Ärzte raten, entzündete Krampfadern operieren zu lassen. Wanderungen am Strand, Sport und viel Flüssigkeit beugen Thrombosen vor
Dicke Beine, wulstige Venen, enge Kompressionsstrümpfe - für Menschen mit Krampfadern ist der Sommer kein Vergnügen. Die ohnehin gedehnten Blutgefäße weiten sich in der Hitze noch mehr.
Durch den Druck, der auf den Venen lastet, kann Wasser ins Gewebe sickern und die Unterschenkel anschwellen lassen. Auch die Thrombosegefahr steigt.
Rund 20 Prozent der Menschen leiden unter Krampfadern. Entgegen landläufiger Annahmen sind Frauen nicht wesentlich häufiger betroffen als Männer. "Von fünf Krampfader-Patienten sind drei weiblich und zwei männlich", sagt Eva Haas, Chirurgin und Ärztin für Venenheilkunde (Phlebologie) an der Schlossklinik Abtsee in Laufen. Männer bemerkten die Krampfadern nur oft nicht - weil sie z. B. nicht den kosmetischen Leidensdruck haben.
Menschen mit Krampfadern haben immer ein erhöhtes Thromboserisiko. "Im Sommer nimmt es oft zu, vor allem bei Frauen, die zu wenig trinken", betont die Ärztin. Ist nicht genug Flüssigkeit im Körper, wird das Blut "dicker" und kann eher gerinnen. Man spricht dann von einer Oberflächenthrombose. Die Vene entzündet sich, wird heiß, rot und schmerzhaft. Die Entzündung kann harmlos sein, wenn ein Nebenstrang oder eine unbedeutende Vene betroffen ist. Gegen die Schmerzen helfen dann eiskalte Umschläge und Medikamente. Liegt die Entzündung jedoch in einer Hauptvene (Stammvene), kommt der Befund einer echten Thrombose gleich.
Gegen diese Gefahr lässt sich jedoch einiges unternehmen. "Das Entscheidendste sind Sport und Bewegung, da dadurch die Durchblutung angeregt wird", betont die Phlebologin. Gerade im Sommer sollten Krampfadern-Patienten möglichst viel schwimmen. Denn dabei werden die Beine nicht belastet, und der Wasserdruck wirkt von außen wie Kompressionsstrümpfe. Auch Walking oder Radfahren sind erlaubt. Sportarten, bei denen die Beine stark beansprucht werden - wie Tennis oder Gewichtheben - sind nichts für Menschen mit Krampfadern.
Empfehlenswert sind Wechselbäder oder kalte Güsse über die Unterschenkel, weil sich dadurch die geweiteten Venen zusammenziehen. "Das geht auch auf Strandwanderungen - einfach durch die kühle Brandung waten", rät Eva Haas. Wer lange Flug- oder Busreisen unternimmt, sollte öfter aufstehen und sich die Beine vertreten, viel trinken und auf jeden Fall Kompressionsstrümpfe tragen. Bei Langstreckenflügen ist es unter Umständen ratsam, sich zwei Stunden vorher eine Thrombosespritze zu setzen.
"Bei akuten Venenentzündungen ist die Operation die sicherste Behandlungsmethode", sagt die Chirurgin. Andernfalls ist das Risiko sehr hoch, eine Embolie zu bekommen. Bei dem Eingriff wird die Vene entfernt.
Selbst wenn von einer entzündeten Vene kein direktes Embolie-Risiko ausgeht, ist eine Operation oft besser. "Denn ungewiss ist immer, ob sich mit der Zeit nicht auch andere Adern entzünden können", warnt Eva Haas.
Sehr dünne Krampfadern und Besenreiser kann man sich veröden lassen. Dazu wird eine Substanz gespritzt, die die Äderchen innerlich verklebt, so dass sie sich nicht mehr mit Blut füllen können. Eine Thrombosegefahr besteht in solchen Fällen meist nicht. Das gilt auch für oberflächliche Krampfadern, die in der Haut liegen. Selbst wenn diese dick und sehr wulstig aussehen sind sie nicht immer gefährlich. Die Kosten für die Entfernung übernehmen in der Regel die gesetzlichen Krankenkassen. Lediglich bei Verödungen sollte zuvor die Kostenübernahme geklärt werden.
ddp