Berlin. Bob Hanning zögerte nicht lang. Die letzten zwölf Tickets für das Gruppenspiel gegen Frankreich? „Die nehme ich“, sagte der Vizepräsident des Deutschen Handballbundes (DHB) beim Medientermin am Mittwoch. Der Geschäftsführer der Füchse Berlin wollte schließlich nicht schuld daran sein, dass die WM-Vorrundenpartie gegen den Weltmeister (15.1., 20.30 Uhr) in der Mercedes-Benz Arena nicht vor ausverkaufter Kulisse stattfinden würde.
Doch auch gegen ihre anderen Gruppengegner muss die Auswahl des DHB bei der heute beginnenden Handball-WM in Deutschland und Dänemark nicht vor leeren Rängen aufspielen. „Wir haben die 500.000-Ticket-Grenze gesprengt“, sagte Mark Schober, Vorstandschef des DHB, der am Mittwoch die Verkaufszahlen vorstellte. Für die Spiele mit deutscher Beteiligung gebe es nur noch vereinzelte Restkarten, mal im niedrigen dreistelligen, mal sogar nur noch im einstelligen Bereich. Oder wie dank Hanning eben gar keine mehr.
Ticketverkauf bringt neuen WM-Rekord
Eine halbe Million Eintrittskarten, allein an den deutschen Spielorten Berlin, München, Köln und Hamburg. Zusammen mit den 350.000 abgesetzten Karten im Land des Co-Gastgebers Dänemark ist das WM-Rekord. Eine 1540 Quadratmeter große Fanzone um die Mercedes-Benz Arena soll die Zuschauer auf das Event einstimmen. Zudem werden die Partien von 42 TV-Sendern in 70 Länder übertragen.
Die Euphorie ist groß, international und national. Nicht nur bei den Fans, auch bei den Verantwortlichen, beim Trainer und beim Team. „Ich spüre, dass ich die Mannschaft nur noch loszulassen brauche“, sagte Bundestrainer Christian Prokop vor dem Eröffnungsspiel gegen ein vereintes Team aus Korea (heute, 18.15 Uhr, ZDF). Genug trainiert. Genug diskutiert, über vergangene Enttäuschungen und bevorstehende Hoffnungen. „Alle haben das Reden satt“, sagte Rückraumspieler Steffen Weinhold.
DHB-Team hofft auf Hype unter den Sportfans
Zwölf Jahre nach dem WM-Triumph der deutschen Mannschaft im eigenen Land will das Team um Kapitän Uwe Gensheimer zurück auf den Handball-Thron. Sie alle wollen raus, aufs Feld, den 14.800 Zuschauern in der fast ausverkauften Arena zeigen, dass das Wintermärchen von 2007 und der EM-Sieg von 2016 keine Eintagsfliegen waren. „Wir erwarten, dass wir einen begeisternden Handball spielen, die Mannschaft brennt und dass der Funken auf das Publikum überspringt“, sagte Hanning.
In die Euphorie und die Vorfreude mischt sich also auch Verantwortung. Der Handball, er soll den Fußball zumindest für einige Tage ein bisschen weniger dominierend erscheinen lassen. „Wir wollen mit unserer Leistung einen Hype auslösen. Wir wollen auch unserer Sportart einen Push geben und den allgemeinen Sportfan zu einem Handballfan machen“, sagte Gensheimer. Sie haben einiges vor, die deutschen Nationalspieler. Ab heute können sie ihren vielen Worten endlich Taten folgen lassen.