Berlin. Wer Erfolg einfährt, muss sich um den Ruhm nicht sorgen. Das Fußballmagazin „Kicker“ berief mit Vedad Ibisevic und Ondrej Duda ebenso zwei Herthaner in die „Elf des Tages“ wie die ARD-Sportschau. Dort wurden Davie Selke und Duda nominiert. Das 3:1 von Hertha BSC beim Ligaletzten, dem 1. FC Nürnberg, wurde also bundesweit registriert.
Wenn es etwas auszusetzen gab beim Rückrunden-Start, war es Kritik für Fortgeschrittene. Pal Dardai, der die Spiele seiner Mannschaft zumeist stehend in der Coaching Zone verfolgt, monierte, „dass wir nicht das vierte Tor gemacht haben. Dann hätte sich der Trainer auch mal hinsetzen können.“
Ibisevic zieht mit Bayern-Star Lewandowski gleich
Der Schlüssel zum dritten Auswärtssieg der Berliner war die Durchschlagskraft in der Offensive. Kritiker bemängeln zwar immer mal wieder, dass sich Ibisevic und Selke als Spielertyp zu ähnlich seien, um gemeinsam zu stürmen. Doch in Nürnberg belegten sie zusammen mit Spielmacher Ondrej Duda die alte Fußballregel: Besser als ein torgefährlicher Angreifer sind zwei gefährliche Spieler. Und drei davon stellen den Gegner vor noch mehr Probleme. Jedes Tor in Nürnberg war eine Demonstration: Beim 1:0 brachte Marko Grujic Ibisevic ins Spiel. Der Hertha-Kapitän spielte einen raschen Doppelpass mit Sturmpartner Selke – freistehend erzielte Ibisevic die Führung.
Es war bereits das 46. Mal in der Bundesliga-Historie, dass der Bosnier zum 1:0 traf. Ibisevic zog in dieser Statistik mit dem Polen Robert Lewandowski gleich. Mit dem Peruaner Claudio Pizarro (49) hat nur ein ausländischer Profi noch öfter getroffen.
Die Torjäger arbeiten fürs Team
Auch wenn Selke sich später ärgerte, nur den Pfosten getroffen zu haben (81.): Der 24-Jährige hat gelernt, dass er als Vorbereiter für die Mannschaft ebenfalls wichtig ist. Zumal auch Ibisevic als Vorarbeiter überzeugte. Der Bosnier legte zum 2:1 für Duda auf. Und leistete beim 3:1 entscheidende Hilfe, indem er die Vorlage von Selke durchlaufen ließ zu Duda - der seinen neunten Saisontreffer erzielte. Selke sprach nach dem Spiel nicht über seine bereits sechs Torvorlagen, sondern über das große Ganze: „Das Trainerteam und der Manager haben uns im Vorfeld nochmal klargemacht, wie wichtig es ist, gut in eine Rückrunde zu starten. Wir haben eine entsprechende Reaktion gezeigt.“
Nach der enttäuschenden Schlusswoche vor Weihnachten (nur ein Punkt aus drei Partien) sowie dem schwachen Auftritt beim Vorbereitungsturnier in Düsseldorf hatten Dardai und Manager Michael Preetz die Mannschaft in die Pflicht genommen. Mehr Fokussierung, mehr Konzentration und mehr Leidenschaft hatten die Teamverantwortlichen eingefordert.
Ein Sieg fürs Selbstvertrauen
Die Botschaft war angekommen. Abgesehen von einer wenig dominanten Viertelstunde vor der Pause, in der Nürnberg prompt zum Ausgleich gekommen war, setzten die Blau-Weißen die Marschroute weitgehend um.
Das Trio Duda, Selke und Ibisevic ist für bisher 17 Tore und neun Vorlagen verantwortlich – es hat den Löwenanteil beigesteuert von Herthas 29 erzielten Saisontreffern.
Trotzdem wollte sich auch Duda nicht lange mit Hymnen für seinen zweiten Doppelpack aufhalten. „So ein Auftaktsieg ist unglaublich wichtig“, sagte der slowakische Nationalspieler. „Siege sorgen immer dafür, dass man mehr Selbstvertrauen bekommt.“
Hertha hat drei Heimspiele in Folge
Die Mannschaft scheint verstanden zu haben, dass diese Bundesliga-Saison so ausgeglichen ist wie lange nicht mehr. Auch wenn ein leidgeprüfter Hertha-Fan nach dem 3:1 in Nürnberg im Blog Immerhertha schrieb: „27 Punkte, noch 13 bis zum Klassenerhalt“ - eigentlich geht der Blick nach oben.
Hertha ist nach dem siebten Saisonsieg auf Rang sieben vorgerückt. Platz sechs, der am Saisonende die Europacup-Teilnahme bedeutet, ist lediglich einen Punkt entfernt. Auch Rang vier, ist mit einem Abstand von vier Zählern noch in Sichtweite.
Hertha geht also mit Selbstvertrauen in eine Rallye von drei Heimspielen in Folge: gegen Schalke (Freitag, 20.30 Uhr), Wolfsburg (2. Februar) und das DFB-Pokal-Achtelfinale gegen den FC Bayern (6.). Falls Trainer Dardai auf der Strecke noch mehr Torgefahr braucht: Salomon Kalou, Herthas erfolgreichster Schütze der Vorsaison, saß in Nürnberg auf der Bank.