Der Weltluftfahrtverband IATA hat große Pläne. Er will lästige Körperkontrollen am Flughafen abschaffen und Biotreibstoff zur Klima-Schonung einsetzen.

Geht es nach dem Weltluftfahrtverband IATA , wird das Fliegen bald angenehmer für Passagiere, schonender für die Umwelt und lukrativer für die Airline-Aktionäre. Bei seiner Jahrestagung in Singapur hat der Dachverband von 230 Fluggesellschaften für Passagiere und Umwelt eine rosige Zukunft gemalt.

Die Ertragslage steht auf einem anderen Blatt. Der Verband (repräsentiert rund 93 Prozent des weltweiten Luftverkehrs) musste seine Gewinnprognose drastisch reduzieren; von 8,6 auf 4 Milliarden Dollar in diesem Jahr. Schuld sind vor allem die hohen Ölpreise – und nach Ansicht der IATA die EU-Politiker, die den Airlines das Leben mit immer neuen Steuern und Abgaben schwer machen.

Die IATA stellte in Singapur erstmals den „ Checkpoint der Zukunft “ vor, ein fast vollautomatisches System zur Sicherheitskontrolle, bei dem das Handgepäck in der Hand, der Laptop in der Tasche und die Schuhe an den Füßen bleiben können. „Passagiere sollen mit Würde durch die Kontrollen kommen, ohne gestoppt zu werden, ohne sich ausziehen zu müssen und mit Sicherheit, ohne begrapscht zu werden“, sagte der scheidende Generaldirektor Giovanni Bisignani.

Der IATA-Prototyp einer Kontrollstation besteht aus drei etwa zehn Meter langen Röhren. Die Passagiere werden anhand der Angaben in ihrem Pass in Risikogruppen „vorsortiert“. Vielflieger gehen durch den schnellen Kanal, in dem Maschinen in den Wänden im Vorbeigehen nach Metallgegenständen und Flüssigkeiten scannen.

In den anderen Kanälen ist die Kontrolle je nach Risikograd schärfer, aber ebenfalls vollautomatisch. In fünf Jahren könne so ein System funktionieren, meint die IATA.

Zur Reduzierung der klimaschädlichen Gase setzt der Verband auf Biotreibstoff . „Wenn es nach uns ginge, würden wir so schnell wie möglich mit 100 Prozent Biosprit fliegen“, sagte der Direktor für Umwelt, Paul Steele. Die Emissionen pro Tonne seien 80 Prozent niedriger als bei Kerosin. Lufthansa will als eine der ersten Airlines noch in diesem Jahr zwischen Frankfurt und Hamburg Passagierflugzeuge mit Biotreibstoff-Beimischung fliegen.

Noch gibt zu wenig Biotreibstoff und er ist noch doppelt so teuer wie Kerosin. Bis 2020 hält die IATA einen Biosprit-Anteil von sechs Prozent für realistisch. Experimentiert werde mit Treibstoff gewonnen aus Algen, Jathropa-Sträuchern und städtischem Abfall. In London und Sydney laufen nach Angaben der IATA entsprechende Tests.

Steele betonte, dass Flugzeuge – anders als Autos – keinen Treibstoff aus Nutzpflanzen verwenden. Biodiesel würde in der Höhe gefrieren, und Ethanol liefert nicht die nötige Energiedichte.

Die Luftfahrtindustrie verursache im Jahr etwa 649 Millionen Tonnen CO 2 -Emissionen, sagte Steele, knapp zwei Prozent des gesamten Ausstoßes. Durch effizienteren Energieverbrauch hätten die Airlines seit 2004 rund 3,3 Milliarden Tonnen eingespart.

Der Handel mit Verschmutzungszertifikaten sei im Prinzip ein gutes Instrument, um den CO 2 -Ausstoß langfristig zu senken. Doch bringe der Alleingang der EU, die die Luftfahrt ab 1. Januar 2012 zum Kauf von Verschmutzungszertifikaten verpflichtet, nichts. Das Problem brauche eine globale Lösung. IATA-Generalsekretär Giovanni Bisignani bezeichnete die EU-Pläne als illegal. US-Airlines haben vor dem europäischen Gerichtshof bereits geklagt

Die EU könne nicht ausländische Airlines mit Abgaben für Strecken belangen, die gar nicht in der EU liegen. US-Airlines haben vor dem europäischen Gerichtshof bereits geklagt. Auch die Fluggesellschaften kritisieren das Vorhaben scharf und hoffen auf eine Verschiebung des Termins, um Alternativen auszuarbeiten.

Interpol-Chef Ronald Noble amüsierte die Tagungsteilnehmer mit einem gefälschten Lufthansa-Ausweis . Den hatte er sich auf dem Schwarzmarkt in Bangkok für 100 Dollar besorgt. Er zog die Plastikkarte mit seinem Foto bei einer Podiumsdiskussion aus der Tasche, um darauf hinzuweisen, dass Airlines es mit der Sicherheit ganz genau nehmen müssten.

Mit dem Ausweis wäre Noble nicht weit gekommen, sagte Lufthansa-Sprecher Frank Püttmann. Die echten Ausweise enthielten Sicherheitsmerkmale, die nicht kopierbar seien.

Nach Angaben von Noble wird nur die Hälfte der Pässe aller international reisenden Passagiere mit Verbrecherdateien abgeglichen. „Fast eine halbe Milliarde Passagiere wird nicht geprüft“, sagte er. Bei den überprüften Passagieren seien im vergangenen Jahr 40 000 gestohlene oder vermisst gemeldete Reisepässe entdeckt worden.

Bisignanis Nachfolger Tony Tyler , früher Chef der Cathay Pacific aus Hongkong, will mehr Billigflieger in den Verband holen. „Unsere Mitglieder repräsentieren 93 Prozent des Passagieraufkommens“, sagte er. „Es wäre natürlich noch besser, alle Fluggesellschaften an Bord zu haben, unabhängig von ihrem Geschäftsmodell.“