Mönchengladbach/Berlin. Hertha BSC unterliegt im Saisonfinale mit 1:2 in Mönchengladbach. Nach schwacher erster Halbzeit steigern sich die Berliner.
Am Ende wäre es beinahe noch kitschig geworden. Nachdem Hertha-Oldie Vedad Ibisevic (35) in der Nachspielzeit den Berliner Anschlusstreffer zum 1:2 erzielt hatte, hätte auf der Gegenseite fast noch ein weiterer Altmeister geknipst. Ausgerechnet Gladbachs gerade erst eingewechselter Raffael (35) kam in den Schlusssekunden zu einer Riesenchance, doch der frühere Hertha-Profi scheiterte am Berliner Keeper Dennis Smarsch. So blieb es im Saisonfinale bei einem verdienten 1:2 (0:1), mit dem alle Beteiligten gut leben konnten. Die Gladbacher, weil sie sich die Champions-League-Qualifikation sicherten; und die Berliner, weil sie sich mit Anstand aus der turbulenten Saison verabschiedeten.
Das Saisonziel Europacup hat Hertha bekanntlich klar verfehlt, doch angesichts der chaotischen Spielzeit wirkt Rang zehn wie ein denkbar versöhnliches Ende. Im Vergleich zur Vorsaison haben sich die Berliner damit sogar um einen Rang verbessert, doch am Sonnabend zählten andere Aspekte, vor allem die Emotionen.
Ibisevic trifft nach Vorarbeit von Ngankam
„Ich konnte ein letztes Mal mit den Jungs dabei sein“, sagte Herthas Mittelfeldkämpfer Per Skjelbred (33), der den Klub nach sieben Jahren Richtung Trondheim verlässt und zu einem letzten Kurzeinsatz kam. Der eingewechselte Ibisevic, der gern in Berlin bleiben möchte, aber noch verhandelt, kam nach starker Vorarbeit des jungen Jessic Ngankam (19) sogar noch zu einem siebten Saisontor (90.+2) und widmete es prompt seinem langjährigen Kollegen. „Eigentlich hatte ich gehofft, dass Per selbst ein Tor macht“, sagte der Bosnier, „aber als er wieder vom Feld musste, musste ich das eben übernehmen.“
Tatsächlich war Skjelbreds Abschiedsvorstellung eher unglücklich verlaufen. Nach seiner Einwechslung zur zweiten Halbzeit setzte er zwar den Ton, indem er sich mit einer beherzten Grätsche schnell eine Gelbe Karte einhandelte und seinem Team so ein letztes Mal vorlebte, wie man sich wehrt, doch nach einer halbe Stunde zwickte erneut die Wade. Die Folge: Skjelbred musste vom Feld.
Nun war es nicht nur für ihn der letzte Einsatz für Hertha, sondern auch für Alexander Esswein. Jener fand sich in Abwesenheit von Peter Pekarik (angeschlagen) und Lukas Klünter (gesperrt) auf der ungewohnten Position des Rechtsverteidigers wieder, was ihm immerhin den ersten Startelfeinsatz seit Februar 2018 bescherte. Für den 30-Jährigen hätte es ein versöhnlicher Abschluss seiner vier Berliner Jahre werden können, doch stattdessen wurde es ein bitterer Nachmittag.
Esswein als Rechtsverteidiger überfordert
Schon nach sieben Minuten wirkte der Aushilfsverteidiger erstmals überfordert, allerdings galt das für seine Abwehrkollegen genauso. Nach langem Ball von Gladbach Christoph Kramer gelang es Dedryck Boyata und Jordan Torunarigha nicht, Breel Embolo vom Ball zu trennen. Stattdessen tankte sich der bullige Angreifer in der rechten Strafraumhälfte clever durch und spitzelte den Ball am herbeieilenden Niklas Stark vorbei zu Jonas Hofmann. Der schob trocken ein und tunnelte dabei noch Esswein, schon stand’s 0:1. (7.).
Keeper Smarsch (21), der Stammtorwart Rune Jarstein vertrat (er wohnte der Geburt seines dritten Kindes bei), traf dabei keine Schuld, bekam kurz darauf aber eine erste Bewährungschance. Einen Distanzschuss von Lars Stindl parierte der Schlussmann ordentlich (23.), doch die Tendenz blieb eindeutig: Die einzige Mannschaft, die nach vorn spielte, war die Borussia.
Einen ersten Embolo-Versuch aus der linken Strafraumhälfte konnte Esswein noch verhindern, doch während sich der Berliner danach berappeln musste, nahm der Stürmer schon den nächsten Anlauf. Sein Abschluss aus spitzem Winkel rauschte nur hauchzart am langen Pfosten vorbei, touchierte sogar das Aluminium (32.). Für Esswein sollte es nicht die letzte unglückliche Szene sein: Nachdem er einen abgefälschten langen Ball vor die Füße von Stindl bugsierte, traf jener aus elf Metern den Pfosten (41.).
Skjelbred lebt dem Team ein letztes Mal Kampfgeist vor
Überhaupt wirkte Hertha in Durchgang eins überfordert. Die Berliner bekamen keinerlei Zugriff, wirkten defensiv alles andere als Sattelfest und fanden offensiv schlicht nicht statt. Die Torschussbilanz zur Pause sprach für sich. Hertha: 0. Gladbach: 13.
Labbadia reagierte, brachte mit Wiederanpfiff Mathew Leckie für Esswein, Arne Maier für Marvin Plattenhardt und Skjelbred für Marko Grujic. Wechsel, die auf dem Feld zu einer kleinen Rotation führten und auch sonst Folgen hatten, zumindest waren die Gäste nun griffiger.
Doch auch wenn Hertha die Partie äußerst manierlich zu Ende brachte: Um Gladbach richtig weh zu tun, reichte das nicht. Stattdessen machte Embolo mit dem 0:2 alles klar, als er nach feinem Zuspiel von Hofmann am linken Pfosten einschob (78.).
Ärgern konnte sich allerdings kaum ein Berliner über die Niederlage, stattdessen richtete sich der Blick auf einen vermutlich feuchtfröhlichen Saisonausklang. „Wir gehen heute Abend gemeinsam essen und danach früh ins Bett“, sagte Ibisevic augenzwinkernd: „Sehr früh. Morgens.“