Berlin. Es war ein Statement, ein unmissverständlicher Ausdruck von Kraft, von Willen. Mitten im Gewühl griff sich Kevin Poulin den Puck, hielt ihn kurz fest, sprang auf und warf ihn hoch in die Luft. „Nicht bei mir“, so in etwa ließe sich das deuten, wollte der Torhüter des EHC Eisbären den Spielern der Adler Mannheim damit klar machen. „Kein Tor für euch.“ Dass die Kurpfälzer die bessere Mannschaft waren, interessierte Poulin nicht, und so erlaubte er es seinem Team, dieses merkwürdige Spiel zu gewinnen. „Das ist mein Job“, kommentierte er seinen großen Auftritt lapidar, so als wäre nichts Besonderes passiert.
Genau so unaufgeregt liest sich auch die Tabelle der Deutschen Eishockey Liga. Nach dem 4:1 gegen Mannheim und dem 1:0 n.P. in Schwenningen am Wochenende stehen die Berliner ordentlich da. Platz neun nach neun Spielen, sechs Punkte hinter dem Ersten, alles im Rahmen. Jedoch nur vordergründig. Wie bei der Partie gegen die Adler geben die Zahlen der Tabelle nur ein schräges Bild der Wirklichkeit wieder. „Das war unser bestes Spiel bisher und trotzdem haben wir hoch verloren. Berlin hatte Glück“, sagte Mannheims Kapitän Markus Kink. Letzteres lässt sich übertragen auf die Gesamtbilanz der bisherigen Saison. Abgesehen vom großen Verletzungspech.
Torwart und Überzahlspiel als Lebensversicherung
Derzeit leben die Eisbären von ihrem Torhüter, der nachverpflichtet worden ist und in vier Einsätzen vier Siege verbuchte, sowie von ihrem Powerplay. „Kevin war der Unterschied und unsere Special Teams haben sehr gut gespielt“, sagte Trainer Clément Jodoin nach der Partie gegen Mannheim. Dass die Eisbären sich wieder auf ihr Überzahlspiel verlassen können, es ist gerade das beste der Liga, ist nach Jahren der Schwäche in diesem Bereich ein Fortschritt.
Doch dafür lahmt das Angriffsspiel jenseits des Powerplays gewaltig. Lediglich Jamie MacQueen und James Sheppard rufen ihr Leistungsvermögen ab, die Neulinge Brandon Ranford und Colin Smith können immerhin auffallen. Der Rest hinkt den Ansprüchen hinterher. Null Tore stehen für Mark Olver, Louis-Marc Aubry, André Rankel in der Statistik, ein Treffer für Sean Backman. Aus der Abwehr kommt außer von Zugang Florian Kettemer eine viel zu geringe Offensivproduktion. Lediglich für Micki DuPont ist noch ein Treffer notiert. Selbst das Ändern der Sturm- und Abwehrreihen brachte keinerlei Besserung.
Ein Hauptproblem scheint auf der mentalen Ebene zu liegen. Gegen Mannheim kamen die Eisbären kaum in die Zweikämpfe und aufgrund des aggressiven Forecheckings der Adler oft nicht aus dem eigenen Drittel. Dass sie trotzdem gewannen, könnte dem Team helfen, sich zu sortieren, mit mehr Entschlossenheit zu agieren. Gegen Neman Grodno (Weißrussland) können die Eisbären das am Mittwoch im vorletzten Gruppenspiel der Champions League ohne Druck üben (19.30 Uhr, Mercedes-Benz Arena). Denn sie haben den Einzug in die nächste Runde schon verpasst.