Al Ruwais. Jamal Musiala muss schon ein wenig nachdenken, wo genau er an diesem 13. Juli 2014 war. Acht Jahre ist das ja auch schon her – fast das halbe Leben des 19-Jährigen. Musiala überlegt. Dann fällt es ihm ein. Er habe das WM-Finale zwischen Deutschland und Argentinien mit seinen Eltern im Wohnzimmer verfolgt. In London. Er saß auf dem Sofa, als im fernen Rio de Janeiro Historisches passierte. Flanke Schürrle, Tor Götze. „Das Tor vom Mario zu schauen, war toll“, erinnert sich Musiala, der elf Jahre alt war.
Die Geschichte des damaligen Abends im Maracanã wurde oft erzählt. „Zeig der Welt, dass Du besser bist als Messi“, soll Bundestrainer Joachim Löw seinem Joker Mario Götze bei dessen Einwechslung zugeflüstert haben. Und Götze zeigte zumindest an diesem einen Abend, dass er besser ist.
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Acht Jahre später soll nun Musiala zeigen, dass er besser ist als Messi. Oder eher: Dass er „Messi-like“ ist. So hat es kürzlich Lothar Matthäus ausgedrückt. Also, dass er spielen würde wie Messi. Und so wiederholt es dann am Montagmittag ein Medienvertreter und konfrontiert Musiala damit in der Pressekonferenz im Quartier der Deutschen. Als die Frage kommt, muss Musiala erst einmal herzlich lachen. Dann schaut er etwas unsicher zu Niklas Süle, seinem Nebenmann auf dem Podium. Darf er, der 19-Jährige, so eine Frage überhaupt beantworten? Er darf. „Ein Vergleich mit Messi ist eine Ehre“, sagt der Bajuware brav. „Messi spielt doch schon sein ganzes Leben auf einem Toplevel. Da finde ich es schwer, mich mit Messi zu vergleichen. Ich fokussiere mich lieber auf mein Spiel, auf das, was ich verbessern kann. Ich bin der Jamal.“
Und dieser Jamal ist demütig und selbstbewusst zugleich. Das zeigt sich gegen Ende der Pressekonferenz. „Ich bin der Beste“, sagt Musiala mit breiter Hühnerbrust – und grinst. Gemeint ist aber nicht beim Fußball, sondern beim Basketball. Mit anderen Kollegen wie Ilkay Gündogan oder Leroy Sané wirft der Fan der Golden State Warriors gerne in der Basketballhalle neben dem Medienzentrum ein paar Körbe.
Jamal Musiala beginnt wohl auf der Messi-Position
Im Hauptberuf will dieser 19 Jahre alte Teenager aber Fußballer bleiben – und zwischen ein bisschen Streetball, ein wenig Call of Duty auf der Playstation und einer Partie Nintendo Switch im Idealfall die Nationalmannschaft zum WM-Titel führen. „Wir haben die Qualität, hier sehr weit zu kommen“, sagt Musiala, der am Mittwoch im ersten Spiel der Nationalmannschaft gegen Japan ziemlich sicher auf der Messi-Position als Zehner beginnen dürfte. „Wir gehen mit dem Mindset ins Turnier, dass wir diese WM gewinnen können.“ Noch Fragen? Ansonsten einfach bei einem der Kollegen nachfragen. Zum Beispiel bei Mario Götze.