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Warum Gladbach nicht mehr so stark ist wie im Hinspiel

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Michael Ryberg
Raffael (r.) traf beim 4:2 im Hinspiel gleich zwei Mal gegen Hertha

Raffael (r.) traf beim 4:2 im Hinspiel gleich zwei Mal gegen Hertha

Foto: Jan Kuppert/SVEN SIMON / picture alliance / SvenSimon

Ein Ex-Herthaner schwächelt, außerdem haben die Fohlen mit Verletzungen zu kämpfen.

Mönchengladbach.  Beim Thema Berlin geht Raffael das Herz auf. Auch fast sechs Jahre nach seinem Abschied von der Hertha. „Ich mag die Stadt sehr. Damals habe ich mich als Profifußballer gerade auch unter Trainer Lucien Favre in Berlin am meisten nach vorn entwickelt“, sagt der 33 Jahre alte Brasilianer, der seit 2013 für Borussia Mönchengladbach unterwegs ist. Für Hertha hat Raffael zwischen 2008 und 2012 142 Ligaspiele bestritten, am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky) steht für Gladbach der 138. Einsatz an – gegen die alte Liebe.

Im Hinspiel war noch alles gut. Sehr gut sogar. Da jagte Raffael aus 25 Metern Distanz einen Ball zum 3:0 in den rechten Torwinkel, erzielte später auch noch den 4:2-Endstand. Borussia kletterte auf Platz vier. Doch die Ambitionen, wie 2015 und 2016 erneut in der Champions League dabei zu sein, sind mittlerweile unrealistisch – und das liegt auch an Raffael. Sein Doppelpack gegen Hertha im Hinspiel war eines seiner wenigen Ausrufezeichen in dieser Saison. Sieben Tore sind eine übersichtliche Ausbeute. Immer wieder in den vergangenen drei Monaten machte ihm eine verhärtete Wadenmuskulatur zu schaffen. Der trickreiche, stets so leichtfüßig über den Rasen tänzelnde Angreifer spürt immer mehr auch den Fluch des Alters. 19 Spiele Pause waren es 2016/17, in dieser Saison bislang acht Partien.

Borussia gelangen nur drei Siege in den letzten 16 Partien

Raffaels erneute Leidenszeit ist aber wahrlich nicht der alleinige Grund dafür, warum sich die Gladbacher ins graue Mittelmaß der Bundesliga verabschiedet haben. In den vergangenen 16 Pflichtspielen gelangen nur drei Siege. Das hat mit einer Vielzahl an Verletzungen und Langzeitausfällen zu tun, die Trainer Dieter Hecking zusetzten. Gleich elf Spieler mit Muskelverletzungen in der laufenden Saison sind notiert. Das wirft Fragen auf. „Lebt jeder wie ein Profi? Stimmt die Trainingssteuerung?“, so fragte Abwehrspieler Matthias Ginter. Antworten wollen die Verantwortlichen um Sportdirektor Max Eberl spätestens in der Sommerpause geben.

Genau dorthin hat Eberl auch die Trainervertragsfrage geschoben. Doch eine Verlängerung mit Dieter Hecking über Juni 2019 hinaus ist nicht selbstverständlich. Bundesligaspiele mit einer guten Gladbacher Leistung lassen sich an fünf Fingern abzählen. Das 2:1 gegen den FC Bayern, oder das erwähnte 4:2 bei der Hertha gehören dazu. Der große Rest aber war Magerkost, gerade in der Rückrunde. Insbesondere der hochgelobte Angriff lahmt. Nationalspieler und Kapitän Lars Stindl brauchte fast ein Jahr, um beim 3:3 gegen Hoffenheim mal wieder ein Heimtor zu erzielen.

Beide offensiven Außenpositionen im Gladbacher Mittelfeld sind Problemzonen. Freistoßspezialist Vincenzo Grifo kommt links nicht in die Gänge. Rechts überzeugen weder Jonas Hofmann, noch Patrick Herrmann. Schmerzlich wird der langzeitverletzte Ex-Herthaner Ibrahima Traoré vermisst. Mit den schwerfälligen Josip Drmic und Raúl Bobadilla lässt sich vorn ohnehin kein Blumentopf gewinnen. Im Borussia-Angriff stehen die Zeichen daher auf Veränderung. Raffael wird den Sommer ohne böse Überraschung überstehen. Dennoch wird die Luft auch für ihn dünner. Auch eine Rückkehr in die Heimat ist nicht mehr undenkbar. „Der FC Sao Paulo wäre ein toller Klub. Für den würde ich gern mal spielen“, sagt Raffael. Im Sommer 2019, mit dann 34 Jahren, könnte es so weit sein.