Die Berliner liefern dem BVB einen großen Kampf und unterliegen erst nach Verlängerung 2:3.

Die Köpfe senkten sich gen Boden, als der Schiedsrichter das Spiel beendet hatte. Im ersten Moment fühlte sich der Ausgang nicht gut an, verloren. Doch die Traurigkeit bei den Spielern des 1. FC Union wird kaum lang anhalten, viel mehr in Stolz umschlagen. Denn die Berliner Zweitliga-Fußballer verlangten der aktuell besten deutschen Mannschaft alles ab. Im Dortmunder Westfalen-Stadion unterlagen die Köpenicker in der zweiten Runde des DFB-Pokals erst nach Verlängerung 2:3 (2:2, 0:1) gegen Borussia.

Die Atmosphäre in der riesigen Arena kannten viele Fans der Berliner noch gut. Erst vor ziemlich genau zwei Jahren war Union bereits zu Gast gewesen, um die Dortmunder in der zweiten Runde herauszufordern. Bis ins Elfmeterschießen (0:3) zwangen sie den Bundesligisten, fuhren stolz nach Hause. Zwar war das Spiel vor 72.732 Zuschauern diesmal etwas eher beendet, doch die Leistung kann den Köpenickern viel Zuversicht für die weiteren Aufgaben geben. „Wir haben ein tolles Spiel gezeigt und waren ganz nahe an einer Sensation. Die Freude und der Stolz überwiegen“, sagte Union-Trainer Urs Fischer.

Vielleicht hätte Simon Hedlund in der 96. Minute mit etwas mehr Ruhe die entscheidende Wendung gebracht in diesem am Ende sehr turbulenten Spiel, doch er vergab die große Chance. Als es bereits nach einem erneuten Elfmeterschießen aussah, brachte ein Foulspiel von Marvin Friedrich die Berliner um den möglichen Lohn. Er riss Christian Pulisic am Fünfmeterraum um und musste nach der zweiten Gelben Karte vom Platz. Den fälligen Strafstoß verwandelte Marco Reus zum 2:3 (120.), ein glücklicher Sieg des Favoriten.

Beide Mannschaften gingen stark verändert in das Duell der beiden einzigen ungeschlagenen Mannschaften der ersten und zweiten Liga. Fischer tauschte vier Positionen, sein Schweizer Kollege Lucien Favre änderte sein Team sogar auf sieben Positionen im Vergleich zu Liga. Ein Umstand, der den Berlinern in die Karten spielte. Dortmund hatte in der neuen Formation einige Schwierigkeiten, in das Spiel zu kommen. Dazu trug allerdings ebenso die taktisch gut sortierte Defensive von Union bei. Fischer ließ die Dortmunder in der Vorwärtsbewegung schnell doppeln.

Überraschender aber präsentierte sich Union im Angriffsspiel. Dort liegen die Defizite der Köpenicker. Gegen den Bundesliga-Spitzenreiter und großen Favoriten versteckten sie sich aber nicht, suchten durch Pressing den schnellen Ballbesitz und spielten zügig in die Spitze. Die individuelle Klasse der Dortmunder zeigte sich, als nach längerer Zeit ohne Ideen plötzlich Shinji Kagawa und Pulisic nur noch Christopher Lenz gegen sich hatten. Den Kopfball von Kagawa konnte Rafal Gikiewicz noch abwehren, im Nachsetzen drückte Pulisic den Ball über die Linie (40.).

Trotz mehr Drucks der Dortmunder spielten die Berliner weiter mit großem Aufwand. Nach gewonnenen Zweikämpfen im Mittelfeld brachte Robert Zulj den Ball in die Spitze, wo der zwei Minuten zuvor eingewechselt Sebastian Polter sich ganz lang machte und den Ball mit der Fußspitze ins Netz lenkte (63.). Es war der erste Treffer eines Union-Feldspielers seit dem 1. Oktober. Wenig später lag Union aber wieder hinten nach einem famosen Antritt von Maximilian Philipp, der aus spitzem Winkel abzog (73.). Ein schwacher Abwurf von Marvin Hitz eröffnete Union kurz vor Ende noch eine Konterchance, Zulj brachte eine Flanke genau auf den Kopf von Polter, der mit dem 2:2 (88.) die Verlängerung erzwang. Dort war Union bis zum Strafstoß ebenso nah am Sieg wie Dortmund.