Berlin. Kommt bald die Corona-Schluckimpfung? Ein orales Vakzin auf Hefebasis macht Hoffnung – demnächst soll es klinisch getestet werden.
- Bisher werden alle zugelassenen Corona-Impfstoffe injiziert - also in den Muskel gespritzt
- Forscher arbeiten aber nun auch an einer unkomplizierten Schluckimpfung
- Ihr Ergebnisse machen Hoffnung
Es wäre eine Entwicklung, die den Kampf gegen die Corona-Pandemie deutlich beschleunigen würde: Forscher arbeiten an der Entwicklung einer unkomplizierten Schluckimpfung gegen das Virus. Ein israelisch-amerikanisches Pharmaunternehmen arbeitet derzeit mit Hochdruck daran, den weltweit ersten Corona-Impfstoff zum oralen Einnahme herzustellen.
Die neu gegründete Firma Oravax Medical bereite noch in diesem Quartal den Start einer klinischen Studie vor, heißt es in einer Mitteilung der Firma. „Ein oraler Covid-19-Impfstoff würde mehrere Hindernisse für eine schnelle Verbreitung in großem Maßstab beseitigen“, sagt Nadav Kidron, Geschäftsführer des Unternehmens Oramed, das Oravax Medical gemeinsam mit der Firma Premas Biotech als Joint Venture gegründet hat.
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Corona-Schluckimpfung: Besser gegen Mutationen?
Menschen könnten den Impfstoff selbst zu Hause einnehmen, es brauche kein medizinisches Personal mehr. „Während die einfache Verabreichung heute entscheidend ist, um die Impfraten zu beschleunigen, könnte ein oraler Impfstoff noch wertvoller werden, wenn eine Covid-19-Immunisierung wie die Standard-Grippeschutzimpfung jährlich empfohlen wird“, so Kidron weiter. Der Virologe Christian Drosten vermutet, dass derartige Nachimpfungen womöglich schon diesen Winter nötig sein werden.
Der Impfstoffkandidat zum Schlucken profitiert den Angaben vion Oravax zufolge auch davon, dass er sich gegen drei Struktur-Proteine des Coronavirus richtet und nicht nur gegen das Spike-Protein. Dadurch soll er einen besseren Schutz gegen neu auftretende Mutationen bieten.
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In einer Pilot-Tierstudie habe der oral verabreichte Impfstoff nach einer Dosis sowohl die systemische Immunität durch Immunglobulin G – den am meisten verbreiteten Antikörper in Blut und Körperflüssigkeiten, der vor Virusinfektionen schützt –, als auch das Immunglobulin A gefördert. Der Beginn einer klinischen Studie werde bis Ende Juni erwartet. Erste Ergebnisse könnten dann innerhalb von drei Monaten vorliegen.
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Günstigere Produktion und weniger Nebenwirkungen erhofft
Der Impfstoff zum Schlucken entsteht dem Entwickler zufolge auf Hefebasis, wodurch der zeitliche Aufwand und die Kosten der Produktion erheblich geringer seien als bei den bereits zugelassenen Vakzinen, berichtet die Zeitung „Jerusalem Post“. Orale Medikamente hätten darüber hinaus meist weniger Nebenwirkungen.
Versand werden könne der Impfstoff zum Schlucken bei Kühlschranktemperaturen, gelagert werde er bei Raumtemperatur. „Das macht es logistisch einfacher, ihn überall auf der Welt zu bekommen“, sagte Nadav Kidron der Zeitung.
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Schluckimpfung gegen Corona: Einnahme wie eine normale Tablette
Grundsätzlich müsste der Impfstoff wie ein herkömmliches Medikament eingenommen werden: Das Vakzin wird in einer magensaftresistenten Kapsel transportiert, die wie andere Tabletten mit Wasser oder pur geschluckt werden. Der Impfstoff wird dabei im oberen Darm freigesetzt. Um den Abbau des Wirkstoffs durch die darmeigenen Enzyme zu verhindern, werden spezielle Hemmstoffe, sogenannte Protease-Inhibitoren verwendet, heißt es von Oravax. Spezielle Inhaltsstoffe sorgen dafür, dass der Impfstoff in großen Mengen in die Blutbahn transportiert werden kann.
Oravax-Miteigentümerin Oramed ist ein Pharma-Unternehmen, das sich auf die Entwicklung von oralen Impfstoffen spezialisiert hat. Es hat sich eine entsprechende Technologie als Patent schützen lassen. Gegründet 2006 arbeitet es auch an Behandlungsmethoden von Diabetes.
Neben Oravax arbeiten auch andere Pharmafirmen am Schluck-Impfstoff. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschäftigen sich drei weitere Unternehmen mit der Entwicklung eines oralen Vakzins gegen das Coronavirus.
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(mit bml)