Handball

Spreefüxxe verpflichten Star als Trainerin

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Philip Häfner
Susann Müller (l.) war 2013 Deutschlands Handballerin des Jahres. In Berlin wechselt die 31-Jährige jetzt auf den Trainerposten.

Susann Müller (l.) war 2013 Deutschlands Handballerin des Jahres. In Berlin wechselt die 31-Jährige jetzt auf den Trainerposten.

Foto: Marco Wolf / picture alliance / Marco Wolf

Handball-Zweitligist Spreefüxxe Berlin vermeldet einen spektakulären Zugang. Susann Müller kommt an die Spree – als Trainerin.

Berlin. Lang hat Paulo Costa als Coach der Spreefüxxe nicht durchgehalten. Nach nur einem Saisonspiel ist der Portugiese wieder in seine Heimat zurückgekehrt – offiziell aus familiären Gründen. In dieser Woche haben die Füchse-Frauen ihre neue Trainerin vorgestellt. Es ist Susann Müller, WM-Torschützenkönigin und Handballerin des Jahres von 2013, ein klangvoller Name im Frauenhandball. Beim Heimspiel an diesem Sonnabend (15 Uhr, Sporthalle Charlottenburg) gegen den TSV Nord Harrislee wird sie erstmals auf der Bank sitzen.

Müller dachte, sie soll in Berlin spielen

Für Müller ist es der erste Trainerjob im Erwachsenenbereich. Bis vor Kurzem ging sie noch selbst auf Torejagd, zuletzt war sie in Dänemark aktiv. Als sie den Anruf aus Berlin bekam, habe sie daher zunächst geglaubt, dass Managerin Britta Lorenz sie als Spielerin verpflichten wolle.

Stattdessen bot diese ihr den Trainerposten an. „Es war wie eine Erleuchtung“, sagt Müller. Schon länger habe sie daran gedacht, sich umzuorientieren, weil sie das Leben als Spielerin nicht mehr ausfüllte. „Das Angebot der Spreefüxxe kam deshalb genau zum richtigen Zeitpunkt.“

Dreimal Meisterin, dreimal Pokalsiegerin

Nicht jede Spitzenspielerin ist automatisch eine gute Trainerin, doch Britta Lorenz hat keinen Zweifel, dass ihre neue Übungsleiterin der Aufgabe gewachsen ist: „Sie hat ein enormes Spielverständnis, das ist das Wichtigste. Und sie hat bei großen Klubs gespielt, bei denen viel Wert auf die Details gelegt wurde.“ Mit 31 Jahren könnte Susann Müller theoretisch auch jetzt noch selbst mitspielen. Gut genug für die zweite Liga wäre sie allemal: Dreimal gewann sie die Meisterschaft, ebenso oft den Pokal. Allerdings war sie nicht unumstritten. In Bietigheim wurde sie 2018 zusammen mit ihrer Lebenspartnerin Nina Müller freigestellt.

Schon 2014 kam es zur sogenannten „Pizza-Affäre“ – angeblich soll Müller beim Nationalteam anstatt des Mannschaftsessens eine Pizza verlangt haben, was viele ihr übelnahmen. Sie selbst stellt den Vorfall anders dar: Nicht sie allein, sondern gleich mehrere Spielerinnen seien an jenem Abend noch eine Pizza essen gegangen, von Starallüren könne keine Rede sein.

Mit der Rolle als Buhmann hat sie sich abgefunden

Mittlerweile habe sie sich aber mit der Rolle als Buhmann abgefunden. „Ich werde mich deshalb auch in Zukunft nicht verbiegen lassen“, sagt sie. Britta Lorenz hielten die Vorwürfe nicht davon ab, Müller nach Berlin zu holen. Die Managerin meint: „Mir sind Leute mit Charakter lieber als solche, die immer zu allem Ja und Amen sagen.“