Heidenheim –

Ibisevic sorgt für historischen Abend

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Jörn Meyn

Nach dem 3:2 in Heidenheim empfängt Hertha im Pokal-Halbfinale Borussia Dortmund

Heidenheim. „Der Nächste, bitte“. Das stand da wirklich auf den T-Shirts, die sich die Profis von Hertha BSC am Mittwochabend über die durchgeschwitzten Trikots zogen. Eben hatten sie mit 3:2 (2:1) den Zweitliga-Achten 1. FC Heidenheim im Viertelfinale des DFB-Pokals bezwungen. Und hätte es da nicht diese beiden unschönen Aussetzer gegeben, die Herthas Trainer Pal Dardai nachher „Eigentore“ nennen sollte, es wäre wirklich ein Sieg fast im Vorbeigehen gewesen. So aber mussten die Blau-Weißen am Ende noch ein bisschen zittern, bis sie erstmals seit 1981 wieder ins Halbfinale dieses so emotional aufgeladenen Wettbewerbs einziehen konnten. „Wir haben uns das Leben heute ein bisschen selbst schwer ­gemacht. Aber wir freuen uns riesig und sind stolz. Das ist ein historischer Abend“, sagte Aushilfskapitän Sebastian Langkamp. Der wurde am späten Abend abgerundet. In der ARD-Sportschau wurde Hertha für das Halbfinale das ersehnte Heimspiel zugelost.

Manager Preetz neckt Borussia Dortmund

Gegner ist Borussia Dortmund. In Anspielung auf den Frust von Dortmunds-Trainer Thomas Tuchel über den Zustand des Spielfeldes im Olympiastadion am vergangenen Wochen­ende twitterte Hertha-Manager Michael Preetz: „Lieber BVB. Wir wollten unseren ­Rasen wechseln. Aber jetzt lassen wir ihn liegen, bis ihr kommt.“

Der nächste, bitte – das hätte auch gut zu Vedad Ibisevic gepasst. Der nächste Doppelpack nämlich. Der Bosnier scheint ziemlich gern zweifach zu treffen. Seine beiden Tore (14. und 21. Minute) brachten Hertha auch gegen kampfstarke Heidenheimer auf den richtigen Kurs und sorgten dafür, dass sich die Berliner weiter auf dem Heimweg ins Finale im eigenen Olympiastadion befinden. „Das ist ein Supertag. Einfach wunderbar“, schwärmte Ibisevic nach der Partie. In nunmehr 16 Pflichtspielen für den Hauptstadtklub gelangen Ibisevic beeindruckende vier Doppelpacks. „Wir können froh sein, dass Vedad so knipst. Das tut uns gut“, sagte Dardai. Der Traum des Trainers vom Einzug ins Finale darf weitergeträumt werden: „Dafür war das jetzt die nächste Station – aber es war auch die schwierigste bisher“, so der Ungar.

Nach dem Los Heidenheim zum Viertelfinale hatte Dardai noch von einem „Geschenk“ gesprochen, weil es durchaus kompliziertere Gegner hätte geben können. Aber Geschenke verteilten zunächst nur der Bundesliga-Dritte: Torwart Rune Jarstein, bisher ohne folgenschweren Fehler in dieser Saison, griff bei einer Schnatterer-Ecke daneben, Heidenheims Arne Feick drückte den Ball aus einem ­halben Meter über die Linie, 0:1 (10.). Im mit 11.900 Fans gefüllten Rund klatschten sie sich vor Glück in die Hände, auf der Hertha-Bank vor Wut an die Stirn. Sollte das hier etwa schiefgehen?

Der Traum vom Finale ist bekanntlich das große, gemeinschaftsstiftende Projekt bei Hertha in dieser Spielzeit. Wie sehr sich diese Mannschaft daran aufrichtet, sah man in der Folge nach dem Rückstand: Keine drei Minuten später flankte der kurzfristig fit gewordene Vladimir Darida von rechts, Weiser verlängerte den Ball per Kopf auf Ibisevic, und der drosch ihn zum 1:1-Ausgleich ins kurze Ecke (14.). „Dieser Treffer war besonders wichtig für die Psyche. Wir mussten schnell zurückkommen“, sagte Ibisevic. Weil das so prächtig funktionierte mit ihm und Weiser, verfuhr Hertha gleich noch einmal nach diesem Muster: Flanke von Weiser, Ibisevic nahm das Spiel­gerät volley: 2:1 (21.) Was wie ein Kindergeburtstag mit Geschenken begann, wurde nun zunehmend humorlos von Hertha heruntergespielt. Die Blau-Weißen hielten den Ball routiniert in den eigenen Reihen. Dann passierte, was eher selten passiert: Genki Haraguchi dribbelte sich nicht nur schnell und geschmeidig durch die gegnerischen Reihen wie so oft schon in dieser Saison. Der Japaner vollendete endlich einmal flach ins Eck, 3:1 (58.). „Wir ­haben ein Video aus Japan, wo er solche Tore macht“, sagte Dardai. „Jetzt haben wir diesen Genki auch bei uns gesehen.“ Damit schien die Sache erledigt.

Salomon Kalou fällt mitMuskelfaserriss aus

Dieses Spiel wieder zum Leben erwecken konnte nur ein weiteres Geschenk: Diesmal verteilte es Weiser. Herthas ansonsten starker Rechtsverteidiger fuhr im Strafraum das Bein aus, Robert Leipertz fiel drüber. Elfmeter. Weiser platschte sich die Hand an die Stirn, und Schnatterer den Ball platziert neben dem Posten zum 3:2 ins Tor (82.). „Das war ein sehr dummes Foul“, sagte Weiser später. „Dominanter kann man eigentlich nicht spielen, aber dann machen wir zwei solche Fehler.“ Hertha aber brachte das Ergebnis über die Zeit und hatte an diesem Abend nur die Verletzung von Salomon Kalou zu beklagen, der wegen eines Muskelfaserrisses im Oberschenkel ausfällt. Zum Halbfinal-Gegner Dortmund sagte Trainer Dardai: „Wir haben es uns verdient, vor unseren großartigen Fans zu spielen. Wir haben nur ein Ziel – und das heißt Finale.“