Berlin. Der favorisierte Standort für ein neues Hertha-Stadion soll also der alte sein – das Olympiagelände. Was im ersten Moment klingt, als beiße sich die Katze in den eigenen Schwanz, kommt natürlich nicht von ungefähr: „Nachhaltigkeit spielt eine ganz große Rolle“, erklärt Friedbert Greif, der Geschäftsführende Gesellschafter des renommierten Planungsbüros Albert Speer und Partner (AS+P), „und wenn es möglich ist, sollte man auf bestehende Infrastrukturen zurückgreifen.“
Ein paar lang geschlagene Bälle neben dem Olympiastadion wäre das ohne Weiteres möglich. S-, U-Bahn- und Busanbindungen sind vorhanden und bewährt, Parkplätze ebenfalls. „Das ist ausschlaggebend gewesen für den Standort Olympiapark“, sagt Greif, „hier existiert eine mehr als leistungsfähige Infrastruktur mit geübten Wegen.“
Größe und Weite waren gestern
Mit den Chancen und Tücken des Sportstättenbaus setzen sich Greif und seine Mitarbeiter nicht zum ersten Mal auseinander. Im Portfolio von AS+P prangt etwa die prachtvolle Arena des FC Bayern, auch bei der Bewerbung Stockholms für die Olympischen Winterspiele 2022 und Katars für die Fußball-WM im selben Jahr waren die Planer involviert.
Greif und Matthias Schöner, der Raum- und Umweltplaner von AS+P, haben eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie die Zukunft auszusehen hat. „Für den klassischen Fußballbetrieb“, sagt Schöner, „ist das Olympiastadion einfach zu groß und zu weit. Die Entwicklung geht seit Jahren in eine andere Richtung.“ Eine These, der nur eingefleischte Hertha-Traditionalisten widersprechen.
In Brandenburg locken unbegrenzte Möglichkeiten
Die Frage aber bleibt: Wo wäre der richtige Standort für die angestrebte reine Fußballarena? Sieben Kriterien haben die Platzsucher in unterschiedlichen Gewichtungen berücksichtigt: Größe der Fläche, Verkehrsanbindung, Nachbarschaft, Außenwirkung, Verfügbarkeit, Konfliktpotenzial und Erschließung. Schöner macht klar: „Eine Option, die ein Optimum darstellt, gibt es nicht.“ Immerhin eine – der Olympiapark – kam dem Ideal zumindest nahe.
Womit die einzige Alternative zum Berliner Standort, der Brandenburg Park bei Ludwigsfelde, punkten kann? Vor allem mit den scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten. Hier könnte Hertha ein Stadion nach Maß bauen, sagt Greif, plus entsprechendes Umfeld. Defizite gibt es jedoch in der Nahverkehrsanbindung. Bis zum Bahnhof Birkengrund dauert es vom Hauptbahnhof 26 Minuten. Zwischen Bahnhof und Brandenburg Park liegen rund zwei Kilometer Fußmarsch. Freilich kein Problem, das unüberwindbar wäre. Noch aber ist es zu früh für derartige Details.
Bauzeit Minimum drei Jahre
„Wir sind ganz am Anfang“, betont Schöner, „an dieser Stelle ist der Standort München auch kein Selbstläufer gewesen.“ Widerstände gebe es immer, selbst in der Stadt des Rekordmeisters. Dort standen seinerzeit 24 Standorte zur Debatte.
Überhaupt scheint München die Lieblingsreferenz von AS+P zu sein – auch in Sachen Zeitplan. Drei Jahre müsse man schon kalkulieren, nur für den reinen Stadionbau, wohlgemerkt. Dass es damit längst nicht getan ist, verdeutlicht die tatsächliche Errichtung des Bayern-Tempels. Zwischen Standortanalyse und Eröffnung lagen vier Jahre und vier Monate. „Dort“, sagt Greif, „ist es ideal gelaufen.“