Prag. Die deutsche U21 hat bei der EM in Tschechien das Halbfinale erreicht und das ersehnte Ticket für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro gelöst. Durch ein mühsames 1:1 (0:0) gegen den Gastgeber in Prag beendeten die DFB-Junioren die Durststrecke seit 1988. Erstmals seit Seoul wird in Brasilien wieder ein deutsches Männer-Team um olympische Medaillen kämpfen.
Nico Schulz (55.) von Hertha BSC traf für die Mannschaft von Trainer Horst Hrubesch, Ladislav Krejci (66.) gelang der Ausgleich, der für eine hektische Schlussphase sorgte. Den Gruppensieg musste die Mannschaft von Trainer Horst Hrubesch somit Dänemark überlassen, das Serbien mit 2:0 (1:0) bezwang.
„Wir hätten gerne noch den Gruppensieg dazu gehabt. Aber wir sind da, wo wir hin wollten. Jetzt werden die Karten neu gemischt“, sagte Hrubesch, bemängelte aber: „Nach dem 1:0 hätten wir das zweite Tor machen müssen, dann wäre es durch gewesen.“
Torschütze Schulz meinte selbstkritisch: „Es war ein Spiel, in das wir uns reinkämpfen mussten. Wir hatten genug Chancen, haben sie aber einfach nicht reingemacht. Damit haben wir uns das Leben schwer gemacht. Aber es hat am Ende gereicht.“ Kapitän Kevin Volland ergänzte: „Wir sind froh, dass wir das erste Ziel Olympia erreicht haben. Aber es geht weiter. Wir haben hier ein Turnier zu spielen.“
Wer am Sonnabend (18 Uhr/ARD) in Olmütz Gegner des DFB-Teams um den Einzug in das Endspiel wird, entscheidet sich am Mittwoch. Letztmals ein EM-Halbfinale erreicht hatte eine deutsche U21 vor sechs Jahren ebenfalls unter Hrubesch, damals holte die Mannschaft um Mesut Özil und Manuel Neuer den Titel.
Glück nach der Pause
Vor 18.068 lautstarken Zuschauern im nicht ganz ausverkauften Stadion Eden behielt die deutsche Mannschaft lange Zeit die Nerven. Angeführt vom starken künftigen Bayern-Profi Joshua Kimmich (RB Leipzig) und dem ins Mittelfeld vorgerückten Schulz war das DFB-Team besonders vor der Pause die bessere Mannschaft, hatte in der zweiten Halbzeit gegen forsche Tschechen aber auch Glück.
Zu Beginn war beiden Mannschaften die enorme Bedeutung der Partie anzumerken. Die unter Siegzwang stehenden Tschechen agierten nervös und luden die früh störende deutsche Mannschaft mehrfach zu Chancen ein. Kapital schlagen konnte das DFB-Team daraus zunächst nicht. Die erste Gelegenheit bot sich Amin Younes (1. FC Kaiserslautern), dessen Schuss Torhüter Tomas Koubek gerade noch mit einer Hand abwehrte (10.).
Mit zunehmender Spieldauer bekamen die DFB-Junioren die intensive Begegnung immer besser in den Griff, die Hausherren blieben jedoch bei Kontern stets gefährlich. Glück hatte die DFB-Elf in der 27. Minute: Martin Frydek, Sohn des gleichnamigen ehemaligen Bundesliga-Profis (Leverkusen, Duisburg), verfehlte aus 18 Metern das Tor nur knapp.
Nach dem Seitenwechsel wuchs die Spannung minütlich. Da Dänemark im Parallelspiel in Führung gegangen war, durfte die deutsche Mannschaft nicht verlieren. In dieser Phase musste sich die Hrubesch-Elf bei Julian Korb (Borussia Mönchengladbach) bedanken, der einen Kopfball von Jakub Brabec von der Linie köpfte (47.). Wenig später traf dann Schulz aus dem Getümmel und erlöste das deutsche Team.
Führung sorgt nicht für Ruhe
Für die erhoffte Ruhe sorgte das erst zweite U21-Tor der 22-Jährigen aber nicht. Stattdessen hämmerte Krejci nach Flanke des künftigen Hoffenheimers Kaderabek am zweiten Pfosten den Ball zum Ausgleich unter die Latte. In einer hektischen Schlussphase hatten beide Teams noch Chancen zum Sieg.
Beim bislang letzten Olympia-Auftritt einer DFB-Elf vor 27 Jahren in Seoul, wo es Bronze für Jürgen Klinsmann, Thomas Häßler und Co. gab, war noch kein Spieler aus Hrubeschs Mannschaft auf der Welt. Nun gibt es für den Coach am Ende seiner Karriere noch einmal ein Highlight. „Olympia hatte ich noch nicht. Ich bin sehr froh, auch für die Jungs, dass es jetzt passiert“, sagte Hrubesch.