Fußball hat manchmal etwas Unheimliches. Da passieren Dinge, die so wundersam zusammenpassen, dass man an den Einfluss einer höheren Macht denken könnte. Am Freitagabend sorgte die Zahl 43 für solch einen Moment: In der 43. Minute erzielte Vedad Ibisevic das 1:0 für Hertha BSC in der Auswärtspartie beim 1. FC Köln.
Es sollte der Siegtreffer für die Berliner sein. Zum allerersten Mal im Jahr 2016 kann sich Trainer Pal Dardai über drei Punkte freuen. Der Hauptstadtklub verteidigt damit Tabellenplatz drei.
Nun das Unheimliche: Schon im Hinspiel hatte Ibisevic genau in der 43. Minute das 1:0 gegen Köln erzielt. Es war damals der Türöffner in einer komplizierten Partie – genauso wie nun im Rückspiel. Später machte Ibisevic noch den 2:0-Endstand.
Wenn der Angreifer bisher für Hertha traf, dann nämlich immer gleich doppelt. Zuletzt allerdings hatte Ibisevic gar nicht mehr getroffen. Fast zehn Stunden lang wartete er auf ein Tor. In der 43. Minute gegen Köln, nach 599 torlosen Minuten, war die Durststrecke beendet.
Guter Start in die Englische Woche
„Zum Schluss hatten wir vielleicht auch ein bisschen Glück. Aber der Sieg ist verdient. Am Ende war es ein Kampfspiel, und meine Jungs haben gezeigt, dass sie das können“, lobte Dardai. „Wir mussten lange auf einen Sieg warten, jetzt haben wir ihn endlich“, sagte neben Ibisevic der beste Herthaner an diesem Tag, Per Skjelbred.
Hertha gelingt damit nicht nur der erste Dreier nach fünf sieglosen Partien, sondern auch ein erfolgreicher Start in die so wegweisende Englische Woche. Am Mittwoch kommt Eintracht Frankfurt, vier Tage später geht es gegen den HSV. Dann wird sich zeigen, ob Dardais Team wirklich das Zeug für einen Europapokalplatz hat.
Gegen Köln musste Dardai den gelbgesperrten Spielgestalter Vladimir Darida ersetzten und hatte zuvor gesagt, er habe mit Alexander Baumjohann, Jens Hegeler und Valentin Stocker „drei wunderschöne Optionen“.
Dardai lobt Ibisevic: „Weltklasse Entscheidung“
Offenbar nicht schön genug, denn der Ungar entschied sich für Variante Nummer vier und brachte überraschend Rechtsverteidiger Peter Pekarik. Das hatte eine taktische Umstellung zur Folge: Statt des gewohnten 4-2-3-1-Systems begannen die Berliner in einer 4-4-2-Formation mit Mitchell Weiser auf dem rechten Flügel.
Den verletzten Sebastian Langkamp ersetzte wie erwartet der erst 20 Jahre alte Niklas Stark in der Innenverteidigung und machte vor allem in der kampfbetonten Schlussphase einen guten Job.
Auch zu Spielbeginn war die Berliner Defensive gefragt: Mergim Mavraj (3.) und Anthony Modeste (7.) hatten früh zwei Chancen für die Hausherren. Später sollte durch Filip Mladenovic noch eine dazukommen (34.). Doch zunehmend verschob sich das Spiel in die Kölner Hälfte. Bis zu 80 Prozent Ballbesitz hatte Hertha zeitweise in Halbzeit eins gegen eine Fünferabwehrkette der Kölner. Und plötzlich tauchte Salomon Kalou frei im FC-Strafraum auf, doch der Schuss des Ivorers aus zehn Metern strich über die Latte (19.).
Ibisevic hatte den Afrikaner in Szene gesetzt. Und der revanchierte sich kurz vor der Pause: Kalou steckte einen Pass durch in den Strafraum auf seinen Sturmpartner, und im Fallen aus zwölf Metern schob Ibisevic ins lange Ecke zum 1:0 ein (43.). „Das war eine Weltklasse-Entscheidung von Vedad. Zwischen ihm und Salomon passt es einfach“, sagte Dardai.
Lustenberger steht vor einer Vertragsverlängerung bis 2019
In Halbzeit zwei verlor Hertha dann etwas die Kontrolle. „Das war nicht mehr Hertha BSC“, sagte Dardai. Aber wenn die Blau-Weißen in dieser Saison führten, verloren sie kein einziges Spiel mehr (zehn Siege und zwei Remis). Skjelbred und Fabian Lustenberger machten die Räume im Mittelfeld eng.
Der Kapitän wird nach Morgenpost-Informationen in der kommenden Woche einen neuen Vertrag bis 2019 bei Hertha unterschreiben. Er ist damit nach Langkamp (2019), John Brooks (2019), Marvin Plattenhardt (2020) und Torwart Rune Jarstein (2019) der nächste Leistungsträger, den Hertha in den vergangenen Monaten langfristig an sich binden konnte.
Schiedsrichter Stieler verweigert Köln einen Elfmeter
In Köln blieb es vor knapp 48.900 Zuschauern beim 1:0 (1:0). Allerdings hatte Hertha Glück, dass Schiedsrichter Tobias Stieler ein Handspiel von Skjelbred im Strafraum übersah (73.). „Den kann man geben“, sagte Skjelbred. Und Modeste traf kurz vor Schluss noch den Außenpfosten (82.). Es war das Glück des Tüchtigen. Oder eine höhere Macht nahm da Einfluss.
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