Der Joersfelder Segel-Club will die Inklusion vorantreiben. Dafür hat er nun eine eigene Abteilung gegründet

Segeln ist für jeden etwas – auch für Menschen mit einer Behinderung. Der Joersfelder Segel-Club in Reinickendorf hat deshalb nun eine Abteilung „Para-Sport Segeln“ gegründet, in der behinderte und nicht behinderte Sportler gemeinsam aktiv sein können – entweder mit- oder gegeneinander.

Der Verein baut daher seine „Para-Segelgruppe“ aktuell mit dem kleinen Einmann-Kielboot 2.4mR auf. „Dieses Boot ist leicht segelbar, stabil, es kann nicht kentern oder sinken. Personen mit oder ohne Handicap können es gut segeln“, erläutert Bernd Käther, der das Projekt im Verein mit initiiert hat. Kä­ther, Wettsegelobmann des Berliner Segler-Verbandes, hatte selbst vor sechs Jahren Gehirnblutungen, kann seitdem nur noch schwer das Gleichgewicht halten. Das Boot sei durch einfache Anpassungen mit jeder Art von Behinderung zu segeln – dazu zählen Gleichgewichtsstörungen und Gehbehinderungen zum Beispiel nach einem Schlaganfall, aber auch ganz oder teilweise fehlende Ex­tremitäten oder Multiple Sklerose. Der Klub hat daher das Motto ausgerufen: „Drei Tage Segeln bringen mehr als drei Wochen Reha!“ Käther selbst segelt heute ebenfalls das 2.4 mR. Seit Segeln als paralympische Disziplin aus dem Programm gestrichen wurde, führt Segeln mit einer Behinderung ein wenig ein Schattendasein – etwas, das Käther ändern möchte. Schließlich hat Deutschland hier große Erfolge vorzuweisen: Der Hamburger Heiko Kröger etwa ist Olympiasieger und mehrfacher Weltmeister in dem kleinen Boot.

Bei der Initiative des Tegelorter Klubs stehen aber weniger der Wettbewerbsgedanke als vielmehr der Sport und die Gesundheit im Vordergrund. „Allein durch das Schaukeln des Bootes werden schließlich alle Muskeln gefordert und trainiert. Gesteuert wird das Boot entweder mit Füßen oder Händen, je nach persönlichen Möglichkeiten oder Vorlieben“, so Käther. In dem 4,15 Meter langen und nur 80 Zentimeter schmalen Boot sitze man stabil und sicher, ein Herausfallen sei nicht möglich.

Vom Joersfelder Segel-Club beabsichtigt ist für das neue Engagement auch die Kooperation mit einer Reha-Einrichtung. Ein segelerfahrener Physiotherapeut soll die Voraussetzungen liefern, um Reha-Patienten, die entweder noch nie oder früher einmal gesegelt sind, an das Segeln im 2.4mR heranzuführen. Ermöglicht durch Spenden der „Aktion Mensch“ sowie der „Stiftung Peter Koch“, wird derzeit zudem ein Schwimmsteg gebaut, um auch Rollstuhlfahrern einfaches Einsteigen in das ehemalige paralympische Boot zu ermöglichen. Eine offizielle Einweihung des Schwimmsteges ist im Mai geplant. Darüber hinaus ist ein rollstuhlgerechter Sanitärraum mit Dusche und Toilette in Vorbereitung. Kleine Spenden werden hierfür noch benötigt, ausführende Firmen werden noch gesucht. „Mit Beginn der Segelsaison 2018 wird aber auf jeden Fall ein Training angeboten. Auch ein Schnuppersegeln im 2.4mR wollen wir ermöglichen, damit jeder das einmal unverbindlich und kostenlos ausprobieren kann – mit oder ohne Behinderung“, so Käther.

Interessenten können sich mit Fragen oder zur Terminvereinbarung zum Schnuppersegeln im 2.4mR unter parasegeln@jsc-berlin.de melden. Unter der gleichen E-Mail-Adresse kann auch ein Besuch oder ein Schnuppersegeln im Joersfelder Segel-Club verabredet werden. Weitere Informationen sind unter www.joersfelder-segel-club.de zu finden.