Wall-Fahrten

Mauern in aller Welt – fünf Touren, immer am Limit

| Lesedauer: 5 Minuten
Eberhard von Elterlein

Sind Sie ein Grenzgänger? Haben Sie ein Faible für Mauern und Grenzwälle? Dann sind Sie hier richtig! Anlässlich des Berliner Mauerfalljubiläums stellen wir Ihnen weltweit fünf Mauern vor, die – teilweise – noch stehen. Und sich von teils abschreckenden Verteidigungsanlagen zu Touristenattraktionen entwickelten.

Limes

Den Römern haben wir die – nach der Berliner Mauer – berühmteste Grenze auf deutschem Boden zu verdanken. Der „Obergermanisch-rätische Limes“, wie er korrekt heißt, stellt auf 550 Kilometern die ehemalige Außengrenze des Römischen Reichs zwischen Rhein und Donau dar. Er erstreckt sich von Rheinbrohl etwa 30 Kilometer südöstlich von Bonn bis zum Kastell Eining zwischen Regensburg und Ingolstadt durch die heutigen Bundesländer Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern.

Allerdings verlief lediglich zwischen dem Rotenbachtal bei Schwäbisch Gmünd und der Donau bei Eining eine 166 Kilometer lange Mauer. Rekonstruierte Stücke dieser im Durchschnitt drei Meter hohen und 1,20 Meter breiten Steinmauer finden sich heute am Dennenloher See in der Nähe von Ansbach und bei Rainau nördlich von Aalen. Der Limes gehört seit 2005 zum Unesco-Welterbe. Er lässt sich heute auf der Deutschen Limes-Straße ( www.limesstrasse.de ) von Rheinbrohl/Bad Hönningen bis Regensburg sowohl mit dem Auto als auch per Rad erkunden. Der 245 Kilometer lange Limeswanderweg des Schwäbischen Albvereins ( www.schwaebischer-albverein.de ) beginnt in Miltenberg zwischen Spessart und Odenwald und endet in Wilburgstetten in Mittelfranken.

Hadrianswall

Der Hadrianswall hat mit dem Limes zwei Gemeinsamkeiten. Auch er ist ein Teil der ehemaligen römischen Grenzanlagen, und auch er gehört zum Unesco-Welterbe (seit 1987). Doch im Gegensatz zu seinem südlichen Pendant war der 122 n. Chr. vom römischen Kaiser Hadrian in Auftrag gegebene Wall durchgehend befestigt, und noch heute existieren große Teile von ihm. Er ist circa 117 Kilometer lang und verläuft von Maia (heute Bowness-on-Solway) an der Westküste nach Segedunum (heute Wallsend) im Osten. Die Mauer war circa drei Meter breit und bis zu sechs Meter hoch – und ist heute eine Touristenattraktion. Man kann entlang des Bauwerks auf dem Hadrianswall Path ( www.nationaltrail.co.uk ) wandern und dabei auch einen alten Baum bei Sycamore Gap besuchen. Der war Kulisse im 1991 gedrehten Film „Robin Hood – König der Diebe“ mit Kevin Costner. Eine gemütliche Übernachtungsmöglichkeit bietet „The Hadrian Hotel“ zwischen Carlisle und Newcastle (Informationen: www.hadrians-wall.org ).

Kremlmauer

Wesentlich jünger als die römischen Grenzanlagen ist die Kremlmauer. Im 14. Jahrhundert wurde an der Stelle des zuvor abgebrannten Holzkremls erstmals eine durchgehend aus weißem Kalkstein erbaute Zitadelle errichtet. Seine heutige Form mit rotem Backstein erhielt der Kreml aber erst 1499. Der Befestigungskomplex, in dem sich heute wieder der Sitz des russischen Präsidenten befindet, diente vielen anderen Städten Russlands als Vorbild zum Bau ähnlicher Festungen. Die heutige Kremlmauer ist gut zwei Kilometer lang, ihre Höhe liegt bei fünf bis 19 Metern, und sie ist zwischen 3,5 und 6,5 Meter dick.

Ein Teilstück, das direkt am Roten Platz liegt, ist als Ehrenfriedhof die letzte Ruhestätte prominenter Persönlichkeiten wie Stalin, Gorki oder Breschnew. Heute gehört der Kreml mit dem nebenan liegenden Roten Platz zur wichtigsten Sehenswürdigkeit Moskaus – und zum Unesco-Welterbe. 400 Meter entfernt hat man vom Hotel „Baltschug Kempinski Moskau“ ( www.kempinski-moscow.com ) den besten Blick auf die Kremlmauer. Er kostet auch etwas, das Doppelzimmer ab 416 Euro.

Klagemauer

Die religiöse Stätte des Judentums liegt in der Altstadt Jerusalems und ist 48 Meter lang und 18 Meter hoch. Die Juden selbst nennen sie westliche Mauer, da sie die westliche Stützmauer des herodianischen Tempelbergs darstellt, auf dem vor zweitausend Jahren der jüdische Tempel stand. Heute ist die Klagemauer nationales und religiöses Herzstück des Staates Israel – und Pflichtprogramm für alle Jerusalem-Touristen. Rund sechs Millionen Gäste pilgern jährlich durch die Altstadt, die zum Unesco-Welterbe gehört, um an der Klagemauer zu fotografieren, zu beten und kleine Zettel mit Gebeten und Wünschen in die Gesteinsritzen zu stecken. Wer bei seinem Besuch weite Wege scheut: Das „Jerusalem Panorama Hotel“ ( www.jerusalempanoramahotel.com ) liegt in unmittelbarer Nähe zur Klagemauer.

Chinesische Mauer

Das größte Bauwerk der Welt erstreckt sich über eine Gesamtlänge von über 8800 Kilometern quer durch China. Der ehemalige Grenzbau, dessen erste Stücke vermutlich bereits während der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts vor Christus entstanden sind, sollte das Chinesische Kaiserreich vor nomadischen Reitervölkern aus dem Norden schützen.

Die Chinesische Mauer gehört seit 1987 zum Unesco-Welterbe und seit 2007 zu den „sieben neuen Weltwundern“, zu der sie von weltweit 70 Millionen Menschen gewählt wurde. Diese Wahl war aber genauso umstritten wie der Status als angeblich einziges Bauwerk, das vom Weltall aus gesehen werden kann. Selbst Chinas erster Raumfahrer konnte sie 2003 bei seinem All-Ausflug nicht erspähen. Einen besseren Blick hat man vom Boden aus: Peking-Touristen fahren vom Busbahnhof südlich des Tiananmen-Platzes zum nächstgelegenen Mauer-Abschnitt in Badaling, 70 Kilometer nordwestlich.