Berlin. Eine spezielle Taktik gegen den deutschen Basketball-Meister? Ahmet Caki schüttelt den Kopf. „Wir sind nicht in der Situation, uns etwas Spezielles vorzunehmen“, sagt der Trainer von Alba Berlin, „wir müssen erst einmal unseren eigenen Rhythmus finden.“ Was auch zwei Monate nach Saisonstart noch immer nicht gelungen ist. Wenn es überhaupt einen positiven Aspekt an derlei Rhythmusstörungen gibt, dann den, dass an diesem Sonntag (15.30 Uhr) in der Mercedes-Benz Arena gegen Brose Bamberg alles passieren kann. Spielt Alba wie vor einer Woche in Ludwigsburg (79:73), hat Cakis Team eine Siegchance. Tritt sie auf wie am Mittwoch in Fuenlabrada (80:105), droht eine Abreibung erster Güte. Berlins Center Elmedin Kikanovic fasst den Kern aller taktischen Planspiele deshalb treffend zusammen: „Wir müssen viel besser verteidigen.“
Schon Freitag 12.000 Tickets verkauft
Besser wäre es. Zum ersten Mal in dieser Saison wird die Arena am Ostbahnhof nahezu ausverkauft sein; 12.000 der 14.500 Tickets waren am Freitag schon verkauft. Das Berliner Basketball-Publikum, immer noch eines der größten Europas, wünscht sich eine Überraschung, wenn der dominierende Klub vergangener Zeiten seinen Nachfolger aus Franken empfängt, der in den letzten zwölf Jahren acht Mal den nationalen Titel gewann. Dessen Etat angeblich doppelt so hoch ist wie die neun Millionen Euro, die Alba pro Jahr ausgibt. Das den Stress von (mindestens) 30 zusätzlichen Partien in der Euroleague gern auf sich nimmt, weil die Ziele beim Serienmeister längst kontinental ausgerichtet sind. Das seinen ärgsten Herausforderer Bayern München jüngst mit 80:59 in die Schranken wies.
Bamberg ist inzwischen der Verein, der Alba die Spieler wegschnappt, die in Berlin auch hochwillkommen wären. Der gebürtige Berliner Maodo Lo etwa zog es vor, vom College kommend in Franken anzuheuern. Er bekommt viel Spielzeit und hat auch in der Europaliga schneller Fuß gefasst als erwartet. Der 18-jährige Hamburger Louis Olinde stand ebenfalls auf dem Alba-Wunschzettel – und läuft nun im Brose-Trikot auf. Lucca Staiger, von 2010 bis 2012 bei Alba unter Trainer Luka Pavicevic auf die Reservebank verbannt, ist in Bamberg zu einem wichtigen Rollenspieler geworden, der nun sicher gerade in Berlin seine gefürchteten Drei-Punkte-Würfe versenken will.
Caki hält an seiner Philosophie fest
Unbeirrt von alledem bleibt Caki seiner Philosophie treu, die so anders ist als jene von Vorgänger Sasa Obradovic, für den Verteidigung über allem stand. „Eine gute Balance zwischen Offensive und Defensive ist unser Schlüssel zum Erfolg“, beharrt der Türke auf seinem Weg. Was nicht heißt, dass sein Team nicht ruhig aufmerksamer verteidigen und bei den Rebounds viel engagierter zu Werke gehen darf als bisher. Für den Fall ist ein Sieg über die noch ungeschlagenen Bamberger möglich. Das wäre dann doch etwas Spezielles. Etwas, das eine bisher sehr wechselhafte Alba-Saison in bessere Bahnen lenken könnte.