Fußball

Wie diese neuen Regeln den Fußball fairer machen sollen

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Diskussionen wie diese zwischen Schiedsrichter Christian Dingert (l.) und Stuttgarts Benjamin Pavard sollen durch die neuen Regeln reduziert werden.

Diskussionen wie diese zwischen Schiedsrichter Christian Dingert (l.) und Stuttgarts Benjamin Pavard sollen durch die neuen Regeln reduziert werden.

Foto: Jörg Carstensen / dpa

Vor allem Änderungen bei der Auslegung des Handspiels sollen zu weniger Diskussionen und Kritik führen. Ein Überblick.

Berlin. Er war das Gesprächsthema Nummer eins in der abgelaufenen Saison. Der Videobeweis. Aber auch die Auslegung der Handspiel-Regel in der Fußball-Bundesliga sorgte bis zum letzten Spieltag für Unmut und stand immer wieder heftig in der Kritik. Das International Football Association Board (Ifab) hat deshalb Regeländerungen beschlossen, die den Interpretationsspielraum für Schiedsrichter bei Handspielen verkleinern sollen. Die Weltmeisterschaft der Frauen in Frankreich (7. Juni bis 7. Juli) ist das erste große Turnier, bei dem sie greifen werden. Ein Überblick.

Hände weg! Die Forderung des Ifab ist deutlich: „Größere Klarheit ist nötig!“ Ein kurzer Satz, der die perfekte Zusammenfassung der Diskussion über die Auslegung der Hand-Regel liefert. Also hier die betreffenden Änderungen:

1. Künftig darf kein Tor mehr mit der Hand/dem Arm erzielt werden, auch nicht unabsichtlich. Selbiges gilt für die Vorbereitung eines Tores oder einer Torchance. Es ist unabhängig von der Absicht abzupfeifen. Die Regel findet allerdings nur in der Offensive Anwendung, nicht aber bei Eigentoren.

2. Die unnatürliche Vergrößerung der Körperfläche wird in den Regeltext aufgenommen, bleibt aber im Ermessen des Schiedsrichters. Hält ein Spieler die Arme über Schulterhöhe, geht er ein „Risiko“ ein und wird entsprechend bestraft - selbst bei einer Grätsche.

3. Wird der Ball unmittelbar vorher abgefälscht (auch vom betreffenden Spieler selbst), so dass keine ausreichende Reaktionszeit gegeben ist, ist ein Handspiel nicht zu ahnden, es sei denn: siehe 1. oder 2. Ein Spieler wird zudem auch nicht dafür bestraft, dass er sich im Fallen auf dem Boden abstützt.

Ruhe in der Mauer Ende der Ellenbogengesellschaft, keine Rangeleien mehr. Denn stellt das verteidigende Team eine Mauer aus drei oder mehr Spielern, muss jeder Gegenspieler mindestens einen Meter Abstand halten. Weitere Änderung: Bei Freistößen im eigenen Strafraum oder Abstößen ist der Ball nach Berührung sofort im Spiel. Bisher musste die Kugel immer erst den Strafraum verlassen, ehe sie von einem Mitspieler berührt werden durfte. Gegenspieler dürfen aber erst außerhalb des Strafraums an den Ball.


Ende einer Legende „Der Schiedsrichter ist Luft“ war einer der schönsten Sätze des Fußballs. Ab dem 1. Juni aber gilt er nicht mehr. Während die Partie bislang einfach weiterlief, wenn der Unparteiische vom Ball getroffen wurde, gilt fortan: Lenkt ein Referee den Ball derart ab, dass der Ballbesitz wechselt, ein „viel versprechender Angriff beginnt“ oder gar der Ball im Tor liegt, wird mit Schiedsrichterball fortgesetzt.

Neuer Abstand Schiedsrichter müssen neben 9,15 Metern jetzt auch vier Meter „in den Füßen haben“. Denn der Schiedsrichterball in seiner altbekannten Form entfällt. Es erhält die Mannschaft den Ball, die ihn zuletzt berührt hatte (nicht innerhalb des Strafraums, dort erhält der Torhüter den Ball). Gegenspieler haben vier Meter Abstand zu halten.

Rot für den Masseur Künftig werden auch Teamoffiziellen Karten gezeigt. Gelb als Verwarnung, Rot zum Beispiel, wenn ein Trainer den Innenraum verlassen muss. Interessant: Ist der Übeltäter nicht ausfindig zu machen, wird stattdessen jener „Senior official“ bestraft, der sich in der Coaching-Zone aufhält. Ergo: der Trainer. Er hat für Ruhe unter seinen Untergebenen zu sorgen.


Runter! Sofort! Wer kennt das nicht? In der 94. Minute versteckt sich der Mittelfeldspieler bei einer knappen 2:1-Führung an der gegnerischen Eckfahne. Denn er weiß ganz genau, dass er ausgewechselt werden soll. Es folgt ein gemächlicher Trab zur Mittellinie, der meist die gegnerischen Spieler erzürnt. Künftig gilt: Spieler haben das Feld an der nächstgelegenen Auslinie zu verlassen – das können die Torlinie oder auch die Seitenauslinie sein. Folge: weniger Zeitspiel, schnellere Fortsetzung.

Torlinien-Yoga Nur zur Sicherheit, falls es mal passieren sollte: Der Torhüter darf sich beim Elfmeter nicht an den Pfosten lehnen oder an die Latte hängen, denn diese darf er nicht berühren. Die wichtigere Änderung: Im Moment der Ausführung muss mindestens ein Fuß Kontakt zur Torlinie haben (nicht: beide). Denkbar wäre also ein Ausfallschritt in Richtung des Schützen. So es denn hilft.

Anstoß für den Münzwurf-Sieger Bislang durfte der Gewinner des Münzwurfs die Seite auswählen, von der aus seine Mannschaft in der ersten Halbzeit der Partie spielen wollte. Nun darf der Gewinner zwischen Seitenwahl und Anstoß wählen.

( BM )