Berlin . Hertha-Verteidiger Lukas Klünter erhielt für seine bärenstarke Vorstellung gegen Meister Bayern München viel Lob.

Das Lob kam von dem Kollegen, der wusste, wie schwer es gewesen war. Für Maximilian Mittelstädt wies die Statistik null Prozent gewonnener Zweikämpfe aus. Der linke Verteidiger von Hertha BSC hatte beim Dauerdruck der Bayern einen schweren Stand gegen Serge Gnabry und Thomas Müller. Umso mehr lobte Mittelstädt nach dem 2:2, das die Berliner beim Meister in München errungen hatten: „Für mich war Lukas der beste Mann auf dem Platz. Er ist unglaublich viel gelaufen und hat Coman zur Weißglut getrieben.“

Mittelstädt meinte Rechtsverteidiger Lukas Klünter. Der war mit 67 Prozent gewonnener Duelle bester Zweikämpfer bei Hertha nach Niklas Stark (75 %). Vor allem gewann Klünter wichtige Duelle. Etwa indem er mit einem schnellen Antritt Robert Lewandowski eine Chance zunichte macht, der Bayern-Torjäger prallte dabei mit dem Kopf gegen Klünters Schulter und wollte einen Elfmeter haben - den er (in dieser Szene) nicht bekam. „Es war ein sehr umkämpftes Spiel“, sagte Klünter, „wir können froh sein, dass wir einen Punkt mitgenommen haben. Die Bayern hatten viele Chancen, aber wir haben gut dagegengehalten, viel Zweikampfwillen gezeigt.“

Klünter: „Coman ist eine Herausfordung“

Das beste Beispiel für diesen Willen war Klünter. Zunächst als rechter Manndecker in der Dreier-Abwehrkette, dann als rechter Außenverteidiger gegen den wieselflinken Kingsley Coman. „Coman war eine Herausforderung“, erzählte Klünter. „Mit seinen schnellen Wendungen und seinem Tempo – das ist extrem gefährlich.“ Klünter führte ebenso ruhig wie unerschrocken diverse Zweikämpfe im eigenen Strafraum.

Grundsätzlich möchte Herthas neuer Trainer Ante Covic, dass seine Mannschaft den Gegner möglichst weit weg vom eigenen Tor hält. Gegen die Bayern, die am Ende auf 70 Prozent Ballbesitz kamen, schafft das kein Bundesligist, auch nicht Hertha.

Die Folge waren viele Abwehraktion auf des Messer’s Schneide. „Wir hatten doch die eine oder andere Situation häufiger im Strafraum, wo der Schiedsrichter nicht gepfiffen hat“, sagte Trainer Covic. „Ich glaube, es waren auch keine Elfmeter.“ Klünter war häufig mittendrin. Mit seinem fixen Antritt nervte der Berliner die Münchener mehrfach.

Sonntag empfängt Hertha den VfL Wolfsburg

Sein Trainer war voll des Lobes. „Ich finde, dass Lukas sein Herz auf dem Platz gelassen hat“, sagte Ante Covic, „er war immer der Letzte in der Kette, der seinen Fuß noch dazwischen hatte, er hat sich reingeschmissen, Bälle abgeblockt­, aufgrund seiner Geschwindigkeit war er auch in der Lage, viele Lücken zu schließen, hat Spaß gemacht, ihm zu­zugucken.“ Klünter ist kein Typ, der zur Euphorie neigt. Den Saisonstart schätzte der 23-Jährige so ein: „Wir haben gegen die Bayern gespielt, da kann man das Unentschieden schon etwas höher­ bewerten. Wir gehen jetzt mit Selbstbewusstsein ins nächste Spiel.“

Dort empfängt Hertha am Sonntag im ersten Heimspiel den VfL Wolfsburg, 2:1-Sieger gegen Aufsteiger Köln (18 Uhr, Olympiastadion). Gegen den Europa-League-Starter wird eine Eigenschaft gefordert sein, die Klünter in München aufgrund der vielen raschen Ballverluste von Hertha kaum einmal zeigen konnte: seinen Vorwärtsdrang. In der Vorbereitung hatte er bei den Testspielen gegen Fenerbahce Istanbul (2:1) und West Ham United (3:5) mehrfach Tore vorbereitet.

Im O-Ton Klünter hört es sich so an: „Für das Spiel gegen Wolfsburg nehmen wir die Sachen mit, die wir in München gut gemacht haben. Und versuchen zu verbessern, was noch nicht so gut geklappt­ hat.