Handball

Die Füchse haben eine sichere Bank

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Inga Böddeling
Torwart Silvio Heinevetter (l.), in dieser Saison bislang außen vor, zeigte gegen Stuttgart eine starke Leistung.

Torwart Silvio Heinevetter (l.), in dieser Saison bislang außen vor, zeigte gegen Stuttgart eine starke Leistung.

Foto: Andreas Gora / picture alliance / Andreas Gora

Trainer Velimir Petkovic setzt beim Sieg gegen Stuttgart auf Rotation. Hat er damit das Rezept für eine erfolgreiche Saison gefunden?

Berlin. Der Blick zurück ist häufig nicht so gern gesehen. Schon gar nicht im Sport, wo doch immer auf das nächste Spiel geschaut wird. So wie bei den Füchsen Berlin, die nach ihrem verkorksten Saisonstart und zuletzt zwei Siegen endlich nach vorn schauen wollen, auf hoffentlich erfolgreiche Wochen.

Nur einer aus dem Berliner Lager hat ganz offensichtlich am Sonntag doch einen Blick zurück geworfen: Trainer Velimir Petkovic. Hinter sich, auf diejenigen, die beim Handball-Bundesligisten auf der Bank sitzen und seit Wochen darauf warten, endlich etwas zum ausbleibenden Erfolg beitragen zu können. Und der 63-Jährige hat bei seinem Blick zurück erkannt, dass dort großes Potenzial schlummert. Potenzial, mit dem er seine Mannschaft durchaus verbessern kann.

Torwartwechsel war keine Entscheidung gegen Milosavljev

Beim 36:27-Kantersieg gegen Stuttgart setzte der Coach nämlich – anders als noch in den ersten vier Saisonpartien – alle Spieler ein. Mit Ausnahme von Torhüter Dejan Milosavljev, der seinen Platz zwischen den Pfosten für Silvio Heinevetter räumen musste.

„Dass Heine heute gespielt hat, war kein Ergebnis von einer schlechten Leistung von Milosavljev“, begründete Petkovic am Sonntag seine Entscheidung, „wir brauchen auch einen zweiten und dritten Torwart, der gut ist für die nächsten Wochen.“

Denn der Sieg gegen Stuttgart kann nur der Anfang sein. Noch sind die Füchse in dieser Spielzeit keine sichere Bank, aber die Erkenntnis aus dem zweiten Sieg in Folge: sie haben eine sichere Bank. Eine, die Entlastung bringt, wenn die Stammspieler mal durchschnaufen müssen oder ihre Kreativität nachlässt.

Zweite Garde kann aus dem Rückraum Impulse setzen

„Klar, hilft uns das, wenn Paul Drux und Fabian Wiede ihre Kräfte in der ersten Halbzeit schonen können und in der zweiten Hälfte noch klar im Kopf und frisch in den Beinen sind“, sagte Spielmacher Simon Ernst, „da hat sich heute jeder nahtlos eingefügt. Michi Müller kam rein, sehr effizient, Freddy Simak war echt gut.“ Und auch Kapitän Hans Lindberg erkannte: „Jeder ist reingegangen und hat geliefert.“

Der Schlüssel zum Erfolg – zu rotieren und eben nicht auf eine Stammformation zu setzen – er war die gesamte Zeit schon da. Nun aber hat der Trainer ihn endlich auch umgedreht. Und dem Spiel der Berliner ganz neue Möglichkeiten eröffnet. „Ich wollte, dass jeder seine Zeit bekommt und langsam in gute Form kommt“, sagte Petkovic.

Es wurde zwar deutlich, dass die Einwechselspieler noch nicht auf dem Niveau sind wie die erste Garde um Wiede, Drux, Ernst und Jacob Holm. Müller, Simak und auch Stipe Mandalinic können aber Impulse geben, neue Reize im Rückraum setzen, wenn der Angriff droht, das Spiel wieder aus der Hand zu geben.

Manager Hanning fordert Siege gegen Lemgo und Ludwigshafen

„Ich finde es extrem wichtig, dass wir es geschafft haben, auch mal mit Kevin Struck anzufangen, Heine in die Saison mitzunehmen. Hinten raus Michael Müller, der nicht hierherkommt und sagt, ich will nicht spielen, sondern seinen Beitrag geleistet hat“, lobte Geschäftsführer Bob Hanning. „So hatten wir die Möglichkeit, die Spieler für eine noch lange dauernde Saison zu integrieren.“

Dass der Kader das Potenzial hat, in der Tabelle deutlich besser dazustehen, als es jetzt nach zwei Niederlagen und drei Siegen mit Platz sieben der Fall ist, haben die Füchse gezeigt. Nicht umsonst hatte Petkovic vor dem Saisonstart gesagt, dass man mit diesem Team die Spitzenklubs angreifen kann.

Bevor es soweit ist, ist aber erst einmal Schadensbegrenzung angesagt. „Wir haben jetzt die Partien gegen Lemgo und Ludwigshafen vor uns und Zielsetzung ist, diese beiden Spiele zu gewinnen und dann bist du auch wieder anständig in der Saison“, sagte Hanning. Und richtete den Füchse-Blick wieder nach vorn.