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Herz schlägt Geld! Rom macht es den Superreichen vor

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Daniele De Rossi of Roma und Alessandro Florenzi feiern den Sieg gegen Barcelona

Daniele De Rossi of Roma und Alessandro Florenzi feiern den Sieg gegen Barcelona

Foto: pa

Barcelona hat in dieser Saison 334 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben, trotzdem sind sie aus der Champions League raus.

Rom. Der FC Barcelona hat in dieser Saison 334 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben, Manchester City rund 315. Die teuersten Neuzugänge des AS Rom dagegen kamen von Clubs wie Sassuolo Calcio oder Basaksehir Istanbul. Mehr als 14 Millionen Euro hat der Club in dieser Saison nicht für einen Profi ausgegeben. Trotzdem ist der „Roma“ am Dienstagabend in der Champions League etwas gelungen, was in Zeiten der Ablöserekorde und teils staatlich gelenkten Investoren-Clubs kaum jemand mehr für möglich gehalten hätte: Die Italiener stehen nach einem 3:0 (1:0)-Sieg gegen Barça im Halbfinale.

Man City, Paris Saint-Germain und auch der große FC Barcelona sind trotz ihrer hochgerüsteten Kader draußen. „Die Jungs haben einen außergewöhnlichen Job gemacht“, sagte Roms Trainer Eusebio Di Francesco. Sein Präsident James Pallotta sprang vor Freude in den Brunnen auf der Piazza del Popolo, umringt von unzähligen Fans, die den ersten Einzug ihrer Mannschaft ins Halbfinale der Königsklasse feierten. Auch Palotta ist ein US-amerikanischer Investor, auch in Rom kassieren die Spieler Millionen-Gehälter. Trotzdem war der Sieg gegen Barcelona nach dem 1:4 im Hinspiel eine sportliche Sensation.

Rom hat nie die Hoffnung aufgegeben

„Wir haben gegen die beste Mannschaft der Welt gewonnen. Wir haben immer daran geglaubt und haben es verdient. Mit diesem Publikum ist alles möglich“, sagte Konstantinos Manolas. Der Innenverteidiger hatte per Kopf in der 82. Minute den 3:0-Endstand erzielt.

Auch ein früherer Bundesliga-Profi gehörte zu den Torschützen. „Wir haben ein Team, das jeden schlagen kann, auf den Boden der Tatsachen geholt“, sagte Stürmer Edin Dzeko. Ein Fazit, das vielen Fans gefallen dürfte: Herz siegt über Geld.

Beim FC Barcelona dagegen konnte keiner der Superstars - von Luis Suárez über Gerard Piqué bis hin zu Lionel Messi - den furios aufspielenden Römern etwas entgegensetzen. Ein ähnliches Schicksal ereilte zeitgleich Manchester City, das sich nicht gegen den von Jürgen Klopp trainierten FC Liverpool durchsetzen konnten. Paris Saint-Germain war bereits im Achtelfinale an Real Madrid gescheitert.

Es sind vor allem diese drei Vereine, die die Ablösesummen im europäischen Fußball in dieser Saison in nie gekannte Dimensionen getrieben haben. Der Brasilianer Neymar wechselte für 222 Millionen Euro von Barcelona nach Paris, die Katalanen reinvestierten das viele Geld im Gegenzug unter anderem in Ousmane Dembélé von Borussia Dortmund und Philippe Coutinho vom FC Liverpool. Bei Manchester City versucht der Besitzer aus Abu Dhabi bereits seit Jahren, den Triumph in der Champions League zu erkaufen. Bislang ohne Erfolg.

In den nationalen Ligen in Frankreich, Spanien und England dominieren PSG, Man City und Barça die Konkurrenz - es ist nur noch eine Frage der Zeit, dass diese drei Teams ihre Meistertitel perfekt machen. Auf europäischer Ebene ist für sie aber erneut frühzeitig Schluss. „Das ist eine große Enttäuschung“, sagte Barcelonas Trainer Ernesto Valverde. „Es tut mir vor allem leid für die Fans.“

Rom auf dem Niveau von Gladbach

Zum Vergleich: Nach Angaben der Wirtschaftsprüfer von Deloitte hat AS Rom in der Saison 2016/17 insgesamt 171,8 Millionen Euro umgesetzt. Das bewegt sich ungefähr auf dem Niveau von Borussia Mönchengladbach. Der Verein wird seit 2011 aus den USA geführt - allerdings mit deutlich größerer Zurückhaltung als dies bei PSG oder den beiden Manchester-Clubs der Fall ist.

Die Verantwortlichen der Roma müssen sich sogar darum sorgen, in der nächsten Saison überhaupt wieder in der Champions League mitspielen zu dürfen. Denn in der Serie A liegt das Team von di Francesco 21 Punkte hinter Juventus Turin nur auf Platz vier, die letzte Meisterschaft liegt bereits 17 Jahre zurück. „Wieso sollten wir nach so einem Erfolg nicht nach etwas noch Größerem streben?“, sagte der Trainer. „Jetzt wollen wir nach Kiew ins Finale!“

Die Pressestimmen

SPANIEN

Marca: "Der Niedergang des Barca-Imperiums. Möglicherweise die lächerlichste Blamage Barcas in der Champions-League-Geschichte. Luis Suarez, Semedo, Umtiti und Alba waren als Touristen unterwegs. Eine unglaubliche und verdiente Aufholjagd Roms. Wer im Wettbüro auf die Roma gesetzt hat, ist jetzt reich."

AS: "Historische Klatsche für Barca. Ein kaiserliches Fiasko. Das schlechteste Barca der Saison wird von der Roma weggefegt. Ohne Persönlichkeit, ohne Spielwitz, ohne Messi und ohne Argumente. AS Rom holt Barcelona vom hohen Ross runter. Barca wurde von einer Büffelherde überrannt."

Sport: "Barca bricht in Rom zusammen. Historische Blamage. Barcelona wird von AS Rom erniedrigt. Nicht einmal Messi konnte es geradebiegen. Die Leistung Barcas war einfach beschämend. Sie haben gespielt wie eine kleine Mannschaft. Barca kann sich bei ter Stegen bedanken, dass es am Ende nur drei Gegentore waren."

El Mundo Deportivo: "Historisches Debakel von Barca in Rom. Das Olympiastadion von Rom wurde zur Hölle für Barcelona. Einen solchen Vorteil nach dem 4:1 im Hinspiel kann man nicht so in die Tonne kloppen. Diesmal konnten die Barca-Spieler mit ihrem besten Freund, dem Ball, nichts anfangen."

ITALIEN

Gazzetta dello Sport: "Roma, die verrückte Nacht im Olimpico. Eine wundervolle Nacht. Die ganze Stadt spielt verrückt. Barca 3:0 vernichtet. Barcelona wird durch Tore von Dzeko, De Rossi und Manolas ausgelöscht. Das Comeback ist perfekt: Es ist das Halbfinale. Die Welt der Giallorossi hat seit 35 Jahren auf eine solche Nacht gewartet."

Corriere dello Sport: "Fabelhaftes Rom. Der Mannschaft von Di Francesco gelingt ein schallendes Comeback, indem sie Messis Barcelona mit 3:0 schlägt. Am Ende eines unglaublichen, einzigartigen und speziellen Spiels feiern Dzeko und seine Gefährten einen verrückten Sieg."

Tuttosport: "Unglaublich, undenkbar, gegen alle Prognosen. Die Roma steht im Halbfinale der Champions League. Barcelona fällt unter den Schlägen von Dzeko, De Rossi und Manolas. Die letzten Minuten sind nur noch Herzrasen, aber nach 94 Minuten feiern die Giallorossi."

La Repubblica: "Rom hat seine unglaublichste und außerordentlichste Nacht seit Jahrzehnten erlebt, seit dem Gewinn des Scudettos mit Francesco Totti 2001. 3:0 gegen Barcelona, das Unmögliche ist geschehen. Messi verlässt mit gesenktem Kopf das Spielfeld."

Corriere della Sera: "AS Rom, die große Schönheit. Rom sendet ein klares Signal an den italienischen Fußball. Seit langer Zeit hatte man eine italienische Mannschaft nicht mehr mit dieser technischen Kraft und dieser Kontinuität spielen sehen. Oft haben wir uns gefragt, wie man den spanischen Fußball stoppen kann. AS Rom hat es geschafft."

La Stampa: "Verrückte Römer! AS Rom spielt einen fast perfekten Fußball. Die Römer schaffen es zum ersten Mal in ihrer Geschichte ins Halbfinale der Champions League. Der Sieg ist der Kraft eines Trainers zu verdanken, der mit Mut eine solide Mannschaft aufgebaut hat."

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( sid )