Palma de Mallorca. Es hat sie doch gegeben. Die Männer wollen nicht darüber reden, aber es hat sie gegeben. Erzähl du, nein du, sagen sie und grinsen sich schelmisch an. „Es ist nicht ganz ohne“, sagt Pascal Ackermann am Hotelpool in Palma de Mallorca. „Bei Quick-Step hat es so etwas nicht gegeben“, sagt Maximilian Schachmann. Schweigen.
Weltmeister im Team und Giro-Etappensieger
Was es auch war, Schachmann, der Neuling aus Berlin, hat das Aufnahmeritual beim deutschen Radsportteam Bora-hansgrohe überstanden. Er ist jetzt einer von ihnen, ausgestattet mit einem Zweijahresvertrag und den besten Empfehlungen. Soeben wurde der 24-Jährige beim Bahnrad-Weltcup in Berlin als Radsportler des Jahres ausgezeichnet, mit seinem alten Team Quick-Step feierte er den Weltmeistertitel im Teamzeitfahren und einen Etappensieg beim Giro d’Italia. Geht da noch mehr? „Ich will erst mal im Team ankommen“, sagt Maximilian Schachmann.
Schachmann bildet mit Sprint-Spezialist Ackermann (Minfeld/24) und Emanuel Buchmann (Ravensburg/26) das Team Hoffnung. Buchmann, der wie Ackermann seinen Vertrag bis 2021 verlängert hat, fuhr 2018 seine erste große Rundfahrt als Kapitän. Bei der Vuelta, der Spanienrundfahrt, verpasste er mit Rang zwölf zwar eine Top-Ten-Platzierung, weckte mit seinem Auftritt aber die Sehnsucht nach einem deutschen Sieg bei einer Grand-Tour. Die beiden einzigen gelangen Jan Ullrich 1997 in Frankreich und 1999 in Spanien.
24-Jähriger fährt an der Seite von Topstar Sagan
Teammanager Ralph Denk hat sich zum Ziel gesetzt, eines Tages das beste Radsportteam der Welt über die Berge zu schicken. Was das bedeutet? „Einen Tour-Sieg hätte ich schon gern“, sagt Denk. Hoffnungsträger Schachmann soll aber langsam aufgebaut werden: „Wir haben Max genommen, weil er einen bärenstarken Giro gefahren ist“, sagt Denk, dämpft aber gleich aufkommende Euphorie: „Wir werden sachte starten.“ Auf Schachmanns Plan stehen zunächst die Ardennen-Klassiker an der Seite des slowakischen Weltstars Peter Sagan (28) und vielleicht sein erster Tour-Start.
Der Fokus liegt auf Buchmann. Der Ravensburger hadert immer noch mit seinem Abschlussresultat in Spanien, Platz zwölf. In seinem Körper sei „zu viel Wasser“ gewesen, „ein paar Kilo können den Unterschied machen“, dem müsse man auf dem Grund gehen. Trotzdem: „Ich habe sehr wichtige Erfahrungen gesammelt. Als Gesamtklassementfahrer hat man immer Druck“, sagt Buchmann. Damit wird der Radprofi umgehen müssen. Bei der Tour de France soll er eine Führungsrolle einnehmen, sprich: Kapitän bei der größten Rundfahrt der Welt sein. Schachmann könnte ihm als Helfer zur Seite stehen – noch. Dem internen Konkurrenzkampf sieht der Berliner entspannt entgegen: „Die Radsportwelt ist groß genug für uns zwei“, sagt Schachmann. Er weiß auch, dass ihm die Zukunft gehört.
Ackermann übernimmt den schwersten Part
Der Dritte im Bunde, Pascal Ackermann, hat ein ganz anderes Kaliber vor sich. „Leicht wird es definitiv nicht“, sagt der 24-Jährige und meint, sich im Sprint gegen den dreimaligen Weltmeister Sagan zu behaupten. Ackermann hat zwar keine WM-Titel gesammelt, in diesem Jahr aber immerhin den des deutschen Meisters und zwei Etappen-Siege bei der Polen-Rundfahrt. „Pascal geben wir eine Chance beim Giro“, sagt Teammanager Denk. Das 80-Kilo-Kraftpaket ist bereit, es anzugehen. Die Zeit der Späße ist vorbei: „Jetzt sind wir wieder seriös“, sagt Ackermann.