der allgemeinen Aufregung nicht stressen. Als Jonas Hofmann zur Ausführung antrat, wählte er die richtige Ecke und parierte.
Richter zurück im Kader von Hertha BSC
Trainer Schwarz reagiert und brachte Marton Dardai (für Ejuke) als Verstärkung für dezimierte Innenverteidigung und Stevan Jovetic (für Kanga) als frischen Impuls in der Offensive (72.). In Unterzahl taten sich die Gäste aus der Hauptstadt aber sichtlich schwerer, verloren die Kontrolle und ein wenig auch das Selbstvertrauen.
Schwarz muss also weiter auf seinen ersten Sieg gegen Gladbach warten. Und Hertha auf den ersten Erfolg der Saison. Immerhin eine gute Nachricht gab’s am Freitag: Marco Richter stand nur fünf Wochen nach seiner Hodenkrebs-OP wieder im Kader der Berliner.
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