Berlin. Die Finals erweisen sich als großer Erfolg. Nun geht es darum, die Euphorie zu nutzen und sie als festes Element zu etablieren.

Die Meister sind gefunden, geehrt und die meisten auch wieder abgereist. Es kehrt Normalität ein in Berlin, die gewöhnliche Geschäftigkeit des Alltags. Ein ganzes Wochenende lang hatte die bunte Welt des Sports die Stadt in Beschlag genommen, die Menschen herausgerissen auch aus dem grassierenden Fußballwahn und demonstriert, was Vielfalt bedeutet.

Schön war es, ein wirklich tolles Fest, diese Finals 2019, dieser Zusammenschluss von zehn Sportarten, die erstmals parallel ihre deutschen Meisterschaften austrugen. Ein großer Sieg, für alle. „Berlin zeigt sich als Sporthauptstadt“, sagt Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). 178.000 Besucher kamen, um Bahnradsportler, Boxer, Bogenschützen, Leichtathleten, Schwimmer, Trial-Fahrer, Moderne Fünfkämpfer, Kanuten, Triathleten und Turner in den verschiedenen Arenen zu sehen. ARD und ZDF verzeichneten sehr gute Quoten, bis zu 2,3 Millionen Zuschauer brachten zwischen neun und 15 Prozent Marktanteil. „Diese Veranstaltung gibt dem Produkt deutsche Meisterschaften wieder einen Wert. Wir erreichen damit, dass in unserer Gesellschaft der Stellenwert des Sports wächst“, findet Hörmann.

Große TV-Präsenz für die Randsportarten

Grenzen kannte die Begeisterung nach den Finals so gut wie keine. „Das war eine großartige Premiere. Unser Konzept, zehn deutsche Meisterschaften aufeinander abzustimmen und zu einem Erfolg zu führen, ist komplett aufgegangen“, sagt Thomas Fuhrmann, der ZDF-Sportchef. Selbst wenn diejenigen Sportarten über den Bildschirm flimmerten, von denen sonst kaum berichtet wird, waren nun 1,5 Millionen Zuschauer dabei. Die Sender bekamen mehr, als sie erwartet haben. Am Ende damit natürlich auch die über 3300 Athleten, die in 202 Disziplinen die Besten des Landes suchten.

Die Finals zeugen also von der großen Kraft des Fernsehens. ARD/ZDF hatten maßgeblich auf die Realisierung dieser Veranstaltung hingewirkt. Um Teil der Finals zu sein, waren manche Verbände gezwungen, Kompromisse einzugehen, die teils sogar die sportliche Sinnfrage aufkommen ließen. Die Schwimmer waren direkt nach der WM in Einsatz, nahezu ohne Leistungsdruck. Die Kanuten erfanden einfach eine neue Disziplin, weil das normale Programm kurz vor der WM nicht zielführend gewesen wäre. Die Fünfkämpfer traten wenige Tage vor ihrer EM an, bei der es bereits um die wichtigen Olympiatickets für 2020 geht. Dabeisein ist eben manchmal alles.

Sportler wollen sich anpassen

Von den Sportlern gab es dennoch keine Kritik, im Gegenteil. „Ich finde, in der modernen Sportwelt muss man in der Lage sein, sich ab und zu mal anzupassen. Wichtig ist, dass der Charakter des Sports erhalten bleibt, das Hauptaugenmerk auf den gleichen Kriterien liegt. Wir fahren immer noch gegeneinander um schnelle Zeiten. Wenn man Möglichkeiten hat, sich zu öffnen, sollte man das auch tun“, sagt Ronald Rauhe, Olympiasieger im Kanu und nun auch erster deutscher Meister im Kajak-Parallelsprint über 160 Meter. Das Fernsehen, in diesem Fall mit fast 20 Stunden Live-Übertragungen, schafft nun mal die größtmögliche Ebene der Wahrnehmung.

Für den Moment profitieren alle. Doch nun geht es um Nachhaltigkeit. Sollten die Finals nur eine Lücke füllen, oder sind die Sender gewillt, regelmäßig ein solches Forum anzubieten gerade für die kleineren Sportarten? „Die Finals sind kein Experiment, sondern ein Muss für alle traditionellen olympischen Sportarten“, sagt Thomas Kurschilgen, der Leistungssportdirektor des Deutschen Schwimm-Verbandes. Er betonte, dass auch der DSV eine „schon lange nicht mehr da gewesene öffentliche Präsenz“ erfuhr in den Tagen der Finals.

Frühestens 2021 kann es eine Neuauflage geben

ARD und ZDF verbreiten zumindest die Hoffnung, dass die Finals eine Neuauflage erleben werden. „Die Zahlen schreien nach einer Wiederholung. Die Premiere soll nicht das letzte Mal sein“, sagt Fuhrmann. Das nächste Jahr lässt allerdings keinen Platz dafür mit Fußball-EM und Olympia. „Das schaffen wir nicht“, sagt auch ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. Frühestens 2021 könnte es also so weit sein, vielleicht sogar mit ein paar anderen Sportarten als jetzt.

Ein Rhythmus von zwei Jahren wäre den meisten Verbänden lieb. Nach den Erfahrungen des Sport-Wochenendes in der Hauptstadt würden sicher auch alle gern wieder nach Berlin kommen. Doch durch das große öffentliche Interesse dürften sich ebenso andere große Städte um die Austragung der nächsten Finals bewerben.

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