Morgens muss es meist schnell gehen. Aber wenn Zeit ist, liegen viele gern in der Wanne und entspannen im wohnlichen Ambiente

Kurz unter die Dusche, Zähne putzen, Wimpern tuschen – im Bad muss es meist schnell gehen. Daher ist der Raum funktional eingerichtet. Das soll sich nach Vorstellungen der Einrichtungsbranche ändern, wie auf der Internationalen Möbelmesse IMM Cologne in Köln zu sehen war. Dort lautete eine Frage: Wie macht man aus dem Bad ein Wohnzimmer?

Denn das Bad kann viel mehr sein als nur ein Zimmer für die Körperpflege: ein Wellness- und Ruheraum. „Es ist in vielen Wohnungen der einzige Raum, in den man sich mal zurückziehen kann“, sagt Hans-Georg Zöllner, Geschäftsführer vom Badmöbelhersteller Pelipal. Solche Räume braucht der Mensch im stressigen Alltag. Und so überlegen die Hersteller bereits seit Jahren, wie das Badezimmer aussehen sollte.

Viele Firmen haben den Fokus auf Wellness zu Hause gelegt: Duschen mit vielen Einstellungen sowie Lichttherapie, Badewannen mit Whirlpool und vieles mehr, was man auch in einem klassischen Spa findet, soll nach Hause kommen. Auch Innenarchitekten gehen in diese Richtung: In einer Sonderausstellung auf der IMM Cologne hat Miriam Medri aus Hamburg die Badewanne mit Lattenrost und Matratze abgedeckt. Sie wird zum Bett, wenn nicht gebadet wird.

Und die Toilette verschwindet unter einer Sitzbank. Ihr Deckel schließt bündig mit einer Sitzfläche. „Man kann sie weiterhin benutzen, aber sonst verschwindet sie einfach“, erläutert Medri. Das verdeutlicht den gewünschten Wandel: Installationen mit Alltagsfunktion verschwinden zugunsten des Wohlfühlens.

Auch die Einrichtung soll weniger nach Badezimmer aussehen. So stören klassisch verlegte Fliesen den Bad-Designer Torsten Müller. Die Fugen bringen Unruhe in den Raum, findet er. Alternativ sind größere Formate im Trend, auch Laminat und Tapeten sind tauglich für den Raum mit hoher Luftfeuchtigkeit.

Eine andere Herangehensweise hat der Hersteller Burgbad. Er hat sich den Aufbau eines typischen Badezimmers angeschaut. Das Problems des Raums: Die Aufteilung ist durch Wasseranschlüsse und Rohre relativ festgelegt. „Badarchitektur war zum Großteil immer Wandgestaltung“, sagt Sabine Meissner von Burgbad. Ein Ansatz ist, diese loszulösen – so kann zum Beispiel eine Wanne frei im Raum stehen. Oder das Waschbecken kommt nicht an eine Wand, sondern an einen Raumtrenner mitten im Zimmer. Der klassische Aufbau wird aufgelöst.

Außerdem werden – beispielsweise mit Burgbads System rc40 – Möbel verwendet, die auch in ein Schlafzimmer passen können. Damit will Burgbad Raumgrenzen sprengen, heißt es im Katalog. Es soll kaum noch erkennbar sein, wo Schlaf- oder Badezimmer anfangen und aufhören.

Doch das muss im Grundriss eines Hauses erst einmal möglich sein – zumindest Altbauten haben selten offene Strukturen. „Ich würde sagen, 80 Prozent der Bäder sind von gestern“, sagt Philipp Grohe, Chef der Marke Axor bei Hansgrohe. Selbst wer neu baue, müsse häufig mit etwa 20 Quadratmeter planen. Wie können Bewohner ihr Bad wohnlicher machen?

Philipp Grohes Ansatz sind die Armaturen. Er fragte Designer: „Wie würde das Duschen aussehen, wenn wir es neu erfinden könnten?“ Das japanische Designstudio Nendo gestaltete daraufhin den Duschkopf LampShower, der Lampe und Dusche vereint. Das schwedische Designtrio Front schaute sich die „verborgene Ästhetik“ der Rohre, Ventile und Trichter der Dusche an. Diese werden nicht versteckt, aber die Komponenten der ShowerProducts so überarbeitet, dass sie ansehnlich sind. Angeraute Flächen verdeutlichen, wo man Wärme oder Duschhöhe regeln kann. „Es soll sehr klar sein, was zu tun ist, wenn du es anschaust“, sagte Front-Designerin Charlotte von der Lancken.

Selbst wer keine Armaturen austauschen will, kann einiges tun, um das Badezimmer wohnlicher zu machen – mit handlichen Lichtdimmern, findet Philipp Grohe. „Die sind günstig, aber nur in etwa 20 Prozent der Badezimmer hat man diese derzeit.“ Für eine gute Ausleuchtung des Bades plädiert auch Bad-Designer Torsten Müller: „Bringen Sie Lichttherapie in den Raum.“

Und Müller plädiert dafür, alle Kommunikationsgeräte aus dem Bad zu verbannen und nicht ständig erreichbar zu sein: „SMS, Facebook, Mails – diese Mittel sollten Sie in dem Raum, im dem Sie sich reinigen, ausblenden.“ Für Kunden, die dennoch morgens im Bad die Börsenkurse abrufen wollen, haben einige Hersteller aber auch versteckte Spielereien: Die Marke Artiqua von Pelipal bietet zum Beispiel Flächenspiegel mit Bildschirm.

Letztlich geht es darum, mehr Dinge in das Bad zu bringen, die in Schlaf- und Wohnzimmer stehen. Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie schlussfolgert: „Das Bad des 21. Jahrhunderts ist erfunden. Es kombiniert technische Weiterentwicklung und den Anspruch ans gesunde Wohlfühlen.“