Fußball

Berliner Volltreffer: Ein Panini-Album für Amateurvereine

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Inga Böddeling
„Stickerstars“-Gründer Michael Janek hat sein Unternehmen über sieben Jahre weiterentwickelt.

„Stickerstars“-Gründer Michael Janek hat sein Unternehmen über sieben Jahre weiterentwickelt.

Foto: Reto Klar / Reto Klar / Funke Foto Services

Das Berliner Start-up „Stickerstars“ macht Stickeralben für Amateurvereine – und will jetzt auch in der Bundesliga groß rauskommen.

Berlin. Dieses eine Erlebnis hat Michael Janek noch immer nicht verwunden. Dass er damals im Sommer 1990 sein bis zum letzten Bildchen gefülltes Panini-Stickeralbum zur Fußball-WM in einem Kinderspiel-Paradies vergessen hatte. Es war einfach weg, obwohl der damals Sechsjährige noch schnell zurückgelaufen war. Es war und blieb verschwunden.

Diese Geschichte ist zwar nicht der Auslöser dafür gewesen, dass Janek viele Jahre später das Start-up-Unternehmen „Stickerstars“ gründete. Aber sie zeigt, welche Bedeutung die kleinen Klebebildchen im Leben des heute 35-Jährigen haben. Als Kind waren sie seine große Leidenschaft. Heute sind sie die Berufung des Berliners.

Mittlerweile hat das Unternehmen 25 Mitarbeiter

Sein 2012 gegründetes Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, auch die Kleinen zu großen Stars zu machen. Während das millionenschwere, italienische Sticker-Imperium Panini zu Welt- und Europameisterschaften die Fußball-Profis um Lionel Messi, Cristiano Ronaldo und Co. auf die Albumseiten bringt, kommen bei „Stickerstars“ die Dorfvereine groß raus, getreu dem Motto „Klebe deinen Traum“. Panini für Amateure also.

Mittlerweile haben Janek und sein Team von 25 Mitarbeitern mehr als 550 Projekte in Deutschland, Österreich und der Schweiz verwirklicht. Eines davon beim Frohnauer SC. Der Verein aus Reinickendorf wollte mit dem Stickeralbum den Zusammenhalt untereinander fördern. Mit Erfolg. „Man kennt sich jetzt viel besser“, erzählt Sebastian Lemgau, einer von drei Projektmanagern beim Frohnauer SC.

Auch Schützenvereine und Feuerwehren sind dabei

Genau das ist die Idee des Unternehmens. „Es geht immer um Gemeinschaften, die gleiche Interessen haben“, sagt Janek, der auch schon Alben für Schützenvereine und Freiwillige Feuerwehren gemacht hat. Und um „analoge Erlebnisse in einer digitalen Welt, dass man mal wieder unter Leuten ist, auch ohne Handy“.

So wurde auf dem Vereinsgelände des Frohnauer SC über mehrere Wochen fleißig getauscht und geklebt. Nicht nur Kinder waren engagiert bei der Sache, auch die ältere Generation fand es recht aufregend, sein eigenes Gesicht auf einem Klebebildchen zu sehen.

Dass der Verein näher zusammengerückt ist, ist nicht der einzige Vorteil. Durch Verkaufseinnahmen und Werbeseiten, die der Klub im Album zur Verfügung hatte, konnte der Frohnauer SC sogar noch etwas Geld in die Vereinskassen spülen. „Und wir haben nicht mehr als Zeit, Kraft und Energie investiert“, sagt Lemgau.

Kosten für das Projekt trägt der Supermarkt

Die Kosten für das Projekt trägt nämlich ein lokaler Supermarkt, über den das Album (für vier Euro) inklusive Stickerpakete (für 80 Cent) für zehn Wochen vertrieben wird. So das Konzept, das Janek zusammen mit seinem Mitgründer Aike Fiedler (28) eher durch einen Zufall entdeckte. Ein interessierter Aachener Verein brachte die Lösung. Dort wollte ein Supermarkt nicht bloß eine Anzeige im Heft, er wollte gleich das gesamte Projekt kaufen.

Die zündende Idee rettete das Unternehmen, das 2012 bei einem Crowdfunding-Wettbewerb 12.000 Euro Startkapital gewonnen hatte und „dann 2013 relativ viel falsch gemacht hat“, wie Janek erzählt. Das ursprüngliche Konzept hatte nämlich vorgesehen, dass der Verein das Projekt vorfinanziert. Ein Geschäftsmodell ohne Zukunft.

Sich von einer Idee zu verabschieden, ist im Gründer-Kosmos allerdings nichts Neues. Als sich Janek und Fiedler – beide mit einer ausgeprägten Leidenschaft für die italienischen Klebebildchen ausgestattet – 2012 bei einem Ideen-Camp zum ersten Mal trafen, hatten auch sie ganz andere Vorstellungen von ihrem neuen Unternehmen. Was am Anfang noch ein Sammelalbum für Hochzeiten werden sollte, wurde am Ende „Stickerstars“. „Am Donnerstag hab ich Aike kennen gelernt, am Sonntag haben wir gegründet“, erinnert sich Janek.

Vergangenes Jahr fragte Eintracht Frankfurt an

Vier Tage, in denen eine Idee reifte, die noch weitere vier Jahre brauchte, um zu dem zu werden, was „Stickerstars“ heute ist. Dass es mittlerweile so gut läuft, haben die Berliner auch einem Freiburger Supermarkt zu verdanken. Über den entstanden der Kontakt zum SC Freiburg und damit der erste Berührungspunkt mit der Fußball-Bundesliga. „Unsere Feuertaufe im Profibereich waren dann Freiburg, Holstein Kiel und Magdeburg“, sagt Janek.

Das Amateur-Konzept wurde erweitert, ein zweites Standbein mit „Stickerstars pro“ entwickelt. Im vergangenen Jahr meldete dann auch Eintracht Frankfurt Interesse an. Kurz vor dem Pokalfinale 2018 klingelte bei „Stickerstars“ das Telefon. Der Teammanager der Eintracht. Er sei auf der Suche nach einer kleinen Motivationsspritze für die Mannschaft auf das Unternehmen gestoßen. Ein Mini-Album. Das wär doch was.

Bis 2020 sollen 1750 Projekte her

Ende der vergangenen Saison folgte dann das große Heft, das in 350 Märkten von Mitte März bis Ende Mai verkauft wurde. Der sportliche Hype, der um Eintracht Frankfurts Reise durch die Europa League herrschte, befeuerte das Geschäft. Noch heute bestellen die Fans im Onlineshop des Unternehmens die heiß begehrten Klebebildchen der Frankfurt-Stars nach, um ihre Alben zu füllen.

Der Eintracht sollen schon bald andere Bundesligisten folgen, die Amateure aber nicht vergessen werden. Bis 2020 wollen sie bei „Stickerstars“ insgesamt 1750 Projekte umsetzen, so das Ziel. Damit die Fans der Klebebildchen eben nicht auf das nächste Fußball-Großevent warten müssen, um wieder ins Sammelfieber zu verfallen.