Hongkong. Die neue Saison der Formel E beginnt in Hongkong mit einer Überraschung. Immer mehr große Marken steigen ein. Auch Audi ist dabei.

Den Auftakt der Formel-E-Saison haben sich beide gewiss anders vorgestellt, der Titelverteidiger und der Novize. Weltmeister Lucas di Grassi (Audi) kam in Hongkong beim überraschenden Sieg des Briten Sam Bird im Virgin vor Jean-Eric Vergne (Frankreich/Techeetah) und dem Deutschen Nick Heidfeld (Mahindra) mit Rundenrückstand als 18. von 20 Fahrern ins Ziel. André Lotterer beendete sein Debüt im Techeetah knapp davor auf Rang 16. An diesem Sonntag (8 Uhr, Eurosport) wollen sie weiter vorn landen.

Der Brasilianer und sein Kollege aus Duisburg kennen sich gut. Bei Audi sind sie zusammen in der Langstrecken-WM gefahren. Damals lief es für den Deutschen besser, er gewann dreimal das 24-Stunden-Rennen in Le Mans und einmal die WM. Di Grassi suchte sich ein anderes Betätigungsfeld und fand es mit dem größtmöglichen Erfolg in der Formel E. Es ist ein völlig anderes Fahren, das hat auch Lotterer schon festgestellt. Dafür ist zum einen die Konzeption der Fahrzeuge mit den schweren Batterien im Heck verantwortlich. Zudem müssen die Piloten mit der Energie haushalten.

Doppelt so viele Autobauer wie erhofft

Nicht nur Lotterer steht vor neuen Herausforderungen, auch di Grassi. Hatte in den vergangenen Jahren das private Team Abt aus Kempten den Elektrorenner eingesetzt, so wird dies künftig unter der Regie von Audi geschehen, dem ersten deutschen Hersteller in der einzigen vollelektrischen Rennserie. BMW wird in einem Jahr einsteigen, Mercedes und Porsche in 24 Monaten. Alejandro Agag ist sicher: „Jetzt kommt unser Durchbruch.“ Als der Spanier die revolutionäre Rennserie vorstellte, erhoffte er sich für die dritte Saison drei Autobauer. Mit Audi, Citroen, Jaguar, Mahindra, Renault und Techeetah sind es jetzt schon doppelt so viele. Und trotz des großen Interesses sagt er: „Wir werden nicht mehr als zwölf Teams zulassen.“ Momentan sind es sogar nur zehn.

Die Automobilhersteller wollen über den Motorsport das Thema Elektromobilität emotionaler aufladen. Und sie erhoffen sich einen großen Technologietransfer von der Rennstrecke auf die Straße. Dabei werden hauptsächlich in den Lagern neue Materialien unter den harten Rennbedingungen getestet, um Reibungsverluste zu minimieren. Im Gegenteil zur Formel 1 sind viele Bereiche streng reglementiert. Lediglich am Antrieb dürfen die Teams Entwicklungen vornehmen, das Chassis ist für alle einheitlich. Neben dem Audi-Team bringen die Zulieferer Schaeffler und ZF eine deutsche Note in die Formel E. Doch auch für Sponsoren wird die Elektroserie immer interessanter. Der Bekleidungshersteller Hugo Boss hat nach mehr als 30 Jahren die Partnerschaft mit dem Formel-1-Team McLaren aufgekündigt und unterstützt nun die Formel E.

Die Zahl der deutschen Fahrer ist auf vier gestiegen

Die Zahl der deutschen Fahrer ist in dieser Saison ebenfalls auf vier gestiegen. Neben Ex-Formel-1-Fahrer Nick Heidfeld und Daniel Abt, dem Sohn des ehemaligen Teambesitzers Hans-Jürgen Abt, kommt zu Lotterer noch Maro Engel, der gemeinsam mit seinem Mercedes-DTM-Kollegen Edoardo Mortara im Venturi-Team fährt. In Berlin macht die Formel E am 19. Mai Station.

Trotz einer langen Motorsportkarriere muss sich André Lotterer noch einmal umgewöhnen. Dass er sich bei den Langstreckenrennen ein Auto mit zwei Kollegen teilen musste, war er gewohnt. Dass er jedoch mitten im Rennen von einem in ein anderes Auto wechseln muss, ist neu. Dies liegt an der geringen Batteriekapazität von 28 Kilowattstunden (kWh), die 2018 auf 54 kWh beinahe verdoppelt werden soll. Die Formel E hält für den 36-Jährigen einige Überraschungen parat.